FC Schalke 04 - Kein Meister der Herzen!





Was waren das doch für emotionale Zeiten? Damals, als der Samstagnachmittag ab 15.30 Uhr immer dem Fußball aus der Ersten Bundesliga gehörte ( zumindest in den Monaten von Ende August / Anfang September bis in die zweite Dezemberhälfte und von Anfang / Mitte Februar bis Ende Mai ). Dann entdeckten die Vereins - und Verbandsoberen, dass aus der geliebten Langeweile der Samstagsspiele irgendwie mehr Profit und vermeintlicher Pep herauszuholen ist. Die Freitagsspiele, die verhassten Englischen Wochen und das noch unbeliebtere Montagsspiel setzten sich durch. Damit konnte mehr Money gemacht werden, weil die werbefinanzierten Privatsender dafür viele DM und Euro auf den Tisch legten. Der hierdurch eingeleitete strukturelle Wandel führte indes auch zu vielen ungebetenen Nebeneffekten. Ein Spieler, ein Fußballer, musste sich nie mehr nur einem einzigen Verein verschreiben und mit diesem auf Gedeih und Verderb jene Erlebnisse teilen, die die schönste Nebensache der Welt eigentlich ausmachen sollten.

Wie es schon richtig bei unserem Herrn Goethe heißt: 


 "  Geh! gehorche meinen Winken... 

Geh! gehorche meinen Winken,
Nutze deine jungen Tage

Lerne zeitig klüger sein:

Auf des Glückes großer Waage
Steht die Zunge selten ein;


Du musst steigen oder sinken,
Du musst herrschen und gewinnen
Oder dienen und verlieren,
Leiden oder triumphieren,
Amboss oder Hammer sein.


Diese wohl ausformulierte Lebensweisheit trifft denn auch heute noch zu. Und dieses auf jeden einzelnen Akteur, der sich bemüht, seinen kurzen Lebenstraum vom viel umjubelten Fußballprofi zu leben. Dabei spielt es indes keine große Rolle, wo und für welchen Fußballklub er dem Ball hinterher hechelt. Vereinstreue ist längst zu einem antiquierten Begriff aus dem vergangenen Jahrtausend geworden. Heutzutage regiert das Geld und mit ihm stellt sich sehr oft der Erfolg ein. Dabei kann es aber auch Ausnahmen geben. In diesen - dann eher seltenen - Fällen spielt dann Geld keine Rolle mehr und es schießt dabei auch keine Tore.

Vor beinahe 20 Jahren, genauer gesagt am 19. Mai 2001 schrieb die Geschichte der Fußballbundesliga eines ihrer eher kuriosen Geschichten:


https://www.sport.de/news/ne2229064/fc-schalke-04-die-schwaerzeste-stunde-der-vereinsgeschichte---fc-bayern-schnappt-titel-2001-weg/

  

Als neutraler Betrachter der damaligen Szenerie, hielt ich es wohl eher auch mit den so genannten Königsblauen. Die " Roten " aus München hasste ich wie die Pest. Als eingefleischter Werder - Fan war mir ein Bundesligameister mit dem Namen FC Schalke 04 alle Male lieber als der FC Bayern München.

Nun, es kam bekanntlich anders. Der große Traum des Träumers mit dem Namen Rudolf " Rudi " Assauer zerplatzte und es kam so, wie es seit den Jahren danach immer noch kommt: Der Deutsche Fußballmeister kam aus München und hießt FC Bayern. 

Assauer und Kollegen hatten aber immerhin eine Vision. Sie wollte den Bayern Paroli bieten. Und das gelang ihnen - wenn auch nur zeitweise und in sehr begrenztem Umfang.

Aktuell, damit fast 2 Dekaden danach, sieht es düster aus. Die Gelsenkirchener dümpeln seit Saisonbeginn auf dem 18. Tabellenplatz herum. Auch der vierte Trainer dieser Spielzeit bewirkt dort nahezu nichts. Die Mannschaft ist orientierungs - und führungslos. Besserung ist nicht in Sicht. Wer nach 22 Spielen lumpige 9 ( !!! ) Punkte eingesammelt hat und dazu ein - zwangsläufig - miserables Torverhältnis aufweist, der dürfte dann wohl absteigen.

 Was mit dem Start am 18. September und der 0:8 - Pleite in München begann, war aber nur eine logische Konsequenz aus den über viele Jahre zuvor vollzogenen Missmanagement, das mit einem völlig überzogenen Anspruchsdenken der Vereinsführung sowie einer zu euphorisierten Erwartungshaltung bei den Schalke - Anhängern seine Fortsetzung fand. 

