Kohl´s Katalog der Verbalinjurien.


Die Meinungsfreiheit, die sich die etwa 16,5 Millionen Brüder und Schwestern aus der einstigen DDR, dem Osten Deutschlands oder im Verwaltungsfachterminus gesprochen, im Beitrittsgebiet, vor bald 25 Jahren erst noch erstreiten mussten, hat doch einige Vorzüge. Zu ihnen zählt zweifelsohne, dass Jeder das sagen darf, was er denkt, auch dann, wenn er ( sie natürlich auch ) eben nicht so denkt, wie er es sagt ( diese Einschränkung gilt nicht nur für Berufspolitiker, Banker, Manager ).
Und weil das so ist, bezeichnen wir Juristen die Meinungsfreiheit im Gleichklang mit der Pressefreiheit ( heute Medienfreiheit ) und der Freiheit der Kunst, Forschung und Lehre, als ein der Demokratie immanentes Grundrecht.

Das war nicht immer so. Kurz nach Inkrafttreten des Grundgesetzes für die BRD, hat der damals, beinahe absolutistisch, regierende Bundeskanzler Adenauer auf vielfältige Weise versucht, die grundrechtlich garantierte Meinungsfreiheit zu beschränken, obwohl sich aus Artikel 5 des Grundgesetzes ergibt, dass eine Zensur nicht statt findet.
Der damals auf Duckmäusertum, in einer piefig - miefigen, klerikalen Gesellschaft erzogene junge Mensch ( und nicht nur der ) suchte allerdings seine eigenen Wege. Was verboten wurde, indem es in der Adenauer - CDU - Welt einfach nicht vor kam und verschwiegen wurde, war gerade interessant.

So konfrontierte so mancher Jugendlicher seine in der NS - Zeit groß gewordenen Eltern mit der Wahrheit oder zumindest einer anderen Sichtweise auf das Leben und wurde von ihnen dafür grün und blau geschlagen, geschasst oder sonstwie bestraft. Die Wahrheit ist für alle, die sie nicht hören wollen, von ihr nichts wissen möchten und sie deshalb lieber unter den berühmten Teppich kehren, eine unangenehme Lebenserscheinung.

So auch 65 Jahre nach Inkrafttreten  unserer, inzwischen durch unzählige Änderungen, wie eine durchlöcherte Fahne, aussehende Verfassung. Die Wahrheit ist aber nicht nur unangenehm. Sie kann, wenn sie veröffentlicht wird und als Thema diskutiert werden muss, alsbald rufschädigend wirken. Sie wird - dann und wann - aber auch die eigene Existenz vernichten.

Im Jahr 2014, wo längst vieles erlaubt, noch mehr per Gesetzesregelung verboten und dennoch ständig vorkommt, hat der Bergriff Wahrheit keinen sehr hohen Stellenwert in dieser, unserer Gesellschaft.
In diesem, unserem Lande.
Diese Floskel gehörte zu den Standardsätzen eines Bundeskanzlers. Des selbst ernannten Kanzlers der " Einheit ". Zu dem gängigen Repertoire nichtssagender Aussagen, des Dr. Helmut Kohl, geboren am 3. April 1930 in Ludwigshafen am Rhein.

Über diesen Helmut Kohl ist viel geschrieben, gesprochen und veröffentlicht worden. Eigentlich viel zu viel.
Kohl ( vulgo: " Birne " ). Ein Teil der Folgegenerationen, der Jugendlichen, etwa im Alter möglicher Kinder, vielleicht sogar Enkelkinder, verehren diesen Helmut Kohl. Vor einigen Jahren brach eine wahre Kohl - Hype los. Die Kohl - Mania schloss auch Minister des Merkel - Kabinetts mit ein. Die aus dem Amt komplimentierte Familienministerin Christine Schröder ist Kohl - Fan. Und weil sie Kohl - Verehrerin ist, handelte sie einst auch so. Ihre Nachfolgerin ist Manuela Schwesig. Ebenfalls blond, noch relativ jung, aber keine Kohl -  Bekennerin.
Das ist auch gut so. Denn Schwesig ist SPD - Parteimitglied.
Weil sie eben als Sozialdemokratin in das Schröder - Amt gesetzt wurde, schaffte sie zunächst schleunigst die so genannte " Extremismusklausel " im Zusammenhang mit beantragten, staatlichen Fördergeldern für Vereine, Verbände und Projekte in ihrem Ressort ab. Staat Gesinnungsschnüffelei, so wie sie in den 1970er Jahren bei Beamtenanwärtern üblich war und Lehrer, Lokführer oder Landvermessungsingenieure im Katasteramt gleichermaßen betraf, wird nur noch ein Begleitschreiben beigefügt, in dem auf die erforderliche FDGO - Vereinbarkeit der mit staatlicher Knete finanzierten Wohltätigkeiten hingewiesen wird.
Wo kämen wir denn da hin, wenn Dschihadisten, radikale Konvertiten oder Unterstützer der " Rote Flora " in Hamburg auch noch mit " Steuergeldern " alimentiert werden.

