Duell - Triell oder kleinstes gemeinsames Vielfach?
Wenn es zutreffen sollte, dass alles Gute von Oben kommt, dann müsste im Umkehrschluss alles Schlechte von Unten stammen. Oder doch nicht? Bezogen auf die Qualität des unterhaltenden Fernsehprogramms stimmen die Koordinaten eben nicht. Denn: Alles Schlechte kommt aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Dort her, wo die Grenzen des medialen Schwachsinns scheinbar nicht existent sein können, weil jeder Dorfttrottel seinen TV - Müll über die 24 Stunden lang, 7 Tage, 12 Monate und lebenslang plärrenden TV - Schrottkisten in die geschmacklos, weil viel zu bunt, eingerichteten Wohnzimmer der Amis abkarren darf. Lediglich ununterbrochen unterbrochen durch nervige Werbeeinblendungen, deren Aussagekraft, die eines Sandkorns in der Wüste Nevada entsprechen.
Nun, aus dem Land der unbegrenzten Verblödung stammt eine Abart des personifizierten Zweikampfs von Gut und Böse, Unten und Oben oder Links und Rechts: Das TV - Duell des jeweils amtierenden Präsidenten der United States of America mit seinem Herausforderer. Und da es bei den Yankees eben nur schwarz und weiß, Freiheit oder Kommunismus sowie Arm und Reich gibt, stellen sich die beiden Protagonisten seit dem sagenumwobenen Zweikampf Nixon gegen Kennedy als Demokrat oder Republikaner vor.
Nixon, der Republikaner, der Anti - Kommunist, der gute Böse eigentlich, traf vor knapp 53 Jahren auf den Demokraten Kennedy, den Kommunistenfreund und bösen Guten, der zudem wesentlich besser aussah ( eine Augenweide für die weiblichen Glotzer und Wählerinnen ) und sich auch punktgenau präpariert hatte, um seine Ahnungslosigkeit zu kaschieren.
Weil aber Richard Nixon einen blässlichen , ja kränklichen Eindruck machte, verlor er das Rede - Duell gegen seinen Kontrahenten John Fitzgerald Kennedy, obwohl er inhaltlich mehr zu sagen hatte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fernsehduell
Den Abklatsch davon, wenn auch in stark modifizierter Form, erhielt der westdeutsche TV - Konsument und potenzielle Wähler mit der erstmals 1972 ausgestrahlte " Elefantenrunde " in das mit bunten Tapeten, Rüschenkissenbezügen und Cord bezogenen Sitzmöbeln bestückte Wohnzimmer serviert. Hier trafen sich die Kanzler - und Spitzenkandidaten aller im Bundestag vertretenen Parteien. Und - hätten die Neo - Faschisten von der NPD - drei Jahre vorher nicht 1.4 Millionen (!) Stimmen, sonder einige Zehntausend mehr erhalten, es hätte auch ein Brauner mit am runden Tisch gesessen.
Diese Form der fernsehgerechten Auseinandersetzung zwischen den Bundestagsparteien hielt sich bis 2002, dann kam es - nach US - amerikanischem Vorbild - erstmals zwischen Kanzler Gerhard Schröder und dem Herausforderer " Stotter Äh - Eddie " Stoiber zu zwei Rededuellen.
Der eingekauften Tradition folgend, ließen sich denn am vergangenen Sonntag die Bundeskanzlerin Merkel und ihr Gegenkandidat Steinbrück zu einem als " TV - Duell " hoch stilisierten Meinungsaustausch überreden. Was hierbei dem Zuschauer kredenzt wurde, erinnerte aber wohl mehr einem Plausch mit begrenzter Redezeit und Haftung im Prime Time - Format und fein garniert von Fragen aus dem Munde der bekannten Moderatoren und Moderatorinnen. Einzig Stefan Raab war neu. Sein Auftreten wirkte dennoch gekonnt.
Duelle sind der Historie nach, Zweikämpfe mit tödlichen Waffen, um Satisfaktion zu erhalten. Wer gedrechselte Sprache, geklontes und auswendig gelerntes Zahlenmaterial sowie Politikgebiete, von denen der Durchschnittsmichel nur Bahnhof versteht, einer solchen Auseinandersetzung gleich stellt, produziert sprachliche Verdummung. Was bitte soll die Europapolitik, bei der sich beide Kontrahenten wie ein Ei dem anderen gleichen, mit einem Zweikampf gemeinsam haben? Was die von CSU - Seehofer geforderte PKW - Maut für Ausländer mit der Realität zu tun und wo liegt bei deren Ablehnung durch Steinbrück/Merkel ein parteipolitischer Unterschied? Wer soll erhebliche Divergenzen in der Argumentation der " Duellanten " bei der Forderung nach einem flächendeckenden Mindestlohn erkennen?
Einzig die von Peer Steinbrück mit Ross und Reiter benannten Ursachen der noch immer existierenden Wirtschaftskrise zeigt, wie sehr Merkel bei diesem Themenkomplex in Ahnungslosigkeit schwimmt. Die angebliche Schuldenkrise als Bankenkrise umzutiteln ist denn auch schon bald der gravierende Unterschied zwischen beiden Kontrahenten.
