Der Mordgehilfe des braunen Zaren von Ostpreußen.

                                                              (C) Wikipedia - Erich Koch m.w.N.  

Vor einigen Tagen hörte ich im morgendlichen Nachrichtenblock bei MDR Info, dass die Ermittlungsbehörden verstärkt die nach Ende des II. Weltkriegs überwiegend in der BRD untergetauchten nationalsozialistischen Kriegsverbrecher zur Verantwortungen ziehen und denen den Prozess machen möchten. Junge, junge, das ist aber nun wirklich so lange her, da lebt doch kaum noch einer der einstigen Handlager des Mörderregimes, dachte ich so und erinnerte mich sofort an eine Geschichte aus meinem näheren persönlichen Umfeld.

Als für vielen Jahren ein Ehepaar aus meiner Verwandtschaft kurz hinter einander verstarb, erfuhr ich erst einige Jahre später, dass bei der Nachlassauflösung diverse Dokumente aus der Zeit des III. Reichs aufgefunden wurden, die eindeutig darauf hinwiesen, dass eben jener verstorbene Verwandte ein überzeugter Nationalsozialist war. Und nicht nur dieses, sondern er gehörte zum näheren Kreis der Vertrauenspersonen, mit denen sich der einstige Gauleiter von Ostpreußen Erich Koch um geben hatte. Koch, da war doch etwas?

Tatsächlich, bei der weiteren Recherche zu dem Namen Erich Koch, erhielt ich unter anderem folgende Informationen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Koch#Gauleiter_in_Ostpreu.C3.9Fen

Erich Koch war also ein Handlanger des Verbrecherregimes in Berlin. Und zwar einer, der sich zudem für seine Funktion als Mörder in Uniform fürstlich entlohnen ließ. Er verstand es, mittels hoher Korrumpierbarkeit, zum wohlhabendsten Mann des Gaus Ostpreußen aufzusteigen. Eine typische Karriere, die des Gauleiters Koch: Vom arbeitslosen Kaufmann und späteren Reichsbahnbediensteten über NSDAP - Mitglied der ersten Stunden, hin bis zum SS - Obersturmbandführer und Gau - Leiter.
Eine Entwicklung, die viele der Hitler - Schergen nach weisen konnten.    (C) Wikipedia - Erich Koch m.w.N.  

Koch benötigte zur Festigung seiner Position und seines Einflusses in Berlin jedoch viele Gefolgsleute; Mordgehilfen also, die für ihn die Drecksarbeit erledigten.Insbesondere bei der systematischen Vernichtung der eingekerkerten jüdischen Mitbürger in den ostpreußischen Konzentrationslagern Palmnicken, Stutthof und Quednau bei Königsberg ließ Koch ganze Arbeit verrichten. Zu einem dieser Mörder in Uniform zählte auch jener Verwandte, der unter dem Namen Bruno Sch. seine Vasallentätigkeit ausübte. Er war in einem dieser Konzentrationslager als leitender Aufseher verantwortlich für den Tod Tausender Menschen.
Bruno Sch. vollzog jene Befehle des Koch, die dieser wiederum von Himmler aus Berlin erhielt. Koch war ja mit der Buchhaltung bestens vertraut. Der Vorzeige - Gau Ostpreußen setzte eben die Befehle der braunen Brut aus Berlin somit zu 100 % um ( mehr geht mathematisch ja nicht ). Hunderttausende an jüdischen Mitbürgern wurden in den Folgejahren ermordet. Bruno Sch. war dabei, als gelernte Schuster in Uniform war er plötzlich wer. Ein Mordgehilfe des verbrecherischen nationalsozialistischen Regimes.
                                                                                                                 (C) Wikipedia - Erich Koch m.w.N.  

Die Rote Armee stand bereits vor Königsberg als Bruno Sch. zusammen mit anderen Verantwortlichen aus der Stadt floh. Ihm gelang es, sich zunächst über die Ostsee nach Rügen abzusetzen. Von dort marschierte Sch. zusammen mit vielen Flüchtlingen in Richtung Schleswig - Holstein, wo er wenig später eine neue Identität an nahm. Durch die Kriegswirren begünstigt, konnte Sch. in einem kleinen Ort bei Bückeburg im einstigen Landkreis Schaumburg - Lippe untertauchen. Hier war er als " Flüchtling " ohne Vergangenheit und
gefälschten " Papieren " wieder ein kleines Licht. Er lebte fortan in einem kleinen, bescheidenen, später fast baufälligen Mietshaus am Rande der einstigen Residenzstadt Bückeburg. Über viele Jahre mit seiner Ehefrau und drei Kindern.

