Oktoberfest 2014: Sauffa - Speibn - Brunzen!

Der Mensch ( lateinische Bezeichnung homo, capitulum oder in seiner Gesamtheit: Homo sapiens ) ist ja bekanntlich das größte Raubtier auf der Erde. Hätte die Entwicklung des homo sapiens  von der Urzeit an, spätestens jedoch in der Phase des semi homo, eine Stagnation erfahren, würde diese Welt sich nicht mit existenziellen Problemen, wie Klimaerwärmung, Rohstoffknappheit und Überbevölkerung herum schlagen müssen. Auch Kriege, Flucht, Vertreibung, Armut, Hunger und Seuchen wären in der uns bekannten Form so nie aufgetreten.


Da der homo jedoch zum heuretes mutierte und - obwohl er dabei unter anderem -auch das gesittete Essen mit Messer, Gabel, Löffel sowie das Trinken aus dem Glas, dem Becher, der Tasse sich aneignen konnte, muss er sich dennoch permanent mit den negativen Seiten seines Erfindungsreichtums befassen. Das ist gerade in der heutigen Zeit, in der eine ständige Wechselwirkung zwischen Macht - Moneten - Medien auf allen Lebensfeldern besteht, oft nicht sehr einfach.
Unbequemer Meldungen werden häufig unter den Tisch fallen gelassen, kritische Äußerungen als lästig abgetan und Gegenmeinungen schlichtweg ignoriert.

Und weil diese Tendenz zunimmt, gilt mehr den je, das bekannte Sprichwort: " Halbwahrheiten sind die raffiniertsten Lügen. "
Das trifft auch für die Nachrichten rund um Großveranstaltungen zu. Jene Zusammenkünfte von Tausenden, Zehntausenden oder Hunderttausenden, die dem Zweck dienen sollen, sich in der Masse, der Anonymität, eine Zeit lang zu vergnügen.

Der homo oder homo sapiens moderner Prägung hat auch dafür bestimmte Rituale entwickelt, nach denen er diese Massenvergnügen abhält. Ob es nun in einem der zu Konsumtempeln ausgebauten Fußballarenen, einer pompös ausgebauten Mehrzweckhalle oder auf einem Volksfest ist, meistens sind die standardisierten Abläufe des genormten Vergnügens identisch. Um dieses zu ertragen, benötigt der Mensch alkoholische Getränke. Der Deutsche meistens sein Bier. Der Gerstensaft ist der euphorisierende Treibstoff, mit dem sich der deutsche Mensch sein genormtes Vergnügen schön säuft. Beim Grillen wird Bier gesoffen; beim Fußball wird Bier gesoffen; im Urlaub wird Bier gesoffen.

Eigentlich wird immer und überall, bei jedweder Gelegenheit heutzutage gesoffen.

Auch beim Münchner Oktoberfest säuft der Besucher Bier. " Oktoberfest - Bier ",eben. Und weil das so ist, wird das Bier, das dort Maß heißt, von Jahr zu Jahr teurer.
Aber, keine Angst, die Qualität des dort ausgeschenkten, in nur dreiviertel vollen Maßkrügen kredenzten Bieres, ist immer noch die gleiche. Sollte der Mensch denken. Denkt er wohl auch. Deshalb treibt es den Menschen in Massen zur Wiesn. Nein, auf die Wiesn. Die Massen furchen als Masse diese Wiesn, die ja nur zum geringen Teil eine ist, regelrecht um.

Sie wälzen sich von links nach rechts ( in Bayern jedoch von rechts nach links ), von Norden zum Süden, von oben nach unten und zurück. Die Menschenmassen verwandeln das Oktoberfest, dass schon längst im September beginnt, in einen Ameisenhaufen. Überall wimmelt es von menschlichen Ameisen. Die jedoch hier nicht die Aufgabe erhalten haben, die Ameisenkönigin, die eigene Brut, das eigene Volk also, durch Ausüben einer bestimmten Funktion erhalten zu helfen, nein, hier geht es um Individualität, das Ausleben des eigenen Ego in der Masse.

Dazu trägt der Wiesn - Mensch bestimmte Kleidung. Die weiblichen Besucher des Oktoberfestes kommen im Dirndl. Das ist längst in unterschiedlichen Formen, Farben und Größen sowie Preisklassen zu erwerben. In den Geschäften der Landeshauptstadt, außerhalb der Metropole in der bayrischen Provinz oder über Online - Händler. Wer wenig Kohle hat, ersteigert so´n Fetzen bei ebay.
Der männliche Gast trägt Lederhose. Krachlederne, wie sie auch manchmal genannt werden. Lederhosen sind zum Fest der Münchner mega - in. Dazu passend gibt es ein Hemd, ein Hut mit Gamsbart, Kniestrümpfe und entsprechendes Schuhwerk. Es gilt hierfür das Obengesagte zum Dirndl.

