George Orwell´s 1984 in der Fassung des ARD " Tatorts ": Voll gegen den Kopf.
Wenn ein Roman in der Zukunft geschrieben, aus der Vergangenheit kommend zur Gegenwart wird, sollte es doch möglich sein, darüber einen Fernsehfilm zu drehen? Und, tatsächlich ist es den Mitglieder des Zwangsgebühren - Selbstbedienungsgemischtwarenladens mit dem großartigen Namen ARD am vergangenen Sonntag, diese dreifache Volte - beinahe fehlerfrei - zu vollziehen.
Der Fernsehfilm als " Krimi ", ein allseits beliebtes Mittel, um die Realität zu zeigen, zu verzerren oder schlankweg nur verkappte Märchenbücher zu verfilmen?
Ja, aber...
Als der " Tatort " einst, nämlich 1970 als Sonntagsabendunterhaltung mit der ersten Folge " Taxi nach Leipzig " auf Sendung ging, konnten die damaligen Programmfürsten natürlich nicht ahnen, dass diese Serie überaus erfolgreich wird. Da liegt auch an der Wandelungsfähigkeit dieses " Krimi " - Methusalems.
Ermittelte Walter Richter als Kommissar Trimmel in diesem - grenzüberschreitenden - Fall noch unter Zuhilfenahme einfacher kriminalistischer Methoden und dem gesunden Menschenverstand als kriminalistisches Rüstzeug, so gestaltet sich fast 33 Jahre später ein " Tatort " - verglichen mit der Anfangszeit - als ein Sci-Fi - Roman.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tatort:_Taxi_nach_Leipzig
Als die beiden Berliner " Tatort " - Kommissare Ritter und Stark den Fall einer tödlichen verlaufenden Auseinandersetzung in der U - Bahn der Bundeshauptstadt aufklären sollen. Scheinen zunächst die gängigen Klischees zu überwiegen: Eine Großstadt birgt hohes Gefährdungspotenzial in sich, es gibt eben viele Straftäter mit Migrationshintergrund unter den Jugendlichen und Heranwachsenden, die Justiz geht nach dem Geldbeutel, so verwässert sich dieser Eindruck alsbald, weil gerade jene landläufigen Vorurteile sich in ein Nichts auflösen.
Die Berliner Ermittler werden vielmehr in das Dickicht der digitalen Welt und deren Gefahren hinein gezogen, denn die Ermittlungsmethoden der Polizei im Jahr 2013 übersteigen noch den Vorstellungen aus dem Orwell´schen Roman " 1984 ". Junge, was waren wir damals noch naiv. Zu den Zeiten des Volksbegehrens gegen die Volkszählung! Das Bundesverfassungsgericht kreierte das Grundrecht der " informationellen Selbstbestimmung " und der westdeutsche Michel war damit zufrieden.
30 Jahre später, aus den Öko -Paxen von damals, der Friedensbewegten mit selbst gestrickten Pullover, ohne FCKW - Deospray unter den Achseln und dafür einem dunklen Haarbüschel, und dem lila Latzhosenträger, der nach " Knobi " roch, ist längst ein angepasster Öko - Spießer mit digitalem Grundwissen und klaren Konsumverhalten geworden, hat der private Datenaustausch von der Wiege bis zur Bahre, zeit - und deckungsgleich die Sammelwut des Staates unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung verursacht.
Der digitale " Tatort " Made in Berlin lässt durchblicken, welche wunderbaren Methoden die repressiven Staatsorgane anwenden, um der Kriminalität im Krimi Herr zu werden. Die " Funkzellenabfrage " wird ein legitimierter Vorgang, der sogar präventiv angewandt, Unschuldige zu Verdächtigen mutieren lässt. Eine Möglichkeit, um Bewegungsprofile eines jeden Handy - bis Smartphonenutzers lückenlos erstellen zu können. Die Passwörter des konfiszierten PCs werden, mir nichts, dir nichts, " geknackt ", um darüber auf die gespeicherten Informationen zu gelangen, die - mittels Vernetzung - als " Cloud " gespeichert im virtuellen Niemandsland abrufbar vorhanden, zu Erkenntnissen über die Privatsphäre des Einzelnen führen. Die tragbaren Multimedia-Geräte lassen sich problemlos per Verpflichtung des Anbieters anzapfen und vollständig auslesen, was zu peinlichen Einblicken in die intimsten Bereiche des Nutzers führen kann.
Ob nun der Getötete es heimlich mit einer Geliebten treibt und davon erotische, jedoch nur Softprono - Fotos fertigt, eine Gruppe südkoreanischer, junger Frauen, einen notgeilen, alten deutschen Bock sexuelle Dienste leisten oder die Tatverdächtigen selbst, nahezu lückenlos, von einigen der 12.000 fest installierten Kameras erfasst werden und die anonymisierten Aufzeichnungen ohne große Mühe sich zuordnen lassen, dieses Alles zeigt wunderbar einfach und realitätsnah, in welchen Daten sammelnden -und Überwachungsstaat wir uns befinden.
Ein " Tatort " mit Anspruch aus der Landeshauptstadt, aus deren Regierungskreisen dem verblödeten Wahlvolk nur Schwachsinn und Lügen hierzu als Parteipropaganda vermittelt wird, dessen sonstige Handlungsstränge, eher einfacher Natur sind. Immerhin, der Orwell - Roman von dem Jahr 1984 hat nie eine bessere Gesellschaft oder Welt versprochen. Auch diese Prophezeiung ist voll umfänglich eingetreten und dieses nicht nur am 08.09. 2013 ab 20.15 Uhr in der ARD - Reihe " Tatort ".
http://www.freitag.de/autoren/mdell/da-war-er-halt-voll-pissed
http://www.fr-online.de/tatort-spezial/tatort--gegen-den-kopf--sie-verstehen-die-welt-nicht-mehr,20719658,24234404.html
Kommentare