Zu wenig Interesse an meiner Person!


 Seit einigen Wochen brüllt ab 18.00 Uhr aus dem Wohnzimmer der Fernseher in die oberen Etagen. Manchmal auch erst ab 22.00 Uhr, dann, wenn ich als Frühaufsteher so langsam die Nachtruhephase vorbereite. Zu jenen Zeit läuft die zumeist tägliche Show " First dates - Ein Zisch für zwei " bei dem Kleinstsender " VOX ". Wenn dieser nicht sendet, dann wird eben die Folge über den " Magenta " - Receiver abgedudelt.

Die Dialoge sind zwar nicht zu verstehen, doch das eintönige Gedudel zwischen den Werbeblocks und den Aufzeichnungsschnitten sagt mir, dass wieder " Kuppelshow " angesagt sein muss.

Nun gehört die seit 2018 über die Mattscheibe flimmernde Sendung des Bozener Kochs und mehr, Roland Trettl, nicht explizit zum Unterschichtsfernsehen, doch die dünnen Dialoge zwischen den Beteiligten, sind intellektuell nicht gerade das Gelbe vom Ei.

 



https://www.derwesten.de/panorama/promi-tv/first-dates-hotel-vox-roland-trettl-restaurant-drehort-tvnow-mediathek-folgen-kroatien-dating-bewerbung-id231510949.html


So mancher Teilnehmer, der sich alsdann selbst zum " Fernsehstar " erhöht, musste dort eine komplette Bruchlandung ertragen. Dann nämlich, wenn seine kognitiven Fähigkeiten nicht mit dem gezeigten Outfit oder gar das zur Schau gestellte Aussehen pass-genau mit den herüber gebrachten Fähigkeiten ( der Unfähigkeit ) sich sprachlich produzieren zu können korreliert.

Eher zufällig kam ich in den Genuss mir die Reste einer von meiner besseren Hälfte aufgezeichneten Folge der Trettl´schen " Dating - Show " ansehen zu dürfen. Hier waren u.a. zwei Schlagerfans aufgerufen, jene Verrenkungen zu zeigen, die sich eigentlich viele Vergebliche jenseits der Mitte 40 antun müssen, um auf der Suche nach einem Passepartout fündig zu werden. Jene Jagd nach dem erhofften Glück findet heutzutage eher im Verborgenen, in der virtuellen Welt also, zumeist auf diversen, sehr einschlägigen Portalen statt, die für viel Knete den Erhalt von Erfolgserlebnissen bei der Suche nach dem Mister Unbekannt oder der Prinzessin auf der Erbse vollmundig versprechen.

Bei dem Koch Roland Trettl fanden sich hierzu zwei 48jährige ein, die rein optisch bewertet, wie bereits mindestens zwei Mal gestorben aussahen. Aber, bitte schön, nicht jeder Mann muss Hardrock lieben, Motorrad fahren oder teure Lederjacken tragen. Und bei den Frauen darf es ruhig eine Falte mehr sei, die statt einer glatt gebügelten oder wie bei Öffnen einer Ölsardinenbüchse straff gezogenen Visage dem kritischen Betrachter zeigt.

Jene zwei 48 Lenze alten Bewerber wollten es also mit dem identischen Faible für Schlagermusik miteinander ausprobieren. Dieses Ansinnen, das gemeinsame Interesse an Jauche - Musik miteinander zu verknüpfen und hierdurch Glückshormone anzuregen, es scheiterte kolossal. 

Der Schlager - Fan Willi und die Schlager - Freundin Birgit kamen zueinander nicht. Weil sie seinem rein optischen Vorstellungen einer Frau nicht einmal ansatzweise entsprach und er - so ihre Feststellung -  zu wenig Interesse an ihrer Person zeigte.


https://www.vox.de/videos/entspricht-willi-birgits-idealbild-eines-mannes-601989a3d10c1b72de541942.html


Willi zahlte deshalb noch einem Bruchteil der bei Trettl verursachten Zeche für Speis´und Trank. Sie gab 50 Euro in einem Schein; er legte nur den Rest dazu. So lässt sich denn abschließend festhalten, dass das profane Interesse an Herz - Schmer - Schmalz - Scheiße kein Garant für den Beginn einer ersehnten, unendlichen Leidenschaft sein muss. Es kommt auch bei Knilchen, die das Gen für einfache Unterhaltung bereits mit der Muttermilch aufgesogen haben, immer noch auf die von der Frau ihm gewährte Gesamtschau an. Die Optik macht´s also. Es wäre auch zu schön, dass nur der Schlager dieses kaschieren könnte.



H.P. LOVECRAFT  -  It´s About Time  -  1968:




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