Nun wälzen sich die mit Dirndl und Krachlederne bewehrten Menschen durch die Wiesn. Dort, wo das katalogisierte Vergnügen noch ein solches ist. Hier sind Fahrgeschäfte zu bestaunen, noch so zu sehen, wie nun einmal sind, nämlich jene, die für viel, viel Euronen einen Platz zugewiesen bekommen haben, an dem sie auf Kundschaft warten. Das ist auf anderen Rummelplätzen ähnlich. Nur reiht sich hier nicht Bude an Bude. Sondern, es geht etwas exklusiver zu:



Alpina Bahn

Autoscooter Distel

Break Dancer

Cyber Space

Freefall

Frisbee

Gaudi Schaukel

High Energy

Höllenblitz

Night Fly

Olympia Looping

Power Tower II

Psychodelic

Rocket

Skater

Star Flyer

Techno Power

Toboggan

Fahrgeschäfte für Kinder

Historische Wiesn 2010


Billiger als woanders ist es natürlich nicht. Den wahren Oktoberfestbesucher treibt es jedoch nicht hoch hinaus. Diese Spezies möchte nicht Riesenrad fahren, sondern in einem der riesigen Bierzelte sein wahren Vergnügen suchen.
Hier gibt es Bier und Brezln.
Doch vorsichtig, das dort ausgeschenkte Bier ist kein gewöhnliches Gebräu, sondern eine Art Starkbier.
Da Bier wird in den vielen Bierzelten ausgeschenkt. In Strömen fließt es aus den Zapfhähnen in die Glaskrüge. Maß für Maß wird nur zum Teil gefüllt. In dem unerträglichen Dunst von Schweiß, Bier und anderen menschlichen Ausdünstungen, in der Wärme des Bierzeltes, steigt das Gebräu - wie einst das Met bei den Wikingern - flugs in den Kopf und vernebelt dem Trinkenden das Resthirn.

Das führt zu einer Überreaktion. Der homo bavarius cerevisia obducere beginnt hierbei seine Grenzen zu verschieben. Nicht " oans - zwoa - suffa ", sondern " zwoa - drei - fiare - fünfe - sexe - suffa! ". Der Absturz ist dann vorprogrammiert.

Das Zeltbesäufnis indes wird nicht bei allen Anbietern von Flüssigen als Zielpunkt gesehen. Es geht auch gesitteter zu. So bei " Käfer´s - Wiesn - Zelt " Visavis zur " Weinschänke " und dem Taxistand. Dort trifft sich die VIP - Bagage, die " Bunte " - Prominenz und mehr noch, dort wird gezeigt, dass frau / man dazu gehört. Der Promi - Laufsteg endet eher im Champagner - Rausch, denn im originären Bier - Kater.

" München kotzt ", bloggte just der Kollege Günter Verdins aus Wien ( http://verdinguenter.blogspot.de/2014/09/munchen-kotzt-ein-prosit-auf-die.html )

Wie recht er doch hat.







Aber nicht nur das Kotzen ist eine Unart der Wiesn - Besucher. Nein, es wird auch gebrunzt. In die Büschen, auf den Wiesen auf den Plätzen. Dort wo der niedere Sinn des Bajuwaren, des Gastes aus Übersee oder sonstwo her, auf Erleichterung in Blase und Darm durch das Obergärige völlig zugekelistert ist, entlädt sich das dringende Bedürfnis direkt vor Ort. Auch der Rausch muss ausgeschlafen werden, egal, wo, wann und wie.
Weshalb denn von dem Wiesn - Besucher nur die nüchterne Seite gezeigt wird; gepaart mit Informationen zu der Anzahl der Besucher in 2014 und den Hektolitern an ausgeschenktem Bier sowie dessen Durchschnittspreis ( 10, 40 € ). Kotzen, Brunzen, Sauffa hat in diesen Meldungen nichts verloren. Wenn der Pöbel säuft, schweigt die kleine Intelligenz, in diesem, unserem Lande.

Da hilft keine Polizeipräsenz, kein privater Sicherheitsdienst, keine Sanitäter und kein Notarzt.
Was mutt, dat mutt!

Sodann:

A. Der jute Willy, der Millowitsch:




B: David Bell und die nicht ungefährliche Aussage: " Too Much Alcohol in My Blood Level ":




C: Binder und Krieglstein: " Drink All Day ": ( Brrrrrrrrrrrrh, lieber nicht! )

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