Wo sind all die Radfahrer geblieben?


10. kompletter Urlaubstag auf dem Darß. Der Wetterbericht lässt erneut Sonnenschein von 6.00 Uhr bis 21 Uhr erhoffen. Auch wenn der " Lorenz " nicht von oben auf das schüttere Haar brennt, weil die Temperaturen " nur " knapp über die 20 Grad - Marke liegen, haben wir längst eine dunklere Hautfarbe bekommen. Die Seeluft hat dabei ordentlich nachgeholfen. Selbst wenn es hier beinahe täglich ein wenig windig bleibt oder der Himmel sich gedeckt zeigen sollte, wird der Urlauber zumindest eine gebräunte Hautfarbe erhalten. 

Die Luft hier " oben " im Nordosten dieses, unseres, sich angeblich im Krisenmodus befindlichen Landes, sie ist tatsächlich für viele Menschen, nicht nur die Asthmatiker unter uns, gesund. Deshalb finden sich jährlich - wie an den anderen deutschen Küstenregionen und Inseln auch, Hunderttausende Besucher ein. Nie Mehrzahl ihrer sucht schlichtweg Erholung. Sie sinnt nach Ruhe vom permanent zu lauten Alltagsleben. Sie möchte kein Remmidemmi, wie am " Ballermann " auf Mallorca, kein aufgepapptes Schickimicki, wie auf Sylt und keine Bettenburgen, Karnickelställe mit genormten Freizeitanlagen zum Super - Sonder - Billigpreis, wie sie beispielsweise auf Ibiza, Teneriffa oder Bali ( dort stinkt das Meer immer noch nach Scheiße ) zu finden sind.

Der Ostseeurlauber am " Klützer Winkel " bei Boltenhagen über Rügen bis nach Usedom hat grundsätzlich andere Ansprüche. Er erwartet mehrheitlich dort Ruhe, Natur und Entspannung. Keine krawalligen Nächte, keine Sauf - und Grillabende, die bis in die Puppen gehen und keine betrunkenen, laute Rap - Hip Hop - Pop - Musik hörenden und diese, mittels noch lauterer, eher grölender, das elende Geplärre aus den mitgebrachten Radios, noch übertönende Unterhaltung.

Ruhe, Ruhe, Ruhe statt Lärm, Krach, Gestank....?

Ja, so in etwa könnte ein Außenstehender den Durchschnitts - Ostseeurlauber ( Ost ) eingruppieren. Der zudem auch noch bewegungsaktiv ist. Und wenn er dabei " nur " einen profanen Strandspaziergang über einige Kilometer, einen kürzeren Gang durch den Ort oder - noch beliebter - eine längere Radtour durchführt. Bewegung ist gesund. Noch gesünder ist sie an der See. Auch wenn die Luft hier später hungrig macht.

Als " Corona " vor mehr als drei Jahren zum medialen Dauerthema hoch gejazzt wurde. Als mit der rasanten Verbreitung der Seuche, auch die Freiheitsrechte stark eingeschränkt wurden. Als ein Jens Spahn zum " König von Deutschland " aufpoppte, da war der hierunter leidende Bundesmichel froh, dass er innerhalb Deutschlands bestimmte Rückzugsgebiete vorfand, die seinem Bedürfnis nach Urlaub, Reisen, Freizeit, Erholung, Entspannung sowie auch Sonne, Meer, Strand, in etwa entsprechen. Es wurde überall an den deutschen Urlaubsregionen, die dieses vielleicht anzubieten haben, voll. Richtig voll. So voll, dass sich in jenen Jahren von 2020, 2021 und 2022, der dort Verweilende unter den proppevollen Stränden, den dort aufgezogenen Anlagen und den Gastronomieeinrichtungen ächzte.  

Eine gestresste Mutter, so um die Mitte Dreißig, zwei Kinder im Schlepptau, brachte es dazu auf den Punkt: " Zu kalt, zu voll, zu teuer " ( Gemeint war ein Urlaubsort an der schleswig - holsteinischen Ostseekürste ). 

Ich musste damals noch grinsen, als ich jene Dame mit Familie lamentieren hörte. Warum fährt sie eben dort hin? Vielleicht konnte und wollte sie eher " Malle " - Urlaub machen? Oder doch lieber an der türkischen Rivera sich bräunen lassen.? Bestimmt aber auf einer griechischen Insel?

