Zur Erinnerung: 10 LPs aus den 1970er Jahren ( I. Teil )

Als die 1970er Jahre mit dem 1. Januar eingeläutet wurden, zeigte sich nicht nur die westdeutsche Gesellschaft in einer gewissen Aufbruchstimmung. Reformen und Reformpolitik schienen der große Renner zu werden. Das schlug sich alsbald auch in den Bereichen von Kunst und Musik nieder. In der Nach - Beat - Ära wurde jetzt viel experimentiert. Neue Instrumente oder Klangkörper fanden zusammen mit elektronischem Beiwerk ihren Weg in die Studios. Diese erhielten oft gewaltige Anlagen, über die jene experimentelle Musik abgemischt, verfeinert und verändert werden konnte.

Die 1970er Jahre waren aber auch die Zeit der vielfältigen Rockbands, von denen nicht wenige nur eine kurze Lebensdauer vorwiesen. Oft erfolgte zudem eine ständige personelle Umbesetzung der Musikgruppen. Aus dem riesigen Fundus jener Rockbands ragten nur wenige mit großen kommerziellen Erfolg hervor. Sie konnten die immer größer werdenden Veranstaltungsorte, wie Großraum - oder Messehallen, sogar Stadien oder weitläufige Freiflächen mit Fans füllen. Die Mehrzahl jener Musikgruppen aus dieser Zeit blieb indes erfolglos, womit auch klar war, dass jedes einzelne Bandmitglied ein großes wirtschaftliches Risiko einging, da Musikanlagen nicht nur teuer, sondern zudem auch eine sehr anfällige Technik darstellten. Hinzu kamen finanzielle Risiken beim Anbieten der Auftrittsräumlichkeiten, der Bezahlung von Hilfspersonal oder auch des Managements. Auch der Fiskus hielt ständig seine Griffel auf.

Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass eine erkleckliche Anzahl von Bands bereits kurz nach deren Gründung die Brocken wieder hin warf. Dieses, obwohl deren musikalisches Können durchaus akzeptabel war.

Ich möchte in der Folgezeit eben an jene Bands erinnern, die in den 1970ern entweder gegründet wurden oder hier Schallplatten veröffentlichten, ohne dass von ihnen großartig Notiz genommen wurde. Es sind nicht jene Musikgruppen, die sich mit ihren Alben unter den vermeintlich besten 100 und mehr wieder finden, sondern Bands, die wirklich gute " Scheiben " auf den Markt geworfen hatten, ohne das die Masse davon Notiz nahm.

Der Sänger der niederländischen Pop - Rockband " Golden Earring " erwähnte dieses in seiner Anmoderation zum deren Stück " Fighting Windmills " mit: " They are really good, but they can´t get up. And we call them fighting windmills ".

ASSAGAI ( 1971 ):

Die aus süd - afrikanischen sowie nigerianischen Musikern gegründete Formation spielte 1971 zwei Alben ein, auf denen sich Titel aus dem Bereich des Funk, Jazz - Rock und Soul befinden.Darunter ist mit " Hey Jude " auch ein Cover - Titel der Beatles.

Die erste LP ( Assagi ) wurde bei dem " Vertigo " - Label vertrieben, auf dem sich weitere progressive Bands einfanden. Die LP mit dem Titel " Zimbabwe " veröffentlichte der niederländische Phono - Mischkonzern " Philips ". Neben " Ossibisa " galten die 6 afrikanischen Musiker als bekanntere Interpreten des unter " Afro - Rock " laufenden Musikstils. Die Band, deren Name nach einem afrikanischen Speer benannt war, löste sich bereits 1972 wieder auf. Ihre Musiker waren hiernach für weitere Formationen als Studiomusiker tätig:

" Assagi " bestand aus:

Bass Guitar – Charles Ononogbo
Cornet – Mongezi Feza
Drums – Louis Moholo
Guitar – Fred Coker
Saxophone [Alto] – Dudu Pukwana
Saxophone [Tenor] – Bizo Mnggikana*

https://en.wikipedia.org/wiki/Assagai

https://www.discogs.com/de/Assagai-Assagai/release/2235933

Auf dem zweiten Album sind diese Musiker zu hören:

