Winterlauf











Seit mehr als einer Woche liegt in großen Teilen dieses, unseres, nicht immer geliebten Landes, eine feste Schneedecke. In einen Regionen hat sie mittlerweile eine akzeptable Höhe erreicht, so dass wintersportliche Aktivitäten nicht ausgeschlossen sind. Doch: Was dem einen sein´ Freud´, ist dem andern sein Leid. Durch einige frostige Tage waren viele Wege und Plätze zu reinen Eisflächen geworden. Noch tückischer entpuppten sich die leicht überschneiten Abschnitte, bei denen darunter das blanke Eis hervor lugte.

Ein Horror - Szenario für Fußgänger oder Radfahrer. Aber nicht nur für jene Menschen, die bei leicht sonnigem Wetter vor Tante " Corona " entfliehen wollten und sich - natürlich - Masken frei nach draußen wagten.

Deshalb entschlossen wir uns, den turnusmäßig eingeplanten Lauf um den Hollener See von einer Stunde für drei Tage zu verschieben und stattdessen zum Bahnhof in dem benachbarten Unterschleißheim zu laufen. Git, ja, gut, ich sach´ma´, das Joggen auf Asphalt oder an der Straße ist nicht zu empfehlen. Die Fußgelenke werden hierbei zu sehr strapaziert. Es wird von Fachleuten und / oder Ärzten somit als suboptimal eingestuft.

Gestern jedoch war der morgendliche Himmel klar, es war kalt, aber nicht unangenehm. Nach dem Brötchenkauf zogen wir somit unsere Sportkleidung an und liefen gegen 9.30 Uhr los. 

Der nächtliche, teils böige Westwind hatte den mit ihm herunter fallen Schnee zu kleinen Hügeln aufgetürmt. Links und rechts von dem Wirtschaftsweg waren teilweise kleinere Schneeverwehungen erkennbar. Zum See hin erkannten wir eine Vielzahl von Fußspuren und auch die mit geführten Hunde hatten einige Spuren im Schnee hinter lassen.

Die Winterlandschaft rund um den See sah jetzt völlig anders aus, als es noch vor einigen Monaten der Fall war. Die grüne Weihnacht 2020 kam mir noch in Erinnerung. Und nicht nur die. Während des Laufens dachte ich an die Zeit während des Studiums in Wilhelmshaven. An die Deichspaziergänge und den dort ewig blasenden Wind, der über das Wasser kam, mich trotz der dicken Winterjacke, des Schals und der Fäustlinge mich frösteln und meine Augen tränen ließ. Die Deichkrone war von einer feinen Pulverschneeschicht überzogen, die die Grünflächen, auf denen ab Frühjahr bis in den Spätherbst hinein, Tausende Schafe weideten, die das saftige Gras von den Deichen abfraßen und das Mähen obsolet machten. 

Ich erinnerte mich aber auch an jene Spaziergänge im Harrl, im Bückeberg, die ich während meiner Kindheit und Jugendzeit im Schaumburger Land, in Bad Eilsen, während der Wintermonate machte. Als manchmal eine durchgängige Schneedecke die vielen Wanderwege kaum noch passierbar machte. Wo wir dann uns regelmäßig nasse Füße holten, weil die getragenen Schuhe eben nicht wasserdicht waren.

Und ich erinnerte mich an viele Spaziergänge in Dresden. Bei denen wir uns die schmucken Häuser in der Nachbarschaft ansehen, davor stehen blieben, um über die Gärten zu diskutieren, uns dann und wann Inspiration für die eigene Anlage holten, ehe wir nach den Weg in Richtung der 81. Grundschule an der Robert - Weber - Straße sowie daran anschließend zur Begerburg machten. Von dort aus führte uns der Spaziergang häufiger in Richtung Friedhof Dölzschen, wo der Schriftsteller Victor Klemperer beerdigt worden ist und von dort aus zurück zum Wohnhaus Am Tälchen 10.

In den Wintermonaten lag dort oberhalb des Talkessels regelmäßig Schnee. Ein ausgedehnter Winterspaziergang bei klarer Luft, ohne dass dabei Menschenmassen die landschaftliche Idylle stören konnten. Deshalb hatte ich die kleine Digitalkamera immer dabei.

Beim unserem Winterlauf war dieses nicht möglich. Sie hätte nur gestört, denn bei frostigen Temperaturen waren wir bemüht, den Lauf möglichst ohne große Unterbrechungen zu absolvieren. Das war aber nicht immer möglich. An einigen Abschnitten lag der Schnee mehr als knöchelhoch. Wir mussten diese im Schritttempo queren. 

Zuhause angekommen, waren wir ein wenig geschafft. Das Joggen im Schnee strengt doch an. Eine warme Dusche ließ uns den Winterlauf beinahe vergessen. Heute regnet es. Die Temperaturen sind wieder stark angestiegen. In einigen Stunden wird die weiße Pracht der letzten Tage Vergangenheit sein, so, wie es jene Erinnerungen sind, die mir beim Winterlauf an jenem 27. Janaur des Jahres 2021 kamen.


Dazu, ENGELBERT: 

 


   



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