Bei " Willi " Kanbach in Münchehagen: Immer die gleichen Titel vom Plattenteller

Vor einigen Tagen startete ich diesen Post:


Heute ist Mittwoch, der 17. Februar 2021. Heute Mittag waren wir in Neufahrn. Diese Gemeinde liegt im oberbayrischen Landkreis Freising ( Kfz - Kennz.: FS ), verzeichnet zirka 19.000 Einwohner und ist wohl eher bekannt durch das Autobahnkreuz, welches die A 9 und die A 92 zusammenführt. Zudem gibt es noch eine weitere Besonderheit, denn der Bürgermeister gehört den " GRÜNEN ", genauer gesagt dem " Bündnis 90 / Die GRÜNEN " an. Im schwarzen Bayern keine Selbstverständlichkeit.

Neufahrn zeigte sich uns urbaner, denn es gibt hier mehr Geschäfte, Gewerbetreibende also und auch Gaststätten. Beim unserem Spaziergang, den wir vom " Mazda " - Autohaus zur Überbrückung der etwas ein stündigen Wartezeit machten, herrschte im Ortskern allerdings " Totentanz ". So als wäre es an Heiligabend gegen 16.00 Uhr.

Tante " Corona " macht es möglich. Nichts geht mehr. Das gilt auch für die Frisöre, von denen es auch in Neufahrn reichlich gibt. Im Radius von etwas 1000 Metern zählten wir allein deren 11. Insgesamt soll es aber nur  8 Geschäfte geben. Mag sein, dass 3 bereits aufgegeben haben.

Beim Vorbeischlendern an den geschlossenen Geschäften erinnerte ich mich plötzlich an jenen Jahre, in denen im Geburtsort von 18.00 Uhr bis 8.00 Uhr morgens " tote Hose " herrschte. In denen die handvoll Kneipen oder Gaststätten ab 22.00 Uhr schlossen und das kulturelle Leben auch an den Wochenenden nicht vorhanden war.

Für die Jugendlichen ein ständiges Ödland. Nur in der Residenzstadt Bückeburg gab es einige Lokale, die auf eine jüngeres Publikum abzielten. Doch dazu mussten wir erst einmal dorthin kommen. Eine Busverbindung in den Abendstunden gab es nicht; Taxis waren viel zu teuer und ein eigenes Auto oder eine Fahrerlaubnis lagen noch in weiter Ferne. Somit blieb nur das sehr überschaubare Umfeld bei einigen Freunden, die dann und wann zu Geburtstagsfeier oder kleinen Feten einluden ( mit Mädchen versteht sich ). Hierbei konnten wir auch jene Musik hören, die in den öffentlich - rechtlichen Radiostationen verpönt war oder zumindest sehr selten gespielt werden durfte.

Das ist heutzutage nicht vollkommen anders. Geplärre auf allen Stationen. Jedoch zumeist englischsprachiger Pop, Chartmusik oder seichte Titel, die das Ohr nicht allzu stark strapazieren. So schließt sich nach 50 Jahren zumindest musikalisch der Kreis wieder. Die meisten Radiosender empfinde ich erneut als unhörbar. Dass dazu gehörige Dauer - Gequassel, das Geseiere und Gesülze, dazu unwichtige Nachrichten aus der Welt der Reichen, Schönen und Blöden. 

Auf der Rückfahrt aus Neufahrn hatte meine bessere Hälfte B 3 im Autoradio eingestellt. Dieses ist so ein Dudel - Sender. Ich begann zu meckern. Solange, bis sie den Knopf zum Ausstellen des Sülz - Funks drückte.

Hach, was waren das damals für schöne Zeiten, dachte ich danach. Das Radio spielte eh nur Schrottmusik, weshalb ich den Kassettenrekorder meines Autoradios ständig im Betrieb hatte. Dabei leierte ich auch immer die gleichen aufgenommenen LPs ab. Aber, die Musik gefiel mir besser, als der Schund, den die empfangenen Radiostationen abnudelten. Das war einst auch der Grund, warum ich einige Jahre, manchmal zwei Mal pro Woche, von Bad Eilsen nach Münchehagen in die Kneipe " Kanbach " fuhr. Hier konnte ich jene Musik hören, die ich selbst aufgenommen hatte oder auf den gekauften LPs abspielen konnte.

" Kanbach " war für mich ab Frühjahr 1974 die Musikinstitution schlechthin. Wenngleich auch dort über viele Monate von den beiden Diskjockeys fast immer die identischen Titel abgespielt wurden. Über eine Anlage, die wegen der knackevollen Kneipe ständig am Rande der Leistungsfähigkeit bearbeitet wurde.