Alto Saxophone – Dudu Pukwana
Baritone Saxophone – Fred Fredericks
Congas – Smiley De Jonnes, Terri Quaye*
Drums – Louis Moholo
Percussion – Smiley De Jonnes
Piano – Dudu Pukwana
Tenor Saxophone – Bizo Mngqikana, Fred Fredericks
Trumpet – Mongezi Feza
Vocals – Martha Mdenge

https://www.discogs.com/de/Assagai-Zimbabwe/release/4940880

Das erste " Assagi " - Album wird heutzutage teilweise zu einem wahnwitzigen Preis von 240 Euro angeboten denn es gilt durchaus als Rarität:

ASSAGAI - Telephone Girl - Assagai - 1971

https://recordsale.de/de/kuenstler/assagai/albums/assagai?filter=minprice%3A200%3Bcondition%3Aused%3Bavailability%3Astock

ASH RA TEMPEL - " Schwingungen " ( 1972 ):

Die Band stammte aus West - Berlin. Sie formierte sich 1970. Die drei Gründer mit Namen Manuel Göttsching, Klaus Schulze und Hartmut Enke versuchten eine musikalische Symbiose zwischen Elektronik und Rock herzustellen. Die hieraus hervor gehenden, überwiegend rhythmischen Klänge, schienen indes nicht für das Ohr von Jedermann geeignet. Die elektronische Musik fristete selbst in jenen experimentierfreudigen 70er Jahren ein absolutes Schattendasein. Der bekannte Rundfunkmoderator Winfrid Trenkler widmete einige Jahre nach dem Erscheinen der zweiten " Ash Ra Tempel " ( später nur noch " Ashra " ) LP diesem Musikgenre eine eigene Sendung die den Titel jener LP hatte. Auf dieser, im Jahre 1972 ebenfalls unter dem " Ohr " - Label veröffentlichten Scheibe, finden sich nur drei Stücke:

Light And Darkness
Light: Look At Your Sun	6:20
Darkness: Flowers Must Die	12:20
Schwingungen	(19:00)
Suche
Liebe

Der Mitbegründer Klaus Schulze stieg bereits 1971 aus dem Projekt aus und spielte danach mehrere Dutzend Alben als Solist ein. Auch Hartmut Enke verließ dann 1973 die Band. https://de.wikipedia.org/wiki/Ash_Ra_Tempel

Auf dem Album sind neben Göttsching und Enke noch Wolfgang Müller ( Schlagzeug, Vibraphone ) sowie Matthias Wehler ( Alt - Saxophone ) zu hören. Das zweite " Ash Ra Tempel " - Album kursiert heutzutage bei " Krautrock " - Anhängern unter den 100 besten Scheiben. Die wieder veröffentlichte LP wird im Handel mit mehr als 220 Euro angeboten.

https://www.discogs.com/de/Ash-Ra-Tempel-Schwingungen/master/2694

https://recordsale.de/de/kuenstler/ash-ra-tempel/albums/schwingungen?filter=minprice%3A200%3Bcondition%3Aused%3Bavailability%3Astock

ASH RA TEMPEL - " Light & Darkness / Darkness: Flowers Must Die - Schwingungen - 1972

ALPHATAURUS - " Same " - ( 1973 ):

Dass in den 1970er Jahren auch in Italien exzellente Rock oder auch Prog Rock - Bands existierten, war neben den Einheimischen bzw. den dortigen, zumeist jugendlichen Fans, nur wirklich eingefleischten Insider in Europa bekannt. Der Musikmarkt wurde zu einem nahezu erdrückenden Maße von anglo - amerikanischen Bands beherrscht. Die Band " Alphataurus " wurde zu Beginn der 70er von

Pietro Pellegrini, Piano, Orgel, Synthesizer ( Tasteninstrumente ), Spinett, Vibraphone

Alfonso Oliva, Bass

Giorgio Santandrea, Schlagzeug, Tibialis,

Guido Wassermann, Gitarre

gegründet.

https://www.discogs.com/de/artist/1157743-Alphataurus

Das erste Album erschien 1973 bei " Magma Records ". Darauf könnte diese Songs abgespielt werden:

Peccato D'Orgoglio	12:22
Dopo L'Uragano	5:05
Croma	3:16
La Mente Vola	9:20
Ombra Muta	9:43

https://www.discogs.com/de/Alphataurus-Alphataurus/master/12660

Die Formation ist dem Pro Rock zugehörig, wenngleich sich in den ausgedehnten Stücken psychedelische sowie symphonische Passagen und Elemente wieder finden und diese zum Teil beherrschen. Es war die hohe Zeit des sogenannten " Bombast Rocks ", der eine Vielzahl klassischer Einflüsse verarbeitete und der durch die zum Teil aufgeblähten Klangstrukturen mittels elektronischer Tasteninstrumente für den Hard Rock - Fan nicht unbedingt das non plus ultra darstellte.

