Schneesturm auf der Autobahn oder: Nur Fahren ist schöner.


Als ich gestern
Morgen, am Blauen Montag, den 8. Februar 2021 den Nachrichtensender MDR aktuell einschaltete, war das Winter - Chaos seit fast 5 Stunden im vollen Gange. Die Verkehrsmeldungen hörten sich beinahe ähnlich an. Ob nun auf der A 13, der A 14, der A 4, der A 72 oder vielen Bundesstraßen: In Sachsen ging nichts mehr. Die Fahrzeugen bildeten einen Gesamtstau von fast 200 Kilometern Länge; davon allein 70 Kilometer auf der A 72. 

Die Verkehrsmeldungen wiederholten sich dann viertelstündlich in beinahe der identischen Abfolge, nur die Staulänge wurde ständig größer.

Währen dich bei einem Pott frisch gebrühten Kaffee jenen Verkehrsfunkmeldungen lauschte, erinnerte ich mich an so manche lange Fahrt auf den Autobahnen im Norden, aber auch an jene, die uns quer durch den Freistaat Sachsen nach Bayern führten. Auch damals war es Winter, der Schnee lag abschnittsweise bis zu einem halben Meter hoch an den Fahrbahnrändern. Doch diese waren fast immer beräumt. Und heute, an jenem 8. Februar des Jahres 2021?

Da musste sich beinahe zwangsläufig die Frage stellen, wie kann binnen 6 Stunden so ein Chaos zustande kommen?

Ich las dazu die Berichte und Meldungen auf den einschlägigen Internetseiten. So unter anderen auch hier: 

https://www.freiepresse.de/nachrichten/sachsen/schnee-und-glaette-in-sachsen-mehrere-kilometer-stau-auf-der-autobahn-4-artikel11335809

Nun, die Verkehrsdichte nimmt immer noch zu. Und wenn einige Hunderttausend nahezu zeitgleich den identischen Weg nutzen, dann bricht der Verkehr bei solchen Extremwettern eben zusammen. Dennoch fragte ich mich auch, wieso müssen eigentlich jene Fahrzeuge los fahren, obwohl die Fahrbahnen nicht oder nur unzureichend beräumt sind? Da ist der Stillstand doch bereits vorprogrammiert.

Des Rätsels Lösung fanden eine Leser und Kommentatoren des Artikels in der " Freie Presse ", die bekanntlich in Chemnitz erscheint. Die BRD, also das der einstigen DDR, den Ost - Bundesländern, den Neuen Bundesländern, dem Beitrittsgebiet oktroyierte kapitalistische Wirtschaftssystem ist daran Schuld. Es war garantiert bereits marode als die DDR aufgelöst, von den bösen Wessis okkupiert und alle - natürlich nur - guten Errungenschaften des einstigen, des selbst ernannten Arbeiter - und Bauernstaates durch schlechtere Lösungen ersetzt werden mussten.

Ja, okay, zum Teil stimmt dieses. Die Polikliniken wurden aufgelöst, die Kinderhorte auch und das DDR - Schulsystem ebenso. Und noch vieles, vieles, mehr.

Doch: Gilt dieses auch für das Straßen - oder das gesamte Verkehrssystem?

Tja, rückblickend und unter Heranziehung der mir von meiner besseren Hälfte über viele Jahre vermittelten Kenntnisse zum Realzustand des damaligen sozialistischen Vaterlandes, bleibt festzuhalten: Hier werden von den wohl dauer-frustrierten Herren Äpfel mit Birnen verglichen, die dann mit der rosa - roten Brille betrachtet plötzlich alle gleich aussehen. Die Verkehrsdichte in der DDR war. immer verglichen mit der  heutigen, ein absoluter Lacher, denn nur ein verschwindend kleiner Bevölkerungsteil konnte sich überhaupt einen fahrbaren Untersatz leisten. Der Rest, also die Mehrzahl der Nicht - Privilegierten musste nicht selten bis zu 16 Jahre auf einen Trabant warten. Andere PKW waren sowohl preislich als auch wegen der nur sehr begrenzten Stückzahl kaum zu bekommen.

Die DDR setzte deshalb auf den öffentlichen Personenverkehr, der durch die Reichsbahn, die Straßenbahnen und Busse ausreichend sicher gestellt werden sollte. Deshalb konnte es gar keine gigantischen Verkehrsstaus geben. Denn, wo keine Fahrzeuge vorhanden sind, können sie auch nicht die Straßen verstopfen. Hinzu kommt der rapide gewachsene Transit - und Güterverkehr durch die einstigen sozialistischen Bruderländer Polen sowie das heutige Tschechien sowie andere Veränderungen, wie die Flut an Logistik - und Transportunternehmen im Regionalbereich. 

Während die DDR - Nostalgiker sich in ihren verbrämten Kommentaren wechselseitig mit Schilderungen aus dem angeblich so " schönem " Leben in diesem Staat überbieten, staute sich der PKW - und Güterverkehr auf einer Gesamtlänge von 200 Kilometern. Das entsprach mehr als einem Drittel des derzeitigen Autobahnnetzes. 

Nach dem die Staus durch den Verkehrsfunk des MDR in schöner Regelmäßigkeit wiederholt waren, fiel mir dazu doch tatsächliche ein Lied der Truppe " Truck Stop " aus dem Jahr 

 " 

 Schneesturm auf der Autobahn und vor mir keine Spur,

ich seh' die blauen Schilder kaum und ahn' die Fahrbahn nur.
Drum nehm ich mir mein Funkgerät, Kanal 410:
An alle, hier spricht Gunther G, ich hab' da ein Problem.

Ich möcht' so gern Dave Dudley hör'n, Hank Snow und Charly Pride,
'nen richtig schönen Country-Song, doch AFN ist weit.
Ich möcht' so gern Dave Dudley hör'n, Hank Snow und Charly Pride,
'nen richtig schönen Country-Song, doch AFN ist weit.                           " ..........


Boah, dat war´n noch Zeiten, als auch in der BRD die LKW - Fahrer, die selbst ernannten Kapitäne der Landstraße, die als  " Brummis " verniedlicht wurden und die Nostalgie von einem freien, unbeschwerten Leben sich dort breit machen konnte, einen anderen gesellschaftlichen Stellenwert besaßen. Und heute? 
Auf der A2 gab es in der Nacht zum heutigen Dienstag einen 37 Kilometer langen Stau, weil die Fahrbahnen vereist und zugeschneit waren. Viele Fahrer mussten mehr als 8 Stunden in dem Chaos bei klirrender Kälte ausharren.
Nur Fahren ist schöner?



GRAVY TRAIN  -  Think Of Life  -  1970:





Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Da gibt´s mal drei Flocken außer der Reihe (obwohl, was heißt schon außer der Reihe, es ist verdammt noch mal Winter!), da richtet der Sparwahn ein mittleres Chaos an, weil die verbliebenen drei Räumfahrzeuge nicht alle benötigten Straßen beräumen können. In Dresden fuhren nur noch zufällig ausgewählte Straßenbahnen und ich hab selber nen Bus gesehen, der ganz traurig guckte, weil er nicht von der Stelle kam.

Da freut man sich des Lebens und stellt lieber keine Fragen. ;o)

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