So sah es Schröder, weil Kohl im Geist ihr den leuchtenden Pfand der Demokratie eingegeben hatte.
Schröder ist nun weg vom Fenster, ist nur noch Bundestagsabgeordnete der CDU und Mutter, Ehefrau und Kohl - Fan.

Der Übervater macht jetzt in dieser Woche wieder auf sich aufmerksam. Er ist inzwischen nun mal schwer erkrankt, wird nur noch eine begrenzte Zeit zum Leben haben und wollte sich deshalb mit einer Biografie in die Weltgeschichte, die europäischen und bundesdeutschen Analen wieder gefunden haben. Er engagierte deshalb einen kompetenten Mann, um dieses, seine Projekt in Schrift und Bild umzusetzen. Ein gewisser Heribert Schwan sollte es erledigen. Der, nachdem er von dem rot-grünen Duo Gerhard Schröder / Joschka Fischer aus dem Amt gejagte, ewige Kanzler, traf sich deshalb bereits zwischen dem 12. März 2001 und 27. Oktober 2002 zu vielen gemeinsamen Gesprächen.    
Davon wurden Tonbandaufnahmen gefertigt, die zunächst bei dem Autobiografen Schwan verblieben. Schließlich sollte dieser ein Buch vorlegen, dass den Alt-Bundeskanzler, der ja von einige CDU-ZDF-Journalisten auch nach seiner Abwahl immer noch mit " Herr Bundeskanzler " angesprochen wurde, in die Reihe von Persönlichkeiten, wie seinem eigenen Vorbild Adenauer, Otto von Bismarck ( den Handlager des Kaisers und Sozialistenhasser sowie Verantwortlichen bei der Umsetzung des Schießbefehls auf demonstrierende Arbeiter ) oder Willy Brandt, mit dem Kohl reinweg gar nichts am Hut hatte, stellt. Eine Biografische Abhandlung auf Augenhöhe eben.

Kohl legte in jenem Zeitraum los und schwadronierte, phrasierte und polemisierte, wie ihm der Schnabel gewachsen war. Er wurde ja von seinen Gegner in der Partei längst auf das Abstellgleis geschoben. Wegen der kriminellen Machenschaften im Zusammenhang mit der Parteispendenaffäre zeitweise als persona non grata erklärt und bis zu seiner Rehabilitierung durch die Kanzlerin Merkel geschnitten. Das tat ihm sehr weh. Er wird wohl auf Rache gesonnen haben, als er gegenüber dem beauftragten Autobiografen Schwan dann ordentlich vom Leder zog.
Jeder, aber auch Jede, in seiner CDU sowie der Schwesterpartei CSU und jene Protagonisten von damals bekamen  ihr Fett ab. Ein verbaler Rundumschlag der " Birne ", eine " Abrechnung ", wie es " DER SPIEGEL " in seiner aktuellen Ausgabe 41 / 2014 titelt.

Ein alter, verbitterter Mann lässt hier Dampf ab. Kohl hat dafür viel zeit, denn er ist kein Mandats - oder Amtsträger mehr. So lästert er über

- Michail Gorbatschow: " Von Gorbatschow bleibt übrig, dass  er den Kommunismus abgelöst hat...." und " gescheitert " sei.

- Angela Merkel: " Frau Merkel konnte ja nicht richtig mit Messer und Gabel essen. ... "

- Richard von Weiäcker: " Mir war klar, dass Richard sich selbst für den Klügsten und Allermoralischten hält. "

- Lothar Späth: " Der Späth hat sich dieser Mischpoke angeschlossen. Sie haben ihn hochgeschrieben. "

- Friedrich März: " Die Merkel hat keine Ahnung, und der Fraktionsvorsitzende ist ein politisches Kleinkind. "

- Wolfgang Thierse: " Volkshochschulhirn ".

-  Wolfgang Schäuble: " Durch Unfähigkeit oder Absicht alle Feinde zu diesem Vernichtungsfeldzug eingeladen. "

- Peter Müller (damals  CDU - MP Saarland ): " Er hat sich schäbig verhalten. Der weiß doch, was die für einen Vorteil hatten. "

- Norbert Blüm: " Verräter "

- Christian Wulff: " Der ist ein ganz großer Verräter. Gleichzeitig ist er auch eine Null. ...... Dann war er ganz auf den Merkel - Dampfer: Da ist er jetzt runtergeklettert. "

Aber, aber, Herr Dr. Kohl. So etwas sagt doch kein großer Staatsmann, der sich in die Reihe mit den Obengenannten stellen möchte.