" Alphataurus " spielte wohl auch deshalb nur eine Album in den 70ern ein.

ALPHATAURUS - La Mente Vola - 1973:

BLACK CAT BONES - Barbed Wire Sandwich ( 1970 ) :

Die 70er Jahre brachten - musikalisch betrachtet - so manche Schrulle hervor. Das galt natürlich auch für die Namen der vielen Gruppen, die hier wie Pilze aus dem Boden schossen. Die Band " Black Cat Bones " formierte sich irgendwann Ende der 1968er in England. In ihrer sehr kurzen Schaffenszeit spielte die Band eine LP ein, die den Titel " Barbed Wir Sandwich " ( frei übersetzt: Mit Stacheldraht belegte Stulle ). Die Formation " Black Cat Bones ( frei übersetzt: Die Knochen einer schwarzen Katze ) bestand ursprünglich aus:

Paul Kossoff , Gitarre

Simon Kirke, Schlagzeug

Stuart Brooks, Bassgitarre

Die beiden Erstgenannten stiegen bereits nach einigen Monaten aus und gründeten 1968 zusammen mit Paul Rodgers ( Gesang, Klavier ) sowie Andy Frazer ( E - Bass ) die Gruppe " Free ". Auf dem Album spielen statt ihrer:

Brian Short, Gesang

Rod Price, Gitarre, Gesang

Phil Lenoir, E - Bass

https://de.wikipedia.org/wiki/Black_Cat_Bones

Das bei der renommierten Plattenmarke " Decca " verlegte Album enthält diese Songs:

Chauffeur	5:15
Death Valley Blues	3:52
Feelin' Good	4:58
Please Tell Me Baby	3:10
Coming Back	2:32
Save My Love	4:50
Four Women	5:09
Sylvester's Blues	3:45
Good Lookin' Woman	7:16

https://www.discogs.com/de/Black-Cat-Bones-Barbed-Wire-Sandwich/master/18363

Die Band spielte hier soliden, knackigen Bluesrock ein. 38 Jahre nach ihrer Auflösung erschien bei " Sunbeam Records " ein Compiler, auf dem " BCB " zusammen mit dem Gitarristen Paul Kossoff eine Reihe von Coverversion bekannter Blues - Songs einspielten.

BLACK CAT BONES - Send You Back - Bared Wire Sandwich - 1970:

JERICHO - ( 1972 ) :

1960 zog es den englischen Musiker Robert William ( " Robb " ) Huxley von Gloucester nach Miami, wo er sich der Rock´N´Roll - Musik hingab. 1967 wurde er in Israel sesshaft und gründete dort die Band " Churchill´s ", aus der später " Jericho Jones " und danach " Jericho " wurden.

https://www.discogs.com/de/artist/751893-Robb-Huxley

Unter diesem Namen gelangte 1972 eine gleichnamige LP auf den Markt, die von der Plattenfirma " A & M Records " vertrieben wurde. Die Gruppe bestand aus:

Bass – Michael Gabriellov*
Drums – Ami Triebich
Guitar – Robb Huxley
Lead Guitar – Haim Romano
Lead Vocals – Danny Shoshan

Dieses Album enthält folgende Stücke:

1	Ethiopia	4:30
2	Don't You Let Me Down	3:36
3	Featherbed	9:36
4	Justin And Nova Arranged By [Strings] – Danny Shoshan, Rob Young (2), Robb HuxleyPiano – Rob Young (2)	8:25
5	Kill Me With Your Love	11:16

Bereits 1973 löste sich die Formation, die dem Prog Rock zuzuordnen ist wieder auf. Das " Jericho " - Album gilt unter den Kenner der Musikszene als Rarität. Es wurde vor einiger Zeit als Vinyl - Scheibe wieder aufgelegt. Der Preis dafür ist üppig.