Die Bausünde von Pesterwitz.
Die finanzielle Gesamtsituation vieler Kommunen und Städte ist katastrophal. Im Norden, wie im Süden, im Osten, wie im Westen, klagen sie heftig über einen hohen Verschuldungsgrad. Für einigen Gemeinden musste sogar der zuständige Landkreis als über geordnete Rechts - und Fachaufsicht, diesen Kommunen die Selbstverwaltungskompetenzen entziehen, weil sie - trotz entsprechender Aufforderungen - keine ausgeglichenen Haushalte vorgelegt hatten.
Wenn es eng wird im Haushalt, wenn die Einnahmen rückläufig sind oder im Wege der vorgeschriebenen Kameralistik, die geplanten Gelder nicht eingenommen werden können, dreht so manches verantwortliche Fachgremium die Buchstaben des Gesetzes in eine andere Richtung.
Not macht ja erfinderisch.
Die einstige Gemeinde Pesterwitz liegt an der Peripherie zur sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Sie weist deshalb eine exponierte Lage vor. Nach der Wende wurde hier von dem einstigen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf ein Neubaugebiet als so genanntes Beamtenviertel eingeweiht. Hier wohnen zum Teil Stadt - und Landesbeamte, die in Dresden ihrem Dienst nach gehen bzw. gingen.
Obwohl die geographische Nähe zur Landeshauptstadt es anbietet, votierten bei einem Bürgerentscheid die Mehrheit der Pesterwitzer gegen eine Eingemeindung nach Dresden, so dass Pesterwitz mit dem 1. Januar 1999 ein Ortsteil der als Große Kreisstadt eingestuften Stadt Freital.
Der Ortsteil Pesterwitz zählte per 31. Dezember 1998 2.436 Einwohner - Tendenz steigend. Inzwischen dürften es deshalb etwa 3.500 sein.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Pesterwitz
Nun, dieser Ortsteil der Stadt Freital ist nicht nur attraktiv, sondern zeigt sich dem Besucher und dem Durchfahrenden äußerst gepflegt. Die unübersehbar gut sanierten Altbauten wechseln sich mit jenen zweckmäßig erstellten Ein - und Zweifamilienhäusern in den dortigen Neubaugebieten ab und runden zusammen mit exzellent angelegten Gehsteigen und Straßen ein sehr wohnliches Ambiente ab.
Der Gast, der Ortsunkundige möchte meinen, der Ortsteil, ja die Stadt Freital selbst prosperiert.
Deshalb fällt zunächst nicht auf, dass der Ortsteil eher wenig Wirtschaftbetriebe aufweist, sondern überwiegend von jenen Pendlern lebt, die werktäglich nach Freital oder Dresden einfahren.
Wegen der steigenden Einwohnerzahl und der starken Nachfrage auf dem Bau - und Immobiliensektor, entschloss sich die Stadt Freital 2009 weitere Baugebiete zu schaffen. Hierzu heißt es in der Sächsische Zeitung:
" Während andere Gemeinden über Einwohnerschwund klagen, wächst Pesterwitz weiter und weiter. „Wir hatten Anfang der 90er rund 1000 Einwohner. Jetzt sind es um die 3500“, sagt Freitals Oberbürgermeister Klaus Mättig. Und ein Ende ist nicht abzusehen – gerade eben sind zwei neue Wohngebiete fertig geworden.
Zum einen hat die Stadt über ihre Projektentwicklung das Baugebiet „Lößnitzblick“ erschlossen. 800.000 Euro sind in Straßen und Medienanschlüsse investiert worden. Hinzu kommen 800.000 Euro für den Erwerb des Baulandes. „Allein 2008 konnten wir schon 900.000 Euro aus dem Verkauf erlösen“, sagt Geschäftsführer Klaus Böhm. Die Hälfte der insgesamt 39 bauträgerfreien Grundstücke zu rund 120 Euro pro Quadratmeter ist bereits weg."
- Zitatende - aus: http://www.sz-online.de/nachrichten/pesterwitz-schafft-platz-fuer-haeuslebauer-2355951.html
Und weiter ist dort zu lesen:
" Dass sich das Grundstücksgeschäft lohnt, ist auch etwa 400 Meter Luftlinie entfernt zu beobachten. Die Sozialen Dienste Pesterwitz haben ein lange Zeit brachliegendes Areal an der Schönen Aussicht erschlossen. „Es hätte uns leer nur gekostet – und für eine Erweiterung unseres benachbarten Altenheims ist der Bedarf nicht da“, sagt Geschäftsführer Günter Geidel. Also haben die Sozialen Dienste für 260.000 Euro das Gebiet mit Straße und Medien versehen lassen. „Unerschlossen bekämen sie das nie los“, sagt Geidel.
