Stille Nächte



So kurz vor Weihnachten erreicht nicht nur der cineastische Schwachsinn in sämtlichen Fernsehkanälen dieses, unseres Landes langsam aber sicher seinen Höhepunkt. Neben nervigen Weihnachtsshows mit längst abgewrackten Kehlkopfakrobaten, werden natürlich auch jede Menge Filme aus dem Archiv gezogen, die auch nur ansatzweise das bevorstehende Fest zum Thema machen.
Zu den etwas gelungeneren Filmen aus diesen Genre gehört zweifelsohne der Beitrag " Stille Nächte " aus dem Jahr 2014. In diesem Werk werden jene menschlichen Unzulänglichkeiten persifliert und zum Teil in einer völlig übertriebenen Weise dargestellt. 
Wenn der Film dann kein einvernehmliches, glückliches Ende nimmt, liegt es auch daran, dass das pralle Leben kein Weihnachtswunschkonzert ist. Auch wenn die Familie des Protagonisten mit Namen Georg längst keine intakten Strukturen mehr aufweist, so wird zu Weihnachten einfach so getan, als sei alles in bester Ordnung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Stille_Nächte

So lügen sich die vier Hauptdarsteller beinahe eine Stunde lang die Taschen voll. Auch wenn Georg´s Eltern längst erfahren haben, dass er weder immer noch mit  Clara verheiratet, noch Arzt oder Oberarzt ist und er auch sonst nicht allzu viele Dinge auf die Kette bekommen hat, spielen sie die Schmierenkomödie einfach mit.

Wer kennt diese Situation nicht selbst aus seinem eigenen Leben? Ist zwischen den Partner zunächst die existenzielle Frage geklärt, wo die öden Feiertage verbracht werden sollen ( Deine Eltern, meine Eltern )? Wird bei dem Weihnachtsbesuch die Maske des freudvollen Miteinander aufgesetzt. Konflikte im eigenen Leben sind dann tabu. Geldsorgen hat eh keiner der Anwesenden. Das eigene Sein ist nur von Erfolg gekrönt. An den Weihnachtsfeiertagen haben die Sorgen Pause. Diese neben sich mit den anwesenden Menschen einfach eine Auszeit.

Und so wird geflunkert, was das Zeug hält. Es wird gebranst, bis sich das weiße Tischtuch wölbt. Diese Weihnachtsfeiertage müssen einfach zum Genießen sein, wenn sie so friedlich dahin plätschern und die Welt, das eigene Umfeld, dabei still zu stehen scheint.

" Stille Nächte " mit der anpassungsfähigen, aber eher hilfebedürftigen Clara ( Katharina Thalbach, die hier wesentlich jünger wirkt ), dem herum bünselnden Georg ( Matthias Koeberlin, dessen Name in viel zu vielen Mord - und Totschlag - Krimis auftaucht ) sowie dessen Eltern Rita ( Katharina Schüttler ) und Paul ( Hanns Zischler ), die sich dann gemeinsam aus dem lebenden Lügengebilde durch Suizid verabschieden, zeigt deutlich, dass es neben dem aufoktroyierten Fest der familiären Nächstenliebe auch ein knüppelhartes, reales Alltagsleben gibt, dass spätestens am 28. Dezember eines jeden Jahres wieder Platz greift. Es sei denn, die Chose mit Namen weihnachtliches Zusammensein eskaliert nicht bereits dann in Zank, Suff und Hass.

Angeblich sollen die Scheidungszahlen seit mehreren Jahren kontinuierlich sinken. Vielleicht liegt es aber eher daran, dass die Mehrzahl der zusammenlebenden oder zusammen gefundenen Paare erst gar nicht heiraten?


Alvin Lee - " The Bluest Blues " - Album: " Nineteen Nintey Four " :








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