Die so genannte Entnazifizierung ging an ihm vorüber. Nach 1949 bauten die Westdeutschen mit freundlicher Unterstützung der Alliierten, die Trümmer des Tausendjährigen Reichs zur Seite. Dabei war keine Zeit, um bei jedem Einzelnen in der braunen Vergangenheit herum zu wühlen. Aus braun wurde alsbald schwarz und schwarz regierte mit Adenauer. Der wiederum benötigte Führungs -und Arbeitskräfte für den Wiederaufbau, weil das WiWu sonst so nie zustande gekommen wäre, ließ er einige Jahre später propagandistisch verkünden, dass es nun  genug sei mit der Aufarbeitung der Nazi - Vergangenheit. Es gelang ihm, auch die Alliierten davon zu überzeugen, zumal diese ein neues Feindbild kreiert hatten: die " böse " Sowjetunion mit dem Kommunismus, der Verbrecher Stalin und dem Kriegstreiber Nikita Chruschtschow.

Bruno Sch. indes versuchte mit seinen erlernten Fähigkeiten als Schuster, den Lebensunterhalt für seine Familie sicher zu stellen. Nach den ersten Kriegsjahren bekam er nur einige Aufträge, später dann, als es den übrigen Westdeutschen ein wenig besser ging, stapelten sich die Schuhe in seiner kleinen Werkstatt, die er in einem alten Schuppen am Haus betrieb. Bruno Sch. konnte nun von seiner Händearbeit lebe. Nicht  so gut, wie es die Selbständigen aus anderen Branchen konnten, aber auch nicht so schlecht, wie ein Malocher in irgendeiner Fabrik oder auf dem Bau. Bruno Sch. brachte es zu einem gewissen Wohlstand und kaufte sich zu Beginn der 1970er Jahre einen PKW. Damit fuhr er zum Einkaufen, zu Verwandten, die er ab und an besuchte und zum Hermannsdenkmal an der Porta Westfalica. Sonst gab es keine großen Veränderungen in seinem Leben. Ein Haus mit Garten erwarb er nie. Auslandsreisen machte er nie. Schulden hatte er nie.

Als Bruno Sch. dann Mitte der 90er Jahre verstarb, hinterließ er nicht viel. Dennoch: Ein Sparbuch mit etwas mehr als 10.000 Deutsche Mark war bei der Sparkasse angelegt worden. das bekamen nach dem Tod der Ehefrau, die nur wenige Tage später verstarb, die drei Kinder zu gleichen Teilen. So, wie es die gesetzliche Erbfolge eben regelt.Die lösten - so wie es im Juristendeutsch heißt - den Nachlass auf.

Bei der Durchsicht der in der Wohnung vorgefundenen persönlichen Dokumenten des Bruno Sch. , ihres Vaters, stießen sie auf eine Vielzahl von amtlichen Schreiben sowie Urkunden mit denen dieser als Kriegsverbrecher entlarvt worden wäre. Als Handlager Hitlers, Himmlers,Kochs oder wie sie sonst noch alle hießen, die arischen Deutschen, die Mörder in Uniform. Bruno Sch. wäre damit in einem möglichen Prozess vielleicht zum Tode verurteilt worden; zumindest wäre er lebenslang, vielleicht bis zu seinem Todestag in den 1990ern inhaftiert geblieben. Bruno Sch. der Massenmörder, der Mordgeselle Kochs?

Die Kinder waren entsetzt, denn dieses mörderische Geheimnis hatten ihre Eltern über mehr als 4 Dekaden verheimlicht, verschwiegen, ja tot geschwiegen. Der eigene Vater, ein Nazi? Noch schlimmer: Ein Mordgehilfe der Nazi? Ja - aus voller Überzeugung!  Würde ihm heute der Prozess gemacht, wäre auch er über 90 Jahre alt. Wem nutzt also eine mögliche Verurteilung dieser Greise? Den Hinterbliebenen der Millionen im KZ oder anderswo Ermordeten? Dem Jüdischen Volk? Den Deutschen? Der Weltbevölkerung? Die Weichen für eine Verfolgung der NS - Verbrecher sind nach 1945 falsch gestellt worden. Aus ideologischen Gründen, weil es einen anderen Feind gab, der die USA, die Alliierten und Europa angeblich bedrohte: die UdSSR! So ließen die Regierenden jene Mörder, Mitläufer und Mitmacher laufen. Nun dürfte es zu spät sein, denn sie sind zum größten Teil längst tot, so wie der Mordgehilfe des Mörders Koch aus Ostpreußen.


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