Sicherlich ist der FC Schalke 04 in Deutschland, sogar in Europa, nicht irgendein x-beliebiger Fußballklub. Er zählt zu den zu Traditionsvereinen hoch stilisierten Klubs, die über einige Jahrzehnte hiervon zehren und dadurch überleben konnten. Dieser Vorteil ist jedoch längst vorbei. Weil Fußballvereine längst zu Wirtschaftseinheiten mutiert sind, spielt Tradition allenfalls noch dann eine Rolle, wenn es darum geht das Image werbewirksam und Umsatz fördernden in ein Konzept einzubinden. Der FC Schalke 04 hat hiervon hinreichend Gebrauch gemacht. Sein ehemaliges Führungspersonal war darauf erpicht, die Tradition plakativ in den Vordergrund zu stellen und diese bei den vielen Hunderttausend Anhängern Umsatz steigern zu propagieren.

Völlig zu recht zählten die Gelsenkirchener zu den Gründungsmitgliedern der höchsten west-deutschen Spielklasse.

Allerdings musste Schalke vor 40 Jahren aus der Beletage des deutschen Fußballs abgestiegen. 

Seit der verpassten Meisterschaft im Mai 2001 konnte sich der Verein bis zum Ende der Tätigkeit von " Rudi " Assauer nicht nur national als erfolgreicher Klub etablieren. 

https://de.wikipedia.org/wiki/FC_Schalke_04#2006_bis_2014:_Internationaler_Dauergast,_Pokalsieg_und_Champions-League-Halbfinale_2011

Auch wenn der Verein vor 10 Jahren im CL - Halbfinale stand, so zeigte sich bereits während der Ära Assauer, dass Großmannssucht, eitle Selbstdarstellung und eklatante Defizite auf den Gebieten der auch dort erforderlichen Grundkenntnisse der Betriebswirtschaft in den Führungspositionen, sich zu einem Gebräu vermengten, das eher einem Giftcocktail, denn einem Fitness - Trunk entsprach. Es wurde eben über die eigenen Verhältnisse gelebt und vor allem so gewirtschaftet. Die Quittung dafür gibt es zeitverzögert.

Den Klub im " Pütt " drücken Schuldenlasten von 200 Millionen Euro. Weshalb der Bettelgang nach Düsseldorf angetreten werden musste, um eine Landesbürgschaft zu erhalten. Die Gefahr, dass der FC Schalke 04 im - durchaus realistischen - Fall eines Abstiegs, nicht nur enorme Einnahmeverluste ( Fernsehgelder, Werbeumsätze, verlustig gehende Sponsoren ) hinzunehmen hat, sondern auch der Großteil des Kaders abgegeben werden muss, ist akut.

Das lähmt nicht nur die Oberen, sondern insbesondere die Mannschaft. Das Personal des FC Schalke ist sicherlich nicht wesentlich schlechter als das der Liga - Konkurrenten ab Platz 8 bis 17. Doch Misserfolge lähmen, womit sich weitere Pleiten, also sportliche Niederlagen, einstellen.

Wer am 22. Spieltag lediglich 9 Punkte eingesammelt hat bzw. von 22 Spielen nur eines siegreich gestalten konnte, der wird bei der Leistungsdichte innerhalb der unteren Tabellenhälfte nicht bestehen können.

Die " Lichter " in der Arena, die zu Assauer´s Zeiten für viel, viel Geld aus dem Boden gestampft wurde, könnten damit, allerdings nur bezogen auf die 1. Bundesliga, für mindestens 1 Jahr endgültig ausgehen. Die eher erfolglosen Versuche, dieses durch die Verpflichtung ehemaliger Spieler, wie Sead Kolasinac, der bei dem englischen Klub FC Arsenal traumhafte 9 Millionen pro Jahr einstrich und jetzt - gnädiger Weise - auf 40 % seiner Bezüge verzichtete, die Rückkehr des - natürlich - älter gewordenen, einstigen Top - Stürmers Klaas - Jan Huntelaar oder die Aufnahme des Ex - Nationalspieler Shkodran Mustafi, der zuletzt beim FC Arsenal London ebenfalls nur ein Reserviststendasein fristete, dürften allenfalls folkloristische Züge besitzen. Auch die Leihgabe des Brasilianers William, der vom VFL Wolfsburg zu den Gelsenkirchnern kam, erbrachte zunächst keinerlei Verbesserung der derzeitgen Situation, die sich insbesondere dadurch auszeichnet, dass der FC Schalke ebne keine Tore erzielt, aber dafür zu viele Treffer kassiert.  Hierzu hat sich nach der 0:4 - Pleite gegen den BVB der Ex - Profi Matthäus geäußert.

Er stellte fest, dass der Einbau von Spielern, die seit Monaten keine Begegnungen mehr bestritten haben, also Bankdrücker waren, nie funktionieren wird, weil die körperliche Belastung dieser Profis eine andere sei, womit solche Spieler dann verletzungsanfälliger sind.

In der Saison 2020 / 2021 wird der FC Schalke 04 dann wohl " Absteiger der Herzen ", aber kein " Meister der Herzen " werden.

Oder sollte es dann doch noch ein Wunder a´la´SV Werder Bremen 2019 / 2020 geben??? 

   https://de.wikipedia.org/wiki/FC_Schalke_04#Kader_in_der_Saison_2020/21




JETHRO TULL  -  A Song For Jeffrey  -  This Was  -  1968:






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