Die Bibi, der Moritz und die G´schichten aus dem Wienerwald.


Ein " Tatort " - Anhänger seit der ersten Sendung in den 70er Jahren, musste sich so einige skurrile, langweilige oder auch völlig überdrehte Folgen aus der ARD - Erfolgsserie gefallen lassen. Nur im Extremfall hat er den Mut gehabt, den Knopf zum Wegzappen zu drücken. 
Das war in der gestrigen " Tatort " - Folge vom ORF aus Wien mit dem Ermittlerduo Bibi Fellner und Moritz Eisner nicht erforderlich. Über die gesamten 90 Minuten besehen, hatte der Titel " Angezählt " zwar einige inhaltliche Durchhängern und streng genommen war nicht jede Handlung in sich schlüssig, das aber sieht der Glotzer dem Wiener Kommissaren gerne ein, denn ansonsten legte das Paar Fellner/Eisner wirklich ´ne flotte Sohle auf´s Parkett.

Schon der Beginn machte dem Zuschauer klar, auf was er sich am Sonntagabend einlassen muss, wenn er nicht wechselwillig wird: Unterschichtsmilieu eben!
Abschaum am Rande der Großstadt Wien, sozialer Bodensatz, den jene Metropole anzubieten hat, gepaart mit Kriminalität und einher gehend mit einem hohen Quantum an Hoffnungslosigkeit.
Der " Ausländer " - Strich von Wien ist nun nicht gerade ein Hort der Zuversicht für jene ungezählten, sich illegal in der Alpenrepublik aufhaltenden Menschen aus Bulgarien, Rumänien oder dem Kosovo. Hier herrschen rauhe Sitten. Hier regiert die Faust und das Recht des Stärkeren.

Die Folge " Angezählt ", vom ORF produziert, ist nichts für Verfechter der reinrassigen arischen Lehre, denn er spielt sich in einem Umfeld ab, dass von Ausländern geprägt wird.  So pupten denn bereits einige Schwachmaten  in dem Kommentaren herum und mäkelt über den angeblichen " Multi - Kulti - Scheiß "!
Nö, der Tatort hat nichts mit der Mulit - Kulti - Gesellschaft zu tun, auch wenn er sich in diesem Umkreis abspielt, denn Prostitution in dieser Form gibt es in Tschechien, in Belgien´s Pädophilen-Szene oder dem Baby - Strich in Berlin.

An Aktualität hat der ORF - " Tatort " auch nicht deshalb eingebüßt, weil er gerade jene Probleme aufgreift, die im Zusammenhang mit der so genannten Osterweiterung der EU auf die vermeintlich wohl habenden Mitgliedsstaaten entstanden sind. Der wäre zunächst die systematische Ausbeutung von angeblich Werkvertragsarbeitern in der Fleischindustrie - Mafia, da wäre die Armutswanderung von ethnischen Minderheiten innerhalb der EU - Staaten und da wäre die grenzübergreifende Prostitution zu Dumpingpreisen.

Dass nun ausgerechnet der Krimi aus Wien bekannte kriminelle Verhaltensmuster in die Handlungsstränge eingebaut hat, schadet nicht der Qualität. Ganz im Gegenteil: Durch die realistische Darstellung jenes Milieus wird jedem Glotzer klar, was die größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich - so ganz nebenbei - mit sich bringt: organisierte Kriminalität auf allen nur erdenklichen Feldern des menschlichen Zusammenlebens.

Ein sehr gelungenes Stück, das die Wirklichkeit schonungslos aufdeckt. Glänzend gespielt von Adele Neuheuser und Harald Krassnitzer in den Rollen der Sonderermittler aus Wien und begleitet von:
   

http://tatort-fans.de/tatort-folge-881-angezaehlt/

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