Der Preis, ein Fernsehfilm ohne DDR - Nostalgie.


Nach der Lobhudel - Orgie zum 24. Tag der Deutschen Einheit, innerhalb derer, kein Auge trocken und kein Bier schal wurde, gibt es hier noch eine kleine Nachlese.
Wer das unerträgliche Gesabbel der vielen Möchte - gern - Widerstandskämpfer vor und während des 3. Oktober und alsbald folgend, im November diesen Jahres leid war oder ist, war bei dem Spartesender Eins Fesitival gestern ab 20.15 Uhr besser aufgehoben.
Da gab es nochmal eine Lehrstunde in Sachen real existierender Sozialismus zu den Post - Punkzeiten der DDR.

Ein kleiner Wendegewinnler mit dem Namen Alexander, inzwischen Architekt in einem größeren Frankfurter Büro, erscheint eines Tages in seiner Heimatstadt Gera, um sein, zuvor ausgezeichnetes, Sanierungskonzept von Plattenbauten vor Ort zu betreuen. Mit der Rückkehr werden Erinnerungen an seine Schul - und Jugendzeit wieder wach.
Alexander lässt die sich mit den jetzigen Eindrücken gekoppelten Reminiszenzen einwirken, gerät dann während des Autofahrens in eine aufwallende Gefühlswelt und baut einen Verkehrsunfall. Den beschädigten PKW kann er noch gerade so in die Nähe seines Pension fahren, wo er nach einigen Flaschen Bier, angezogenen im Bett einschläft. Die Mitarbeiterin, eine ehemalige Schulfreundin, erkennt ihn sofort wieder und beginnt in der Folgezeit um ihn herum zu schwirren. Ihr imponiert der Klassenkamerad, der es vermeintlich zu etwas gebracht hat, während sie selbst im Geburtsort hängen blieb. Sie schwärmt nicht nur für für ihn, sondern lässt sich später auf eine Nacht mit ihm ein.

Um das Sanierungskonzept durchzuführen, sucht Alexander am nächsten Morgen den Baustellenleiter auf. Dieser erwartet ihn bereits in dem Bauwagen. Das Projekt gestaltet sich indes schwierig, weil Bewohner eines Blocks partout nicht ausziehen wollen. Den beiden Verantwortlichen sind zunächst die Hände gebunden. So sitzen sie in dem Bauwagen und betrinken sich. Später kommt es zu weiteren Tringelagen. Unter anderen auch in einer Gaststätte. Als Alexander den Bauleiter zu einer ihm benannten Adresse mit dem Taxi abliefern will, verweigert dessen Frau ihm den Zutritt. Der Mann lebt seit längerer Zeit von dieser getrennt und streitet sich - wie er es später gegenüber Alexander zugibt - um das Umgangsrecht zu seinen Kindern.

Auch Alexander wird  mit den sich geänderten Verhältnissen in Gera konfrontiert. Einige aus seiner einstigen Klasse sind in der Stadt geblieben und haben sich dort dem eher tristen Leben angepasst. In den eingeflochtenen Rückblenden kann sich der Zuschauer in vielfältiger Weise an die Lebensverhältnisse in den letzen Jahren der DDR zurückversetzen.
Es werden zwei verschiedene Charaktere gezeigt. Hier Alexander, der einst angepasste, der FDJ - Sekretär. Dort Michael, genannt Micha, der Aufmüpfige, der sich eigentlich als Leistungssportler versteht und auf die Sportakademie möchte, obwohl er Alkohol trinkt und raucht.

In der Mitte von beiden jungen Männern befindet sich Nicole, die Schwester von Michael. Alexander´s große Jugendliebe. Doch Michael will diesem den Umgang mit ihr untersagen. Er hält seinen Freund Alexander für einen angepassten Spießer, mit dem sich seine Schwester nicht abgeben soll.
Dieser Konflikt eskaliert in einer Schlägerei zwischen beiden Freunden. Alexander rächt sich später auf seine Weise. Er gibt bei einer Sitzung der Schulleitung keine positive Empfehlung für Micha ab, so dass dieser nicht die Akademie besuchen darf. Zwischenzeitlich allerdings hat Micha´s Vater diesem auch seine Zustimmung hierzu verweigert.
Micha begeht daraufhin Suizid und wirft sich vor einen Zug.

Alexander fühlt sich seit dem für den Tod seines Freundes verantwortlich. Er räumt dieses nach einem Kurzausflug mit seiner Jugendliebe Nicole, der Schwester von Micha, ein.

Mittlerweile sind die Bewohner des letzten Blocks ausgezogen. Die Abrissarbeiten beginnen. Alexander´s Tätigkeit ist damit beendet. Er will zurück nach Frankfurt fahren, da auch sein PKW repariert werden konnte.
 Alexander fährt los, kehrt dann aber wieder zurück.

Hier endet der Film abrupt.

Eine gelungene Zeitreise in die Lebensbedingungen der Ende der 1980er Jahre bereits todgeweihten DDR, in der die Vorwendegeneration längst keine Perspektiven mehr sieht und aufmuckte


Alexander: Florian Panzner
Alexander (jung): Sven Gielnik
Nicole: Anne Kanis
Nicole (jung): Vanessa Krüger
Michael: Vincent Krüger
Manfred Lange: Guntbert Warns
Jeanette: Wiebke Bachmann

Musik: Johannes Doberenz
Kamera: Michael Kotschi
Buch: Peggy Lehmann
Regie: Elke Hauck

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!