Pingpong - Ein Spielfilm zum Nachdenken!


Eines der enttäuschendsten Dinge im Leben ist wohl etwas in einen Menschen
gesehen zu haben, das nie existierte.


Wer TV - Filme mit etwas Qualität sehen möchte, benötigt Sitzfleisch. Die wahren Geschichten, solche, die das reale Leben schreibt, sind auch bei den ÖRs erst nach 0.00 Uhr empfangbar. Das sollte einen Besitzer eines Festplattenrecorders nicht weiter grämen, denn der benötigt nur den Aufnahmeknopf, um  sich - zeitversetzt - den nachmitternächtlichen Film zu Gemüte zu führen.


So lief vor einigen Tagen in einem Spartenprogramm der Spielfilm mit dem sinnigen Namen " Pingpong ". Wer denkt, dass es dabei um das allseits beliebte Spielchen mit dem Zelluloidball liegt nicht richtig, aber auch nicht völlig daneben, denn der Film befasst sich - jedoch nur im übertragenen Sinne - mit dem Tischtennis.


Da verliert ein 16jähriger seinen Vater durch Suizid und wird damit brutal in die gnadenlose Welt der Erwachsenen geworfen. Paul, so heißt der Waise, erhält bei der Trauerfeier die üblichen Floskeln des Bedauerns und der geheuchelten Anteilnahme sowie das Angebot, sich jederzeit bei seinen Verwandten sehen lassen zu können. Auf der Suche nach einem vermeintlich anderen, einem heilen familiären Umfeld, erscheint er eines Tages - ohne jedwede Vorankündigung - bei eben jenen Verwandten. Er sitzt dem Irrglauben auf, dass dort eine intakte Familie ihm den Verlustschmerz überwinden hilft. 


Die Verwandten sind von dem unangekündigten Auftauchen des Teenagers nicht unbedingt angetan und lassen ihn dennoch - wenn auch widerwillig - für einige Zeit bei sich wohnen. Aus der anfänglich intakten Familie wird - je weiter Paul in den dortigen Mikrokosmos eindringt - eine Zweckgemeinschaft, in der die Tante sich als eine egoistische Frau mit Hang zum eiskalten Ausnutzen ihrer Mitmenschen zeigt. Paul´s Tante Anna spielt mit ihm und seinen Gefühlen Pingpong, nachdem sie ihn zuvor verführt hat.

Tatsächlich interessiert sie sich nicht für den Heranwachsenden, sondern benutzt ihn nur. Nachdem Paul spät, aber nicht zu spät, das Verhalten der Tante als hintertriebenes Spiel erkennt, rächt er sich an ihr. Er lässt in den zuvor von ihm neu gefliesten Swimmingpool wieder Wasser ein und wirft den von Anna über alles geliebten Hund hinein, der anschließend dort elendig ersäuft.
Als Anna später zurückkehrt und den toten Hund findet, bricht sie weinend zusammen. Paul beobachtet die Szene und geht.

Nein, der Film ist kein billiger Abklatsch, alter, längst bekannter Verhaltensmuster. Er stellt auch keine gängigen Klischees dar oder nudelt diese erneut ab. Er erhebt auch nicht den Anspruch, mit erhobenen Zeigefinger die Gesellschaft zu kritisieren. Der Beitrag versucht nur wiederzugeben, was dem nach Nähe suchenden Menschen, einem somit Hilfesuchenden,an menschlichen Unzulänglichkeiten entgegen tritt. Die eigenen, nicht verarbeiteten biographischen Verwerfungen führen letztendlich zur Unfähigkeit, eben jene Hilfestellung zu geben, die - in dem gezeigten Film ist es ein Trauender - noch schwächerer Mensch benötigt.


Das " Familiendrama " zeigt hier, welche Konsequenzen nicht gelöste Konflikte nach sich ziehen können. In dem von Matthias Luthardt gedrehten Film spielen:  
    



Besetzung



http://www.kino-zeit.de/filme/pingpong

Prädikat: Sehenswert!

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