Just in jenem kompletten " Corona " - Jahr entspannten wir im September 2020 an der Ostsee, auf dem Darß, in Prerow. Und? Es war voll. So knacke voll, dass wir uns entschlossen, keine Läufe auf dem Deich - Rad - Fußweg mehr zu absolvieren, weil die Kollisionsgefahr mit irgendwelchen radelnden Mumien bereits ab 8.30 Uhr gegeben war. Wir verlegten unsere Läufe in den Darßer Wald und hofften, dort weniger Radfahrer anzutreffen. Doch, weit gefehlt. Auch auf den Wegen vom Ort bis zum Weststrand / Leuchtturm, begegneten uns Massen, ganze Radlerpulks, eine beinahe nicht enden wollende Karawane zog sich durch das Areal. Es waren nicht nur viele, sondern sie kamen aus allen Ecken und Winkeln, von sämtlichen Wegen, Pfaden und Straßen und hatten nur ein Ziel. Es war der, auch von uns angepeilte, Weststrand nebst Leuchtturm.

Auch im Folgejahr 2021, in dem wir erneut im September, also der Nachsaison, unseren Prerow - Aufenthalt eingeplant hatten, war es nicht viel anders. Radler, so weit das Auge blicken konnte. Sie standen überall und nirgends in der Gegend herum, platzierten ihr High Tech - Gefährt an den Strandaufgängen, in Fahrradständer, auf freien Plätzen, in Häusernischen, an Gehsteigen und an Bäumen, Büschen, Sträuchern.

" Fahrräder anlehnen verboten ", so lautete ein Hinweisschild an beinahe jedem Geschäftseingangsbereich. Die Radlerkultur mutierte zu einem echten Ärgernis, zu einer Land - und Ortsplage.  

Mir war diese Entwicklung zwar nicht so ganz unbekannt, denn während meiner Aufenthaltszeit in der Hansestadt Bremen, war Fahrradfahren längst en vogue. Die damit verbundenen Konflikte kannte ich von daher noch bestens. Weshalb ich die Erlebnisse hier auf dem Darß zwar als nicht so dramatisch eingestuft hatte, diese mir aber dennoch einige Blogeinträge wert waren. Darunter auch diesen:

https://lobster53.blogspot.com/2021/09/fahrrad-terror.html 

Mehr als 1 1/2 später zeigt sich hier, in Prerow, dem Seebad mit der attraktivsten Landschaft ein ganz anderes Bild. Beinahe leere Radwege, nur mäßig volle Geschäfte und nicht einmal halb volle Restaurants. Statt Fahrrad - Terror, öde, gähnende Straßen und Radwege. Wo einst der Bär steppte, ist Tristesse eingezogen. Die Fahrradfahrer mit ihren sehr oft teuren Outfit, den noch teuren High Tech - Gefährten und dem Drang überall und nirgends auf die eigen Vorfahrt zu pochen, sie sind wie mit der Zauberhand aus dem Ortsbild entschwunden.

Beim Sonnenbad am FKK - Strand stellten wir uns alsdann die Frage nach dem Warum? Warum sind plötzlich jene Grauhaarigen und zum größten Teil Übergewichtigen nicht mehr da. Und: Warum sind sie nicht da? 

Tja, ein kurzes, vor Ort erfahrenes Allgemeinbild des Urlaubsortes lässt erahnen, weshalb und warum die vielen Radfahrer nicht mehr da sind. Alles ist mindestens 30% und mehr teurer geworden. Bereits im Juni des letzten Jahres traf uns selbst die Keule in den beiden Supermärkten. Beinahe wöchentlich stiegen die Lebensmittelpreise. da sollte die gute " kerrygold " plötzlich 4,59 Euro kosten, die Milch 1, 39 Euro, das Brot mehr als 3,50 je 500 Gramm usw. usf.

Wieder von dem Darß - Aufenthalt zurückgekehrt, traf den " Normalo " die Gas - Hammer. Abschläge von mehr als dem 5fachen sollten nunmehr entrichtet werden. Das Benzin stieg auf märchenhafte 2,49 Euro je Liter Super / Diesel, die Strompreise jagten durch die Decke, weil die Kilowattstunde beinahe 0,50 Euro und mehr kosten sollte.

Usw., usf., etc., pp....

Während der den kommenden Ostseeurlaub planende Urlauber dann im November, Dezember und kurz danach, die Offerten für die Unterkünfte dankend ablehnen musste und sich dabei nach billigeren Alternativen umschaute, überboten sich im Frühjahr die hiesigen Anbieter der Ferienunterkünfte mit Offerten bei " ebay Kleinanzeigen ". So etwas hatte es bis dato nicht gegeben. Auf " Verhandlungsbasis " werden hier kurzfristig Ferienwohnungen und Fremdenzimmer en masse angeboten.

Da diese Unterkünfte offensichtlich nicht vermietet werden konnten, weil die Nachfrage nicht vorhanden war, wird es durchaus erklärlich, warum die Vorsaison hier so ruhig verläuft. Diese Mutmaßung werden auch von entsprechenden Berichten aus den Medien bestätigt, die einen Buchungsrückgang von durchschnittlich 20 % vermelden.

Wo sind all die Radfahrer geblieben? Zuhause?




SECRET SAUCER  -  Venture 91  -  200  -  Second Sighting -  2007:



   


          

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