Inzwischen sind 75 Prozent der 14 bauträgerfreien Bauplätze verkauft oder reserviert – zu stolzen 160 Euro je Quadratmeter. „Das verkauft sich nicht von alleine“, sagt Makler Steffen Burkhardt. Aber der Preis sichere ein gewisses Niveau ab. Außerdem zählten die Vorteile der Lage, wie die Nähe zu Dresden und zum Ortskern mit allen nötigen Einrichtungen – zum Einkaufen, für Kinderbetreuung und Freizeitaktivitäten – und kein störendes Gewerbe. Das schätzten die Kunden, die vor allem aus Dresden kommen."
- Zitatende - aus: a.a.O.
160 € pro Quadratmeter sind nicht gerade ein Pappenstil und dennoch boomt die Neubau - Branche in Pesterwitz immer noch. Während andere Städte und Gemeinden in Sachsen mit rückläufigen Einwohnerzahlen zu kämpfen haben, wie auch die Stadt Freital selbst, ist in diesem Ortsteil ei gegenläufiger Trend zu verzeichnen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Freital
Deshalb wundert es nicht, dass die politischen Gremien der Stadt sich diesen Trend zu eigen machen möchten und aus der Finanznot eine Tugend kreieren. Nach dem Slogan: " Man muss die Kuh melken, so lange sie noch Milch gibt! ", klotzen die Freitaler jetzt in Pesterwitz was das Zeug hält.
Es entstehen neue Straßen und weitere Bauplätze.
- Zitatende - aus: a.a.O.
160 € pro Quadratmeter sind nicht gerade ein Pappenstil und dennoch boomt die Neubau - Branche in Pesterwitz immer noch. Während andere Städte und Gemeinden in Sachsen mit rückläufigen Einwohnerzahlen zu kämpfen haben, wie auch die Stadt Freital selbst, ist in diesem Ortsteil ei gegenläufiger Trend zu verzeichnen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Freital
Deshalb wundert es nicht, dass die politischen Gremien der Stadt sich diesen Trend zu eigen machen möchten und aus der Finanznot eine Tugend kreieren. Nach dem Slogan: " Man muss die Kuh melken, so lange sie noch Milch gibt! ", klotzen die Freitaler jetzt in Pesterwitz was das Zeug hält.
Es entstehen neue Straßen und weitere Bauplätze.
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stra%C3%9Fen_in_Pesterwitz
Aber: Irgendwann sind die Flächen verbaut und dann? Nun, hier und da gibt es doch noch Lücken. Jene Bebauungsart, die sich auch so nennt, nämlich Lückenbebauung, lässt sich all zu deutlich am Straßenzug " Schöne Aussicht " nachvollziehen. Hier, wo direkt an der " Dresdner Straße ", die werktags von einigen tausend Fahrzeugen als Durchgangsstraße genutzt wird, eine solche Baulücke existierte, wird nun ein Klotz hoch gezogen. Ein Objekt das bei Fertigstellung über 20 Wohnungseinheiten und voraussichtlich Gewerberäume bietet. Umzugswillige, die wegen der ständig steigenden Immobilienpreise und Mieten der Landeshauptstadt den Rücken kehren möchten, werden jubilieren.
Die betroffenen Anwohner indes klagen. Auch vor Gericht.
Was noch so beschaulich aussieht, auch wenn lärmender Straßenverkehr zu den Stoßzeiten nicht selten ist, wird sich alsbald zu einem ständigen Ärgernis, dann nämlich, wenn die Betonsilhouette ts von weitem den Nachbarn zu erkennen gibt, dass er nicht nur bald im trauten Heim angekommen ist, sondern ihm dort die schöne Aussicht versperrt. Hinzu kommen die störenden Geräusch an - und abfahrender PKW, vielleicht auch LKW zu diesem Objekt.
Nein, die " Schöne Aussicht " ist nicht mehr schön, wenn der Koloss sie versperrt.
Da stellt sich dem Außenstehenden die Frage: " Muss alles, was machbar ist, auch gemacht werden?" Oder, anders formuliert: Darf alles, was Geld einbringt auch 1:1 umgesetzt werden. In diesem Fall, eben nicht. So hat sich die Stadt Freital in Pesterwitz die erste Bausünde eingehandelt - im Namen des Geldes.
In dieser Welt gilt eben nur:
Liza Minelli im Duett mit Joel Grey aus dem Jahr 1972 und " Money, Money ".
Und, die etwas flottere Beigabe von Tommy James and the Shondells " Mony, Mony ", 1968.
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