Gute Gutmenschen auf Sylt.


Dem Gesamtdeutschen wird ja eine - beinahe grenzenlose - Liebe zum Wald nach gesagt. Dem Süddeutschen dazu eine gewisse Affinität zu den Bergen. Den Norddeutschen hingegen zieht das Meer magisch an. Das mag unter anderen daran liegen, dass noch vor einigen Jahrzehnten diese drei Bereiche vielen Deutschen die Erwerbs - und Lebensgrundlage sicher gestellt haben.
In der heutigen Zeit gilt dieses nur noch bedingt.
Vornehmlich im touristischen Sektor, könnten die Bewohner von den geographischen und natürlichen Besonderheiten ihres Lebensumfeldes ihr Einkommen bestreiten.

Und weil durch diese Veränderungen die Menschen erfinderisch gemacht haben, gibt es im Zeitalter des Massentourismus auch unerfreuliche Dinge. Da wäre zum Beispiel die Zersiedelung der Landschaften durch immer mehr Bauten. Die Verdrängung von Einwohnern durch wohlhabende oder reiche Zugezogene, die so genannte Gentrifizierung. Die verkehrstechnischen Probleme durch den Massentourismus.

Alle drei negativen Attribute kann die beliebteste Insel der Westdeutschen mit dem Namen Sylt auf sich vereinigen. Doch da der Tourismus auf Sylt Jahr ein, Jahr aus, einige Hunderttausend Gäste und über 6, 6 Millionen Übernachten mit sich bringt ( http://www.sylt-tv.com/gaestestatistik-sylt-2010.html ) werden diese Dinge gerne unter den Teppich gekehrt. Es könnte ja sein, dass der " gute " Ruf beschädigt wird. Damit könnte potenzielle Gäste abgeschreckt werden. Und das wiederum erbrächte weniger Euronen in die Kassen des Touristikgewerbes und der damit verbundenen Unternehmen und Selbständigen.
Denn von den zugezogenen Reichen allein kann die Insel nicht existieren.

Da las ich kürzlich in der " SPIEGEL " - Ausgabe Nummer 34 / 2014 auf Seite 17 einen Bericht über eine Familie aus der nordrhein - westfälischen Stadt Wesel, die auf der nordfriesischen Insel Sylt Urlaub machen wollten. Zum ersten Mal in ihrem Leben beabsichtigte die Familie aus Wesel einen einwöchigen Urlaub auf der Insel zu verbringen. Frau B. sah deshalb - weil es ja durchaus bequem und eventuell billiger ist - im Internet nach einer Ferienwohnung und wurde fündig. Kurzfristig bot ein Portal unter der Domain " www. traum - wohnung.org " eine relativ günstige Wohnung in Westerland an. Die Adresse lautete " Schwalbennest 2 ", der Anbieter hieß - sehr deutsch - " Meyer ".

Frau B. tauschte mit Herrn Meyer einige Mails aus und vereinbarte darin den 9. August 2014 als Ankunftstermin. Eine Fe - Wo mit drei Zimmer, Garten und Terrasse für 785 Euro in der Hauptreisezeit - Urlaubssuchender, was willst du mehr? Da zahlte Frau B. aus Wesel doch gerne die 75 % Anzahlung auf ein angegebenes Postbankkonto.
Doch das dicke Ende kam dann drei Tage vor dem Reiseantritt. Da war weder die Homepage erreichbar, noch funktionierte der Mail - Account.

Eine böse Ahnung überkam Frau B., so dass sie die Herkunft der Internetadresse überprüfte und dabei fest stellte, dass diese in Kuala Lumpur, der malayischen Hauptstadt, registriert war. Herr Meyer, der die Familie B. noch am Tag ihrer vereinbarten Anreise mit Mehrkornbrötchen und Nordseekrabben begrüssen wollte, ließ also über Malaysia eine Internetseite einstellen, die es nach der vorgenommenen Überweisung von Frau B. nicht mehr gab. Herr B. ließ über ein Hotel in der selben Straße bei der angegebenen Adresse " Schwalbenstraße 2 " in Westerland auf Sylt diese Anschrift überprüfen. Der von einem Mitarbeiter unter dieser Anschrift angetroffene Eigentümer bestätigte die Befürchtung der B.´s. Sie waren zuvor im Internet auf einen Betrüger herein gefallen.

Die Vorauszahlung war verloren, der Urlaub war im Eimer und der geplante Besuch im Schicki - Micki - Tempel " Sansibar " geriet in weite Ferne. Auch die Austern, die Herr B. sich in List zu Gemüte führen wollte, werden andere Gäste speisen. Pech gehabt!

Da hilft auch keine Strafanzeige, die Herr B. am Morgen nach der Ernüchterung bei der Polizei in Wesel stellt. Das Ermittlungsverfahren geht hier meist aus, wie das Hornberger Schießen. Und auch die bei Facebook eingerichtete Seite, auf der sich Betroffene und Geschädigte austauschen können, ist kein Ersatz für das Malheur ( https://www.facebook.com/groups/501522669981003/?fref=ts )
Dann hörte ein Ehepaar auf Sylt von diesem Betrugsfall und bot der Familie B. an, kostenlos eine Woche im kommenden Jahr in ihrer Fe - Wo wohnen zu dürfen.

Da sage doch noch einer, dass es auf der Insel der Reichen und Schönen keine guten Menschen gäbe. Gutmenschen eben.
Doch die schlechten Menschen werden nicht nach lassen, auf vielfältige Weise den vielen Gutgläubigen, den Naiven, den Ahnungslosen, das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ob nun über das Internet oder bei einem Gespräch mit einem Banksachbearbeiter, einem Versicherungsvertreter oder sonst irgendwem.
Gut trifft Böse, so ist das überall im Leben.

Das diese Allerweltsgeschichte nun ausgerechnet im " SPIEGEL " zu lesen ist, mag dem Umstand geschuldet sein, dass Sylt die Insel der Hamburger darstellt, der verstorbene Herausgeber Rudolf Augstein einst ein durchaus opulentes Anwesen unterhielt und die Qualität der Berichterstattung in dem Hamburger Nachrichtenmagazin leider seit einigen Jahren rapide gesunken ist.
 
" Draksen "  aus dem wunderbaren Jahr 1993 und " I Want My Money Back "  ( Jawoll. Ja! ):



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