Was damals, also zwischen 1974 bis 1977 bei " Kanbach " in etwa ablief, hat ein Blogger - Kollege so in Erinnerung gebracht:

https://archilocheion.net/?p=62

Das es das Lokal noch gibt, lässt sich anhand einer kurzen Eingabe bei Mama " Google " auf entsprechenden Internetseiten nachlesen. Nur hat jene " Kneipe mit Musik " mit dem Jugend - und Drogentreff zu Beginn der 1970er Jahre reinweg gar nichts mehr zu tun. " Onkel Willi " Kanbach ist längst nicht mehr unter uns. Und so bleiben auch mir ab 1978 als ich bei " Kanbach " wohl das letzte Mal aufgeschlagen bin, nur noch Erinnerungen, die sich größtenteils in Musiktiteln wieder finden, die jene beiden Plattenaufleger uns ständig um die behaarten Ohren scheppern ließen. Als da wären:


" It´s A Beautiful Day "  -  " White Bird "






" Alabama Song  / Backdoor Man "  "  -  The Doors von dem Live Doppel - Album " Absolutely Live ":

 




" HARMONIA  "  -  " Monza ( Rauf und runter ) "  -  " de Luxe  ":






Dazu zählten aber auch:

-  " COLOSSEUM  " -  " Lost Angeles "  -  " Colosseum Live  "

-  " CITY  "  -  " Am Fenster "  

-  " ELOY  "  -  " Floating  " und  " Inside "

- " GREATEST SHOW ON EARTH  -  " Borderline "

-  " SWEET SMOKE "  -  " Just A Poke "

- " EARTH, WIND & FIRE " - " Song Of The Marching Children "

- " JANE "  -  " Hangman " ,  " Spain " " Redskin "

-  " STRAY "  -  " All In Your Mind "

-  " NEKTAR  "  -  " Desolation Valley  " ,  " A Tab In The Ocean "

-  " LED ZEPPELIN "  -  " Stairway To Heaven "

-  NEIL YOUNG  -  " Heart Of Gold "

-  CROSBY, STILLS, NASH & YOUNG  -  " Chicago "

-  " KRAFTWERK " -   " Autobahn " und " Ruck Zuck "

-  " NAZARETH "  -  " Morning Dew "

- MIKE OLDFIELD  -  " Tubular Bells "

- " YES  -  " Roundabout "

- LOU REED  -  " Walk On A Wilde Side " 

-  " THE SENSATIONELL ALEX HARVEY BAND "  -  " The Faith Healer "

- usw.....................................



Einige der Titel habe ich im Netz u.a. auch hier wieder gefunden.






Mehr als 4, 5 Jahrzehnte später konstatierte ich, dass sich viele Dinge - nicht nur - in meinem Umfeld stark verändert haben. Statt einem, nach jedem Neustart mit anderen Motor - und Fahrgeräuschen dahin zuckelnden Renault R 4, fahre ich ein umweltfreundlichen Japaner mit Elektroantrieb. Statt in einer, mit einem " Kanonenofen " beheizten muffigen 16 m² - Bude zu hocken, bewohne ich ein schmuckes Reihenhaus in der Split - Level - Bauweise mit Fußbodenheizung. Statt schulterlangen Haaren, Jenas und Parka, trage ich einen eisgrauen Kopfschmuck, Designer - Jeans und eine weinrote Lederjacke.
Es hat sich sehr vieles in meinem bisherigen Leben getan; das Umfeld sich ständig verändert, der Freundes - und Bekanntenkreis auch, nur die Musik im Radio ist irgendwie immer noch unhörbar.
" Furchtbar, dieses Gedudel und Gesabbel! ", sagte ich zu meiner besseren Hälfte, als wir uns auf der Rückfahrt aus Neufahrn befanden. Irgend so ein Schwachkopf, er heißt wohl Ed Sheeran oder so, und blähte uns aus dem High Tech - Autoradio mit Hip Hop - Müll voll, brachte mich dann zu dem weisen Entschluss, dat Radio - Teil auszudrücken. Basta! 

Hat sich wahrhaftig in den fast 5 Dekaden nichts geändert? Doch: Die Radiomusik ist noch grausamer geworden! Immer die gleichen Titel und der gleiche Sülz aus den Studios. Ich möcht´so gern " Kanbach " - Musik hör´n!



NEU  -  Hallogallo  -  1972:






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!