Der Kroate
Als wir vor einigen Jahren im Mai während unseres Kroatien - Aufenthalts die blühende mediterrane Pracht genießen durften, entschlossen wir uns, einen simplen Versuch zu starten. Ich nahm bei unserem Besuch im Folgejahr einfach einen Klappspaten mit und versuchte - nicht ohne Schweiß bildender Schwerstarbeit - einige der Pflanzen auszugraben. Darunter zählten zwei Grassorten und ein winziger Ableger eines - daneben herrlich blühenden- Strauchs. Das nun gerade jene mitgebrachten Grünlinge anwuchsen, war denn vielleicht wohl eher dem Zufall geschuldet.
Unmittelbar nach unserer Ankunft in Dresden, buddelten wir die Mitbringsel - ebenfalls nach Gutdünken - in die heimische Erde ein. Die Gräser sprossen bereits im gleichen Sommer; der Strauchsetzling indes muckerte ein bisschen herum. Er musste die klimatische Veränderung noch bewältigen. Der Setzling verkroch sich auch in den Folgejahren unter anderen Bäumchen und Sträuchern. Insbesondere der alles überwachsende rote Haselnussstrauch, der - natürlich - von irgendwo her kommenden, sich auf dem Garten - Rondell breit machte, ließ unserem kroatischen Fremdling weder Licht noch Raum.
Doch die Natur ist anpassungsfähiger als viele Menschen es je sein können. Der istriesche Halbling auf sächsischem Boden zeigte sich sehr flexibel und wand sich durch das breite und dichte Blätterdach des Haselnussstrauchs hindurch; immer der Sonne, dem Licht entgegen. Damit blieb er indes klein und krumm, so, wie ein altes Muttchen auf den Kinderbuchbilder, die mit einer Weiden - Kiepe Holz zum Haus trägt.
Einige Jahre danach begannen wir den Haselnussbaum zu reduzieren. Seine inzwischen Arm dicken Äste drohten die übrige Vegetation auf unserem liebevoll angelegten Rondell zu ersticken. Und - welch ein Naturwunder? - mit jedem Schnitt in das Nussbaum - Gehölz, wurde unser kroatische Zwerg größer. Nachdem der Nussbaum dann einen Radikalschnitt erfuhr, explodierte der Kroate förmlich. Er schoss binnen eines Jahres um mehr als einen Meter in die Höhe, bildete eine Menge Zweige und wunderbare Blüten aus und brachte sogar Ableger aus dem Boden.
Nun rätselten wir immer noch, um welche Strauchart es sich bei unserem prachtvollen Freund handeln könnte?
Eine kleine recherche im all wissenden Internet erbrachte nun eine Lösung des Rätsels: Es ist ein Perückenstrauch (Cotinus coggygria), der vorwiegend in den südlichen Gefilden ( im Mittelmeerraum, aber auch Tirol ) sowie Teilen Asiens, Chinas, Indiens, Nepals, in diversen Formen beheimatet ist.
" Cotinus coggygria ist im Mittelmeergebiet und im südlichen Europa, südwestlichen Asien, nordwestlichen Indien, Nepal, Pakistan und in China heimisch. Man findet sie aber auch in Kleinasien. Sie gedeiht auf sonnigen, trockenen, steinigen oder felsigen Hängen, wobei sie kalkhaltige Böden bevorzugt. In China gedeiht diese Art in Höhenlagen zwischen 700 und 2400 Meter und in Nepal zwischen 1100 und 2400 Meter. "
- Zitatende - aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Per%C3%BCckenstrauch
Und weil es in den bundesdeutschen Bau - und Gartenmärkten nahezu das gibt, was auf der übrigen Welt wächst, bieten natürlich diese Konsumtempel auch Perückensträucher an:
http://www.dehner.de/pflanzen-pflege-ziergehoelze-laubgehoelze/Perueckenstrauch-Royal-Purple-30-50-cm-M100000482/
Doch: Vorsicht! Nicht jede Pflanze, jeder Strauch und jedes Bäumchen, dass in den Hochglanz - Katalogen, den massenhaft verlegten Verkaufsbroschüren und in den riesigen Auslagen der Märkte als Eye Catcher feil geboten wird, verträgt unser wechselhaftes Klima.
Kommentare