Es ist Pilz - Jagdzeit!










Hach, das war ein schöner, sehr warmer Spätsommertag oder vielleicht auch frühherbstlicher Samstag. Ab 10.00 Uhr war freiwilliges Wandern angesagt, als Ausdruck der erforderlichen Bewegung, die Körper, Geist und Seele zusammen halten soll, damit sie nicht der Verkalkung bei Mitbürgern der Kategorie 60 Plus ( +/- 10 Jahre ) anheim fallen.
Also: Auf zum fröhlichen Pilze suchen im Zellwald.

Wer sich zuvor auf eine der vielen Internet - Seiten mal zum Thema Pilze informieren möchte, kann sehr schnell an die Grenzen der ansonsten weltweit grassierenden, uneingeschränkten Datenvermittlungsfreiheit stossen.
Nicht, dass hier die Yankees und ihr Spionagekonstrukt NSA ihre klebrigen Griffel im Spiel hätten, nein, es sind die tieferen Geheimnisse der Fans jener Freizeitaktivität, die speziell ab August jeden Jahres ihren Höhepunkt erreicht, die da eine virtuelle Barriere bilden.

Oder, einfacher ausgedrückt, wer gibt schon gern sein Jagdrevier einem vermeintlichen Konkurrenten preis?
Niemand!

Nichtsdestotrotz erreichten wir ohne Stau auf der a4 das begehrte Areal und zogen mit zwei älteren Holzkörben in den Wald. Vor der Ernte steht die Saat, vor dem Preis der Schweiß und vor dem Pilzwald der längere Spaziergang dorthin.
Dort angekommen, waren bereits einige, nicht mehr ganz taufrische Damen und Herren auf der Suche nach dem Steinpilz ( Herrenpilz ), der Marone ( Braunkappe ) oder dem Sandpilz, dem Pfifferling ( österreichisch Schwammerl " ) oder dem Butterpilz, der Ziegenlippe ( Ziegenpeter ). Deren Erfolge erschienen zunächst eher bescheiden ( was eben mit der nicht mehr vorhandenen Fitness im Alter zu tun hat ).

Nach einer halben Stunde lagen jedoch bei uns bereits eine Reihe von Maronen, Steinpilzen und Pfifferlingen in den beiden Körben. Und, oh Wunder der Natur, es wurden immer mehr.
Die Körbe füllten sich zusehends, mit jeden gegangenen Meter tiefer in den finsteren Pilzwald.

Aus einigen Kinderbüchern, Kindersendungen und von Illustrationen her, weiß ich noch, dass in den Pilzen keine Würmer, Schnecken oder Fliegen wohnen, sondern so genannte Pilzmännchen. Jene Mischung aus Kobold, Troll und Heinzelmännchen, die ihr langes Leben in einem Pilzhaus fristen müssen, gutmütig gegenüber menschlichen Eindringlingen in die dunklen Bereiche des Waldes sind und sogar Hilfe geben, wenn sich ein Waldspaziergänger verirrt hat.

Auch wenn wir diese Fabelwesen bei der ersten Pilzsuche im Jahr 2014 nicht - besser: wieder nicht - angetroffen haben, geisterten sie mir kurzzeitig bei der Suche nach den Objekten der Begierde, durch den Kopf.
Ich sah jene Kinderbücher vor meinen Augen, die ich vor einigen Jahrzehnten selbst in meinen Händen hatte.  Jene aus fester Pappe aufgedruckte Bilder, die die Spezies von Waldbewohner zeigten, die ihr Zuhause in einem großen Pilz eingerichtet hatten.

Auch wenn unsere Kinderzeit nicht immer einfach war, es materiell besehen, viele Entbehrungen gab und die Steinzeit - Pädagogik in der Schule sowie bei den Erwachsenen uns eher zu rechtlosen Knechten und Befehlsempfänger degradierte, so möchte ich unter dem Strich betrachtet, nicht mit der heutigen Kinderzeit tauschen.
Bei uns damals, da gab´s keine Verblödungswerbung in den schrillen, lauten und knallig bunten Kindersendungen.
Kein Konsumwahn, Konkurrenzverhalten der Eltern, die ihrem Sprössling Chinesisch schon in der Vorschulzeit einbimsen lassen, obwohl sie selbst nicht einmal Englisch sprechen können.
Es gab auch keine Arschkrampen von Eltern ( Müttern ), die ihre Brut bis vor die Eingangstür mit dem über dimensionierten Schlorren fuhren, damit die Jaucheschüssel von den anderen, ebenso spinnerten Müttern betrachtet werden konnte, die inzwischen ein sinnfreies Gespräch, im geleckten Outfit und mit hoch gesteckter Sonnenbrille ( das, obwohl es regnet ) mit Gleichgestressten abhielten.

Nein, es gab dafür diese putzigen Pilz - Kinderbücher mit den Troll - Heinzelmann - Verschnitt als Pilzhausbewohner.
Schööööööööööö!

Leider scheint diese Gattung längst ausgestorben zu sein, so wie der Ruf des CDU - Ex - Kanzlers Erhard nach dem Maß halten, 60 Jahre später ständig auf verstopfte Ohren bei den Menschen, in diesem, unserem Lande, trifft.

In diesem Sinne: Pilze suchen und Männchen sehen:

" Mountain Jam " vom 10. Juli 1970, die " Allman Brothers Band " im " SUNY " in Stonybrook, New York State:





Kommentare

Octapolis hat gesagt…
von den roten nicht so viel essen! ;o)
Lobster53 hat gesagt…
Richtig! Wobei ich hier einem fatalen Irrtum aufgesessen war: Nicht der Fliegenpilz, sondern der Knollenblätterpilz wird als " Schwiegermutter - Pilz " bezeichnet. Tja, das ganze Leben ist eine einzige Schule.

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?