Gääääääääähn! Lange Weile auf ganzem Gebiet, weil Merkel und Steinbrück dann doch eher " Piep, piep, piep, wir haben uns beide lieb! " von sich gaben. Und der Sieger war? " Stefan Raab!" ( so titelte es jedenfalls am Montag das Organ der Schwerstbeladenen, die " BLÖD " - Zeitung ).
Anders aber war es am Montagabend zur kleineren Ausgabe der verbalen Auseinandersetzung zwischen den drei Restparteien, GRÜNE, Linke und FDP. Da wurde im Beisein der beiden ARD - Moderatoren so ordentlich abgelästert, dazwischen geredet und vom Leder gezogen. Unter der versuchten Leitung von Jörg Schönenborn und dem CSU - BR - Granden Gottlieb, Sigmund, prügelten die drei älteren Herren mit Vehemenz auf den Anderen ein. Schlag auf Schlag eben! Jürgen Trittin gegen Brüderle, Brüderle gegen Gregor Gysi und umgedreht. Eine Stunde lang flogen die Worthülsen durch das Studio. Wie drei unerzogene Schuljungen droschen sie aufeinander ein. Und so stellte denn auch " SPON " in seiner Ausgabe vom 3. September fest " Vor allem aber ging es zur Sache. " und kam in dem Artikel zu der erhellenden Erkenntnis, dass Frauen nicht dabei waren. Richtig, aber wieso denn nicht? Die Hahnenkämpfe indes dienten der Volksbelustigung und schienen als Kontrastprogramm zu der Weichspüler - Ausgabe am Sonntag.
Immerhin ein gravierender Unterschied zur Redekultur der beiden Elefanten am Vorabend.
Ob nun der Glotzer nach etwa 2 1/2 Stunden Wortgeklingel und Wichtigtuerei sowie Wiederwahlwerbung tatsächlich die eigene politische Überzeugung - wenn sie/er denn überhaupt eine besitzt - ändern wird, bestätigt erhalten hat oder sich als notorischer Nichtwähler ganz heraus hält, ist zweifelhaft. Der kleinste gemeinsame Nenner aller Anwesenden ist die Demokratie, innerhalb derer die verschiedenen Meinungen öffentlich ausgetauscht werden dürfen. Diese lässt sich jedoch wunderbar verpacken. In Parteiprogramme, in hoch trabende Wort und beliebige Gesichter. Merkel trug eine Kette, die bei den meisten Zuschauern eher Beachtung fand, als ihre ungelenkten Ausführungen zur Euro - Krise, der Jugendarbeitslosigkeit in vielen Mitgliedsstaaten der EU und der Bankenkontrolle ( die sie und die Schwarzen ja nicht wollen ).
Jenes Schmuckstück war in den Farben der Bundesflagge abgesetzt. Chic, Frau Merkel! Schwarz - Rot - Geil! Das kommt doch an, bei den Rentnerinnen und den jungen Kerlen, die unisono mit der EU und den Ausländern nichts anfangen wollen. Weil die Farben der BRD in Form einer Bundesflagge durch Artikel 22 Absatz 2 des Grundgesetzes geregelt sind, bedarf es dazu keiner großen Überzeugung, dass Merkel hier den Wahlkampfhit Nummer Eins landen muss.
" Holzkette, handgemacht, schwarz - rot -gold, 30 cm, ab 24,95 € "
" Holzkette, wie oben, Luxusausgabe, mit Goldmedaillon von Kanzlerin Angela " Angie " Merkel, handsigniert, 195,90 €.. 100 € können als CDU - Parteispende, auf Wunsch durch Quittung nachgewiesen, steuermindernd abgesetzt werden. "
Als kleinstes gemeinsames Vielfaches bleibt denn schwarz - rot - gold oder das Dreigestirn CDU/CSU/SPD als angestrebte Große Koalition, im Sinne der wundersamen Geldmehrung durch Vervielfachung des eigenen Einkommens ( steuerfrei, versteht sich ).
Kommentare
Mir so Wurst, was die Amis unter Fernsehkultur verstehen, wenn sich die deutschen TV-Anstalten mal anständig an den eigenen Eiern (so sie denn welche hätten) ziehen würden, wären Jan Josef oder Gottschalk (nur bis ca. 1983 halbwitzig) und Konsorten schon lange auf dem Arbeitsamt, wo sie meiner bescheidenen Meinung nach, wie viele andere auch, hingehören würden. Und niemand würde sie vermissen, bzw. sich daran stören, das verhält sich ähnlich mit dem, was man jahrelang im Keller liegen hat. Ob es eine alte Jacke oder eine LP ist, die niemand mehr abspielt, man denkt erst, nein, das schmeiß ich nicht weg, tut man es aber doch, stellt man nach Monaten des Vergessens fest: ja, das war wirklich verzichtbar.
Warum hole ich eigentlich so weit aus? Keine Ahnung. ;o)