Feucht - Schoss - Stoss - Stuss!

Unser medial durchgestyltes Zeitalter ermöglicht es auch jenen Menschen sich in der Öffentlichkeit auszubreiten, die sonst eher unerkannt in der großen grauen Masse  ihr Dasein fristen müssen. Besonders hilfreich sind dabei gute Beziehungen, eine richtige Herkunft oder eine Mixtur aus diesen beiden Kriterien. Wenn mindestens eine dieser Bedingungen erfüllt werden kann, wird es selbst völlig Talent freien Menschen möglich sein, sich in dem Genre so zu positionieren, dass die übrigen Mitbürger sie ertragen müssen.
Im Bereich des öffentlich - rechtlichen Rundfunk und Fernsehens wird dieses durch die vierteljährlich eingezogenen Zwangsgebühren sichergestellt. Auf dem Sektor des Privatmediums Radio und TV, funktioniert es nur über Quote und Werbeeinnahmen, die zumeist untrennbar miteinander verwoben sind.
Dann wäre da noch der manchmal das erforderliche Geld her schenkende Papa Staat, der durch besondere Fördermittel den Kunstschaffenden im Kampf um sein Überleben Beihilfe leistet.

Das Tummelfeld Kinofilm indes benötigt etwas mehr als nur eine richtige Herkunft, Talent und ab und an Staatsknete. Hier ist vor allem ein passendes Drehbuch gefragt. Und bei der Umsetzung jener condicio sine qua non, kommt es auch auf den Regisseur an.
Nicht jedes Drehbuch ist gut, nur weil der Regisseur heraus sticht und daraus einen guten Film produziert.
Schwierig wird es dann, wenn ein geschriebenes Buch in einen gespielten Film umgesetzt werden soll. So mancher Künstler ist an einer solchen Umsetzung gescheitert.

Da las ich heute Morgen, dass die beiden Filmschaffenden Sönke Wortmann ( " Der Campus ", " Das Wunder von Bern ", " Die Päpstin " ) und Oliver Berben " zuletzt " Alles muss raus - Eine Familie rechnet ab " ), nachdem sie sich entschlossen hatten, das Buch der Berliner Charlotte Roche mit dem viel sagenden Titel " Schossgebete " verfilmen zu wollen, diesen Film nun in den bundesdeutschen Kinos auf den Michel los zu lassen.

In dem hierzu gelesenen Film - Verriss des " SPIEGEL " - Mitarbeiter Lars - Olav Beier ( Ausgabe 41 / 2014, S.    ) stellt der Journalist die alles entscheidende Frage, ob jedes Buch, das ein so genannter Bestseller ist, auch verfilmt werden muss. Das Duo Wortmann / Berben beantwortet diese existenzielle Frage zwar mit " Ja ", legt aber - so Beiers Bewertung - einen wohl grottenschlechten Kinofilm vor. Andererseits muss dazu die Frage erlaubt sein, ob das Buch als Vorlage des Films nicht bereits miserabel ist?

Zugegeben, das Erstlingswerk von Charlotte Roche ist ein Verkaufsschlager gewesen. " Feuchtgebiete ". Es verkaufte sich bislang über 1,3 Millionen Mal. Dennoch gehört es nie und nimmer in die Kategorie " Literatur ". Auch sonst lässt Roche mit dem ersten Werk nur erkennen, dass nach der, in den 1960er eingeleiteten " Sexuellen Revolution ", in gesellschaftlicher Hinsicht wohl inzwischen ein Roll Back auf dem Gebiet Sexualität erfolgt sein muss. Ansonsten wäre es kaum nachvollziehbar, warum so viele Exemplare an die Frau / den Mann verkauft werden konnten.

Dass Charlotte Roche tatsächlich völlig neue Erkenntnisse in ihren Büchern veröffentlicht, wage ich zu bezweifeln. Der Rezensent im " SPIEGEL " warf der Autorin - wegen der nachgewiesenen Nähe z der Roman - Hauptfigur - eher einen " plumpen Selbsttherapierungsversuch " vor und kritisierte das Buch auch als mißglückte Beschreibung einer Frau in den 30ern, die bei der Suche nach dem Sinn des Lebens, diverse Wege der Selbsterfüllung beschreitet und sich dabei  im Sex - Rausch verstrickt.


http://de.wikipedia.org/wiki/Scho%C3%9Fgebete

Die Fans von Roche sehen es anders, denn wie sonst konnte auch der zweite Roman von ihr mit einer Startauflage von 500.000 Exemplaren nach wenigen Tagen vergriffen sein. Dem Bundesmichel dürstet als nach schmuddeligen Erzählungen und der Befriedigung des voyeuristischen Drangs, das Liebesleben seiner Mitmenschen zu erfahren.
Damit könnte natürlich die Hypothese entworfen werden, dass jene Leser/innen selbst ein unerfülltes Sexleben führen.
Ob dieser Grundtatbestand letztendlich ausreicht, um einen Kinofilm zu produzieren, ist ebenso zweifelhaft, wie die Beherrschbarkeit der eigenen Triebe ab der Geschlechtsreife. Wenn eine, im leichten Verwelkungsstadium lebende Frau sich den Lebensfrust durch das Herumvögeln " abstreifen möchte, muss dieses nicht filmreif sein.

Immerhin lief der ab 18. September in den bundesdeutschen Kinos angelaufene Film doch relativ gut an. Vielleicht dient er doch als Muster ohne Wert für die jeweils eigene  Lebensplanung?
Für mich war schon der Roche´nsche Erstroman " Feuchtgebiete " ein Langweiler, denn ich nach etwas mehr als 100 Seiten aus der Hand nahm. Die Quasi - Fortsetzung habe ich mir geschenkt und die Verfilmung dessen, kann mir auch gestohlen bleiben. Es gibt wichtigere Dinge als sich die Sexualpraktiken einer lebensfrustrierten 30erin antun zu müssen.

" Salt ´N ´Pepa " aus den banalen 90ern ( 1991 ) und " Let´s Talk About Sex " :


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?