Dreigeteiltes Deutschland - Wetter ? Niemals!




Heute ist Samstag. Sonnabend, der 6. Februar 2021. Samstag ist für viele Bundesbürger ein arbeitsfreier Tag, denn ab Freitagnachmittag beginnt bereits das erholsame Wochenende. Auch in " Corona " - Zeiten. Das war nicht immer so. 

Während meiner Schulzeit ab 1960 war der Samstag bis 13.10 Uhr auch ein " normaler " Schultag mit Unterricht. Irgendwann ab Mitte der 1960er Jahre wurde der Samtsgasunterricht abgeschafft. Dafür galt für die höheren Klassen, dass an einigen Schultagen der Unterricht bis 14. 10 ging.

Als ich dann, so vor mehr als einem halben Jahrhundert, meine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmannsgehilfen antrat, zählte der Sonnabend zu einem regulären Arbeitstag und dieses für alle Berufe. Die Ausnahmen machten vormals, also in den späten 60er bis weit in die 70er Jahre, nur Ämter und Behörden. Die waren ab Mittag zu. 

Später setzten die westdeutschen Gewerkschaften durch, dass der Samstag generell ein arbeitsfreier Wochentag bleibt, weil versucht wurde, statt der zunächst vereinbarten 48 - , dann 45 -,  später die 38 - oder  gar  die 35 - Stundenwoche durchzusetzen. Inzwischen ist diese generelle Regelung längst obsolet geworden, denn die Arbeitszeiten an den Samstagen, wie es sie zum Beispiel im Handel gibt, wurden regional sogar bis 22.00 Uhr verlängert. Von der Gastronomie oder anderen Dienstleistern mal ganz abgesehen.

Nun, der Samstag ist für mich jetzt immer ein freier Tag, denn ich bin inzwischen Rentner. Deshalb kann ich mir die Zeit überwiegend selbst einteilen. Dazu gehört selbstverständlich, wegen der Arbeitszeit nicht mehr den Wecker stellen oder sich von dem Geplärre aus dem Radio aus den Träumen heraus reißen lassen zu müssen. 

Die Zeiten sind also vorbei. Kein Wecker, keine Radiowecker, keine elektrische Zeitschaltuhr, über die die Stereo - Anlage los dröhnte, wenn ich zu einem Ferienjob aufbrach, um das Geld für mein Studium zu verdienen oder Jahre danach, als ich meine Wissenschaftlich Examensarbeit binnen drei Monaten zu erarbeiten hatte und mein Tag dann gegen 6.00 Uhr begann.

Da ich als Frühaufsteher gelten kann, fiel mir dieses nicht besonders schwer. Morgens habe ich meine kreativere Phase, dann, wenn alles um mich herum noch ruhig ist. Das morgendliche Ritual sieht beinahe gleich aus. Nach dem Aufstehen, der Badbesuch, darin Anziehen, dann runter in die Fuß warme Küche, Radion an, Kaffeeautomat an, Katzen füttern und flüchtig Beschmusen. Danach " SPIEGEL " - Lektüre aus dem Eßzimmerschrank holen und einige Artikel daraus lesen. Dabei leise  Meckern,weniger heftig den  Kopf schütteln, zeitweise sogar Fluchen. Es folgt eine zweite Tasse Kaffee aus dem Vollautomaten.

Nun, dieser Ablauf galt auch für den heutigen Samstag, den ersten Sonnabend im Februar des Jahres 2021. Doch, an diesem Morgen wurde ich weder von einem Wecker, noch von einem Radio und schon gar nicht - wie es vor eben 50 Jahren der Fall war - von meiner Mutter geweckt. Der Unterschied zeigte sich in Gestalt einer laut zetternden Amsel, die in unserem Gärtchen zum Nachbarn oder eben hörbar weiter meckernd, anschließend von dannen flog. Dieser Vogel hatte mich geweckt. Während ich meine ersten Gedanken sammelte, kam mir dabei die Erinnerung an ein ähnliches Erlebnis an einem Samstagmorgen irgendwann im Frühjahr zu Beginn der 1980er Jahre.

Es war ein kaltes Osterfest am 19. und 20. April 1981. Jedenfalls dort, wo sich der Winter noch nicht richtig verabschiedet hatte. Im Norden sowie bis in den Südwesten kehrte dieser sogar noch einmal zurück und sorgte - wen wundert es - damals in den betroffenen Regionen für Verkehrschaos. Ab dem 23. April fielen hier bis zu 30 Zentimeter Neuschnee. Darauf waren die meisten Straßenmeistereien und Winterdienste nicht vorbereitet. Die Konsequenzen waren: Unzählige Staus, Tausende Verkehrsunfälle sowie Zehntausende liegen geblieben Fahrzeuge.  

