Router ohne Route



Gestern war Montag. Montag, der 11. Januar 2021. Das neue Jahr befindet sich bereits der zweiten vollen Woche. Und genau seit 2 Wochen verfügte der weitere Teil der Familie in Oberschleißheim über keinen funktionierenden Internetanschluss. Dass bedeutete auch. dass es kein Fernsehprogramm gab, keine " Youtube " - Kanäle und keine Online - Spiele. Der Super - Gau für jeden digitalisierten Haushalt. Viel schwerer traf es allerdings unsere Tochter, die seit Monaten im Kellerbüro auf Homeoffice eingerichtet ist. Da war guter Rat nicht nur teuer, sondern vor allem sehr gefragt.

Während sich die beiden Elternteile ernsthafte Gedanken zur Überwindung dieser krisenhaften Situation machten, waren die drei Kinder schon sichtlich genervt. So sprangen wir temporär in die Presche und ließen alle drei Enkel für eine Stunden bei uns ins Netz gehen. Danach waren´s zufrieden und ließen sich vom Papa wieder ins traute Heim kutschieren.

Ich blieb in dieser Zeit nicht untätig und formulierte eine geharnischte Mail an den Netzanbieter, der da " Vodafone" heißt. Nachdem ich mich in die Materie eingelesen hatte, stand für mich fest, dass der Totalausfall des lebenswichtigen Anschlusses auf die Kappe des Providers geht, denn dessen regelmäßig auftretende technische Probleme mitsamt wütenden Kommentaren von Tausenden Kunden zieren viele Webseiten. Der Schuldige für diese Misere war also schnell gefunden.

Insbesondere auch deshalb, nachdem ich gelesen hatte, dass dessen Kundenbetreuung ( auch hochtrabend Support ) eher als lausig, denn als freundlich und kompetent bewertet wird. 

Nun sind die Menschen sehr oft zu schnell bei der Hand, wenn es um die Schuldzuweisung geht. Da werden eigene Fehler eher herunter gespielt, nicht selten negiert, um sich damit eine Erklärung zusammen zu basteln, die dabei helfen soll, die eigene Unkenntnis zu kaschieren. 

Und während der andere Familienteil nach weiteren Lösungen des Technikproblems suchte, traf die rechtlich wohl formulierte Mail inzwischen bei dem Internetanbieter in der bayrischen Landeshauptstadt ein. Dort entschlossen sich die Verantwortlichen, einen Techniker mit der Überprüfung zu beauftragen. Der erschien nun am gestrigen Montag und prüfte die mutmaßlich " tote " Leitung seines Brötchengebers. 

Doch: Die Glasfaserkabel - Zuleitung, die vor zirka 1 1/2 Jahren in die Erde verbuddelt worden war, sie war in Takt. So erklärte der " Vodafonist " den Eltern, dass es eben nur an einem Fehler im Hausanschluss liegen könne, wenn der Internet - Zugang nicht funktioniere. Kurze Zeit und einige wenige Messungen später, kam der Fachmann zu dem eindeutig ernüchternden Ergebnis: Es müsse sich um einen Defekt im installierten Router handeln. Er klemmte diesen vom Netz ab und setzte stattdessen ein eigenes Gerät ein. Und - oh Wunder! Die Leitung funktionierte. Der alte Router hatte seine Arbeit eingestellt, weil er wohl auch alt war und den hohen Beanspruchungen durch fünf gleichzeitige Nutzer nicht mehr Stand halten konnte. Nun soll ein leistungsfähigeres Gerät angeschafft werden. 

Doch " Vodafone " hat durchgängig erhebliche technische Probleme. Die bundesweit zugesagte Netzabdeckung mit 97 % kann nur in den seltenen Fällen eingehalten werden. So erzürnen sich die nicht gerade wenigen Nutzer des Kommunikationsanbieter auf einer eigens dafür eingerichteten Seite. Tagtäglich werden Beschwerden eingestellt.


https://allestörungen.de/stoerung/vodafone/


Die Rechtsprechung ist eindeutig.


Tritt eine dauerhafte Störung auf, kann der betroffene Kunde den Netzanbieter schriftlich zur Beseitigung auffordern. Hierbei wird empfohlen, dem Netzbetreiber eine Frist von zwei Wochen zu setzen. Ist der Anbieter nicht in der Lage, seine vertraglichen Leistungen zu erbringen, steht dem Kunden das Recht zur fristlosen Kündigung zu. Danach darf er zu einem anderen Netzbetreiber wechseln.

Letzteres gilt auch, wenn der Betreiber an mehr als 11 Tagen im Jahr keine vertraglich zu gesagten Leistungen erbringt. Da die Firma " Vodafone " eine 97%ige Verbindungssicherheit vertraglich vereinbart hat, darf der Kunde am 12 Tag einer Störungen oder eines Ausfalls ebenfalls fristlos kündigen und den Anbieterwechsel vornehmen.

Der Vertragspartner muss dem Kunden ferner Schadenersatz leisten. Und zwar in den Fällen, in denen der Kunde wegen des Ausfalls der vertraglich zu gesicherten Leistungen zusätzliche Kosten zu tragen hat. Dazu gehören zum Beispiel der Zukauf von Datenvolumen bei einem anderen Anbieter, der Einbau eines zusätzlichen Routers oder die Nutzung eines weiteren Mobiltelefons.

Weiter steht dem Kunden die Möglichkeit zur Seite, die vertraglich vereinbarten Leistungsentgelte für den Zeitraum des Ausfalls anteilig zu kürzen. Nach dem Allgemeinen Geschäftsbedingungen von " Vodafon " steht dem Kunden bei einer Störung von mehr als 24 Stunden eine anteilige Minderung des Basispreises zu ( vereinbarter Basispreis : 30 x Störungstage ).

Das Amtsgericht Düsseldorf ( Az.: 20 C 8948 / 13 v. 31. März 2014 ) hat einem Kunden Schadenersatz zugesprochen, da dieser 12 Tage kein Internet nutzen konnte. Es berechnete die Schadenshöhe mit 21 Euro ( Basispreis = 52,49 Euro : 30 Tage x 12 Tage ). Das Gericht orientierte sich dabei an der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, der in einem Urteil ( III ZR 89 / 12  v. 24. Januar 2013 ) die Nutzung des Internets auch im privaten Bereich als einen zentralen Punkt der allgemeinen Lebensführung anerkannte.

Allerdings muss der Netzanbieter den Grund für die so genannte Leistungsstörung anerkennen. Bei dem Ausfall eines eigenen Routers ist dieses jedoch nicht der Fall. Solche technischen Fehler liegen im Verantwortungsbereich des Kunden, aber nur dann, wenn er einen eigenen Router nutzt. Hat der Kunde einen vom Kommunikationsanbieter gemietet, liegt die Verantwortung wiederum bei ihm.



KEEF HARTLEY BAND  -  Imitations From Home  -  Overdog  -  1971:




Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Sowas gab es in der Adventszeit hier auch. Das halbe Wohngebiet war tot, der Anbieter, bzw dessen Service komplett überfordert. Mal abgesehen von belustigenden Medien, haben auch alle Geschäfte geschlossen, die Menschen wollen also ihre Weihnachtseinkäufe online tätigen. Von denen, die dann im Homeoffice vor schwarzen Bildschirmen sitzen, ganz zu schweigen.
Immerhin, man redete mit Menschen, die vorher Fremde waren, neuerdings grüßen Leute auf der Straße, die man vorher nicht kannte.
Der Netzanbieter als zwischenmenschlicher Vermittler in der Pandemie! ;o)

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