Tod im Amt



Viele Lokalmeldungen haben häufig mehr Informationsgehalt, als jene gleichförmigen Nachrichten, die uns von den bekannten Medien tagtäglich um die Ohren gehauen werden.
Da berichtete der NDR am gestrigen Dienstag über einen Streit zwischen einem Finanzbeamten in Rendsburg und einem Steuerberater, der den Beamten mit einer Beretta - Pistole im Verlaufe der verbalen Auseinandersetzung erschoss.
Hintergrund der Zwistigkeiten waren wohl finanzielle Probleme des Selbständigen, für die dieser das Finanzamt Rendsburg verantwortlich macht. 
Dieses geht aus einem Schriftstück des mutmaßlichen Täters hervor, das die Polizei im Haus des Mannes fand. Ob der Mann dort bereits sein Vorhaben angekündigte, war den Pressemitteilung der Ermittlungsbehörden  bisher nicht zu entnehmen. 

Andrerseits beschreiben Nachbarn den inzwischen wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft genommenen Beschuldigten als notorischen Querulanten. Der 55jährige aus dem Ort Fockbeck im Landkreis Rendsburg - Eckernförde   
hat ein seit 2013 einen Sitz für die FDP in der Gemeindeverwaltung inne.
Er ist zudem Mitglied eines örtlichen Schützenvereins und demnach Inhaber eines Waffenscheins sowie mehrerer Waffenbesitzkarten. 

So kam denn sofort eine Diskussion über Sicherheit. Sicherheitsmaßnahmen und Prävention im allgemeinen in den bundesdeutschen Ämter in den Medien auf. Weil:

Januar 2014
Weil es im Kieler Jobcenter immer wieder dazu kommt, dass Besucher Türen eintreten oder Mitarbeiter anpöbeln, will das Kieler Jobcenter einen privaten Wachdienst engagieren.
    April 2013
Ein 57 Jahre alter Mann ersticht eine Führerschein-Sachbearbeiterin in Lürschau (Kreis Schleswig-Flensburg) in ihrem Haus. Er gibt ihr die Schuld daran, dass ihm keine neue Fahrerlaubnis erteilt wurde, nachdem er seinen Führerschein verloren hatte.
§  April 2013
Ein 74 Jahre alter Rentner erschießt den Landrat des Kreises Hameln-Pyrmont (Niedersachsen). Tatort ist dessen Büro im Hamelner Kreishaus. Anschließend tötet sich der Täter selbst. Er soll jahrelang Ärger mit der Justiz gehabt haben.
§  März 2013
In Ratzeburg zieht ein 70-Jähriger während des Gesprächs mit dem Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg plötzlich eine Schusswaffe und schießt sich selbst in den Kopf. Der Mann stirbt an seinen Verletzungen. Mit dem Landrat wollte der Mann über eine strittige Betreuungsangelegenheit sprechen.
§  September 2012
Ein 52 Jahre alter Mann stürmt in das Jobcenter im niederrheinischen Neuss und ersticht eine Mitarbeiterin mit einem Fleischermesser. Der Vater von fünf Kindern hatte der Behörde illegalen Handel mit seinen persönlichen Daten unterstellt.
§  Mai 2011
Eine 39-Jährige randaliert in einem Frankfurter Jobcenter und verletzt einen Polizisten mit dem Messer. Dessen Kollegin schießt und trifft die Frau tödlich.
§  August 2010
Weil sie ihren Ausweis vorzeigen sollen, rasten in Rüsselsheim zwei 29-Jährige aus. Die Zwillinge schlagen im Jobcenter auf einen Sicherheitmann ein, bis dieser zu Boden geht.
§  Juli 2009
Im Saarland attackiert ein 26-Jähriger einen Mitarbeiter der Arbeitsagentur in Burbach. Er tritt und schlägt auf den Mann ein. Als ein Kollege zur Hilfe eilt, boxt er diesen und schlägt seinen Kopf gegen einen Türrahmen. Grund für den Ausraster: Dem 26 Jahre alten Mann war wegen fehlender Arbeitsstunden ein Teil des Geldes gestrichen worden.
§  September 2007
In Aachen bedroht eine 46-Jährige zwei Mitarbeiter des Jobcenters mit einer Waffe und nimmt sie als Geisel.
§  Februar 2001
Ein 46 Jahre alter Langzeitarbeitsloser tötet den Direktor des Arbeitsamtes in Verden (Niedersachsen) mit 25 Stichen in den Kopf. Die Behörde hatte ihm zuvor die Unterstützung gestrichen.
§  Mai 1998
Ein 69-Jähriger erschießt aus Rache und Hass auf die Justiz einen 52 Jahre alten Amtsrichter in Essen. Er feuert viermal auf den Richter in dessen Dienstzimmer. Dann tötet er sich selbst.

Nun gibt es hier keine amerikanischen Verhältnisse, weil jeder Hanswurst ohne großartige Prüfungen und vorzulegende Nachweise eine Knarre am Halfter tragen darf, um sein vermeintliches Recht auf Selbstverteidigung ausüben zu können, dennoch ist schon frappierend, das just jene Gewalttäter in der Überzahl sind, die in Verbindung mit dem eigenen, legalen Waffenbesitz stehen. Schützen - und Schießsportvereine als Hort potentieller Mörder?
Wohl nicht, aber auffällig ist es schon, wenn die Gewalttaten in den letzten zwei Dekaden ( siehe Erfurt, Winnenden ) einmal Revue passieren.

Den absoluten Schutz gibt es auch für Mitarbeiter und Bedienstete in den ungezählten Ämter und Behörden nicht, wohl aber Einlasskontrollen. Die sind zwar kostspielig, jedoch effizient ( siehe Justizgebäude ).
Wer eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft beklagt, sollte zunächst vor der eigenen Haustür kehren und sich an den eigenen Zinken fassen, aber auch in Kauf nehmen, dass die Sicherheits - und Überwachungsmassnahmen ihn längst im Alltäglichen eingeholt haben.

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