Auch auf der A2 zwischen Hannover und Dortmund herrschte Tage lange Ausnahmezustand. Die so genannte Warschauer Allee war einst noch durchgängig zweispurig. Die hierauf fahrenden LKW ( es waren schon zu jener Zeit nicht gerade wenige ) konnten somit nur auf einem Fahrstreifen überholt werden. Blieben diese bei Winterbedingungen liegen, war ein Riesen - Stau unumgänglich.

Ausgerechnet an dem Wochenende nach dem starken Schneefall sollte ich meine Eltern von dem Flughafen in Düsseldorf abholen. Ich hatte Semesterferien, arbeitete von Montag bis Freitag in der Pumpenfabrik Bornemann in Obernkirchen als Aushilfe und konnte sie an jenem Samstag abholen. Sie hatten sich zusammen mit einem befreundeten Ehepaar aus Bückeburg einen zweiwöchigen Urlaub auf Gran Canaria gegönnt und landeten gegen Mittag in Düsseldorf. Obwohl der Flugverkehrs bereits gigantische Ausmaße angenommen hatte, bestanden im Vergleich zu den jetzigen Bedingungen beim Massentourismus noch starke Einschränkungen. Verbilligte Urlaubsreisen nach Spanien wurden deshalb außerhalb der Saison beispielsweise von der " TUI " nur vom Flughafen Düsseldorf angeboten.

Den Hintransport hatte der Sohn der Bekannten erledigt, nun sollte ich das Quartett wieder abholen. Und dieses alles bei Winterwetterbedingungen.

Ich stellte mir gegen 6.00 Uhr den Wecker und fuhr um zirka 7.00 Uhr an jenem Samstag in Richtung A 2 los. Bereits wenige Kilometer nach der Auf - und Abfahrt Bad Eilsen begann es wieder Winter zu werden. Überall hingen Schnee bedeckte Zweige an den Bäumen herunter. An den Randstreifen der Fahrbahn lagen die weiße Pracht gut einen halben Meter hoch. Ich schlich mit dem Renault R 15, einem sportlich akzentuierten PKW mit " nur " 90 PS und einem Hubraum von " Nur " 1,6 l auf der rechten Fahrbahn lang. Es mögen vielleicht 60 Km / h, streckenweise vielleicht 80 Km/h gewesen sein, die der Tacho anzeigte. Trotzt des frühen Losfahrens wäre ich nie und nimmer pünktlich in Düsseldorf am Flughafen angekommen. Doch wie von einer Zauberhand geführt, endet die Winterlandschaft kurz vor Bielefeld abrupt. Statt satt weißer Schneeflächen und bedeckter Wälder, wurde es wieder grün.

Der Winter im Frühling des Jahres 1981 endete hier. Allerdings nur für kurze Zeit. Einige Kilometer hinter Bielefeld kam er wie aus dem Nichts wieder zurück. Die Schneedecke auf den Felder, Wiesen und anderen Flächen schien noch höher zu sein. Gleiches galt für die neben dem Pannenstreifen aufgetürmten Schneemassen. Zum Teil ragten diese bis in die rechte Fahrspur hinein. Für einen Autofahrer ein absoluter Stress, denn die Geschwindigkeit muss hier herunter gesetzt werden. So schlich ich erneut über viele Kilometer auf der Autobahn 2 bis nach Dortmund und dort bis zum Kamener Kreuz, über das ich dann auf die A 1 gelangte.

Nun, ich schaffte es dennoch locker in der Zeit und kam mit einem entsprechenden Polster am Düsseldorfer Flughafen an. Aber auch die Rückfahrt gestaltete sich bei winterlichen Bedingungen im April jenes Jahres als nicht stressfrei. Obwohl der PKW mit fünf Erwachsenen und reichlich Reisegepäck beinahe bis zum letzten Zentimeter ausgefüllt war, geriet er einige Male leicht ins Rutschen. Die Fahrbahnen waren dort nur notdürftig beräumt. In jenem Apriltagen als der Winter noch einmal zurück kehrte:

 

 https://www.wetter.de/cms/winterwetter-im-april-auch-vor-36-jahren-hatten-wir-mit-neuschnee-zu-kaempfen-2852450.html


Ab heute Nacht sind in den nördlicheren Bundesländern starke Schneefälle vorausgesagt. Das Wetter schlägt wieder um und der Winter dafür zu. Hier im Süden bleibt es angeblich eher mild. Vom Winter keine Spur. Die unterschiedlichen Wetterbedingungen liegen an zwei sehr unterschiedlichen Wetterfronten, die das Regionalwetter bestimmen. Damit gibt es quasi ein zweigeteiltes Klima. Im Norden ist es richtig Winter, im Süden beinahe schon Frühling. So, wie es vor 40 Jahren auch der Fall war. Doch ein dreigeteiltes Wetter wird es in Deutschland eher nicht geben, dafür ist das gesamte Gebiet dann eben zu klein.



JOHNNY WINTER  - It´s My Own Fault  -  Live At The Fillmore East  -  1970:


 







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