" Langer, kannsté mal eben? "
Heute ist Freitag. Der Tag, an dem ich - wie mir von meiner Erziehung aus eingeimpft wurde - den Staubsauger tanzen lasse, den Plasteeimer mit heißem Wischwasser , dass mit einem winzigen Schuss eines Reinigungsmittels versetzt, zusammen mit dem Schrubber und dem Feudel auf den Treppenstufen, den Parkettfußböden und den Fliesen herum trage, um jene Flächen von den Hinterlassenschaften des Gartens, der Straße sowie unserer vier Vierbeiner zu befreien und - dieses im 14tägigen Rhythmus - die Betten neu beziehe.
Eine Tätigkeit, die mir seit Dekaden in Fleisch und Blut übergegangen ist. Nicht deshalb,weil ich sie besonders gerne erledige. Nein, eher deshalb, weil ich aufgrund meiner Körpergröße eine Technik hierzu entwickelt habe, die es mir ermöglicht, diese eher lästige Aufgabe mit Bravour zu erledigen. Ich schiebe meine langen Arme in den Bettbezug, halte beide Zipfel von innen fest und lasse sie bei wellenförmigen Bewegungen aus dem Bezug gleiten. Die Kopfkissenbezüge sind danach eher nur Beiwerk. Sie lassen sich binnen einer Minute ab - und wieder aufziehen. Auch das Frottee - Bettlaken ist da nur als Beiwerk zu betrachten. So war ich binnen 5 Minuten mit dem Bettbeziehen fertig.
Tja, gelernt ist eben gelernt. Und diese traumwandlerische Sicherheit bei der Arbeit erhielt ich spätestens ab den 1970er Jahren über mein Elternhaus vermittelt. Einst wurde ich als familiäre Hilfskraft zu solchen Arbeiten eingespannt, denn meine beiden Geschwister waren bereits ausgezogen und somit nicht mehr greifbar. Das elterliche Haus hatte inzwischen die Form einer Privatpension angenommen. Aus den einstigen Kinderzimmern wurden Fremdenzimmer, in denen an über 300 Tagen im Jahr Angehörige von in Bad Eilsen kurenden Arbeitern wohnten. Die so genannten Kurgäste zahlten natürlich für ihren Aufenthalt. Zunächst pro Nacht 12 DM, dann 15 DM, später 20 DM und mehr.
Bevor sie aber zahlten, mussten die Gästezimmer vorbereitet werden. Zu diesen Arbeiten zählte auch das Betten beziehen, das Wäsche waschen, bügeln und mangeln und die Reinigung des Raumes. Alles kein Problem, wenn nach der Schule ein weißer Zettel auf dem Küchentisch lag, auf dem in einer stark krakeligen Schrift stand: " Langer, kannst du mal eben....( ? ) ", dann legte ich nach der Einnahme eines Mittagessens los. Staubsauger aus dem Keller holen, Zimmer nebst Läufer absaugen. Waschbecken mit " Vizz " oder ähnlichen Umweltschädlingen ausputzen, ausspülen und mit einem abgeschnittenen Leinentuch blank polieren. Anschließend wurden Tisch, Kleiderschrank, Stuhl und Fensterbank, feucht abgewischt. Dann kam die Technik des Bettbeziehens als krönender Höhepunkt des Arbeitseinsatzes an die Reihe. Nach etwa einer halben Stunde war alles erledigt. Der Zimmerschlüssel wurde wieder abgezogen und auf den Küchentresen gelegt.
Tja, als Schüler des 2. Bildungsweges und späterer Student der BWL, war ich zudem auch für das House Keeping verantwortlich, wenn die Eltern im Urlaub verweilten, um dort das sauer verdiente Schwarzgeld auszugeben. Immerhin hat mich diese Tätigkeit Jahrzehnte in der Lage versetzt, ohne fremde Hilfe und Dienstanweisung, mein eigenes Bett beziehen zu können.
Lehrjahre sind keine Herrenjahre oder so ähnlich. Deshalb eben auch: " Langer, kannsté mal eben.. ? "
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THE MOODY BLUES - Dawn Is A Feeling - Days Of Future Past - 1967:
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