Das Buch der beiden Autoren Heribert Schwan und Tilman Jens wird mit Sicherheit ein " Kracher " und die " SPIEGEL " - Bestsellerliste anführen.
Kohl, der Wüterich. Kohl, der Alt - Kanzler, der es einst dank der eigentlichen " Verräter " in der FDP schaffte, den wirklichen Kanzler Schmidt über ein konstruktives Misstrauensvotum aus dem Amtssessel zu hieven.

Die jetzt veröffentlichten, verbalen Schwinger des Dicken aus Oggersheim bestätigen nur das, was der andere Machtpolitiker in der CSU, was Strauß, vormals über Kohl sagte: " Total unfähig. "
FJS sollte Recht behalten.
Kohl ist ein Provinzler geblieben, einer, der seinen Dackel darauf ausgerichtet hatte, dass dieser bei der Formulierung: " Das ist ein Soz!", sofort zum bellen anfing. Der den WDR und seine kritische Berichterstattung über aktuelle politische Ereignisse einst als " Rotfunk " bezeichnete und der dem " SPIEGEL " Interviews verweigerte, weil dieser über Kohl ablästerte.
Mimosenhaft reagierte Kohl bei Kritikern, überzogen sogar, wenn sie aus den eigenen CDU - Reihen kamen.

Kohl wird nie als ein großer Staatsmann geführt werden, weil die Parteispendenaffäre ihm nachlastet und er durch seine sture, Macht bezogene Haltung die CDU in den Keller geführt hatte.
Das er als Politiker " total unfähig " war, lässt sich nur in dem Zeitraum von 1973, als er zum CDU - Parteivorsitzenden ernannt wurde bis 1982, als er die Kanzlerschaft übernahm, sagen. Danach reifte er in und mit seinem Amt.
Dennoch Kohl war als CDU - Politiker ein biederer Pfälzer mit strak eingeschränktem Horizont und ohne Visionen. Mit seinem Geschwafel von der geistig - moralischen Wende erreichte er nur jene Michel, die ihr Spießerleben werktäglich vor dem Fernsehgerät, ab 22.30 Uhr dann schlafend, zum Sendeschluss um 24.00 Uhr mit der Nationalhymne ausklingen ließen.
Kohl passte in dieses Bild des bräsigen Kanzlers, der Probleme gerne aussitzen ließ.

Als ich ihn 1976 zusammen mit dem Bundeskanzler Helmut Schmidt, dem Vizekanzler und Bundesaußenminister Hans - Dietrich Genscher und Franz - Josef Strauß, dem bayrischen Ministerpräsidenten und CSU - Vorsitzenden vor der Bundestagswahl in der so genannten " Elefantenrunde " erlebte, schwante mir damals schon Böses. Dieser Schwachkopf, der von Außenpolitik, Wirtschaft und gesellschaftlichen Gegebenheiten wirklich null Ahnung hatte, sich dauernd verhaspelte, von Schmidt und Genscher ständig korrigiert wurde und es nur dem eher handzahmen Strauß zu verdanken hatte, dass die Diskussion nicht in einem CDU/CSU - Fiasko endete, durfte nie Kanzler werden. Zwar erzielte er mit über 48 % der Stimmen das zweitbeste Wahlergebnis für die CDU / CSU, doch beim genaueren Hinsehen hat er diesen Erfolg nur Strauß zu verdanken, dessen CSU in Bayern auf traumhafte 60 % der abgegeben Stimmen kam.

Nun, IDUL ( In Diesem, Unserem Lande ) schaffte es 6 Jahre später dann doch. 6 Jahre danach wollten einige CDU - Lnadesfürsten und Mitglieder im Bundesvorstand gegen ihn putschen. Der " Birne " sollte weg, weil er längst abgewirtschftet hatte. Dann kam die Wende, der Osten, das Beitrittsgebiet wählte CDU - Kohl blieb noch weitere 10 Jahre im Amt. Grausam!







Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Nun ja, grundsätzlich gilt auch für den ollen Kohl Meinungsfreiheit, also was solls. Ob man andererseits alles drucken, oder rezitieren muss, was der alte Mann so von sich gibt, ist ne andere Frage. Fakt ist, dass besonders getroffene Hunde bellen, also ist es nicht uninteressant, welche Politiker sich hier wie oder eben gar nicht dazu äußern. Vielleicht ist das Ganze auch nur die Randnaht des Sommerlochs... ;o)

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