Der kriminelle Steuerberater
Die zweite Nacht in dem vorüber gehenden Domizil der Kindern ist nun vorüber. Der Monat Juli zeigte sich bislang durchaus sonnig. Und ein solcher Tag würde auch der jetzige Sonntag werden, denn ab 6. 00 Uhr stieg der zunächst rötliche Ballon im Osten langsam auf. Den beiden Hunden war es noch vollkommen egal, denn sie tobten im feuchten Gras herum.
Rechtsseitig von dem alten Gelände, dessen einstige Betondecke nach und nach durch die Natur mit ihren Grünpflanzen bedeckt wird, blökten Schafe. Ich ahnte, dass eine der wenigen Herde ganz in unserer Nähe weidet. Schafe, Schäfer, Hunde, die die Herde bewachen. Hunde mit Hunden? Nee, das geht meistens nicht gut aus.
Also mied ich den Weg bis zum Ende des einstigen Flugplatzes und schritt stattdessen den Zaun entlang. Dort waren - das ist neu - einige Container platziert worden. Die großen Freiflächen bieten für eine kostengünstige Lagerung ausreichend Möglichkeiten. Beim Abschreiten des vielleicht 100 Meter langen Metallzaunes erinnerte ich mich an das Containerdorf für Asylbewerber, dass irgendwo in der bayrischen Pampa zwischen Pfaffenhofen und der ehemaligen Trabrennbahn, die als " Hopfenmeile " in die Geschichte der Stadt eingegangen ist.
Asylbewerberheime oder Flüchtlingsunterkünfte gibt es ja deren viele. Dass war bereits während der ersten großen Flüchtlingswelle in den 1980er Jahren in der BRD, während der beiden Balkan - Kriege in den 1990ern, des Syrien - Krieges 2015 und ist es aktuell durch den Ukraine - Krieg der Fall.
Als ich heute Morgen meiner besseren Hälfte von den aufgestellten Container berichtete, erinnerte diese sich an ein zu einer Flüchtlingsunterkunft umfunktionierten Schloss irgendwo im Badischen, dass in den späten 1990er Jahren von einem Verwandten, der als Steuerberater in Ravensburg tätig war, gekauft wurde. In dessen nahezu grenzenloser Naivität hatte dieser gehofft, er könne die dortigen Bewohnern aus der Einrichtung heraus komplimentieren, das Objekt sanieren und dort selbst einziehen. Ein großer Irrtum, wie sich bald herausstellen sollte. Das vermeintlich Schnäppchen entpuppte sich alsdann zu einem wahrhaftigen Groschengrab.
Der Herr Steuerberater konnte das badische Schloss nur mit großer Mühe und einem exorbitant hohen Verlust weiter veräußern. Weshalb er bis weit in die Mitte 70 noch berufstätig bleiben musste. Das Geld für den Kauf dieser und weiterer Immobilien hatte der Ravensburger allerdings auf recht dubiose Weise verdient. Er nutzte, wie eine Vielzahl von in Ravensburg praktizierenden Kollegen die räumliche Nähe zum Steuersparparadies Schweiz, um seine Klienten beim Anlegen von diversen Schweizer Konten zu unterstützen. Dieser äußerst beliebte Weg, dem hiesigen Fiskus zu prellen, beschritten und beschreiten bekanntlich nicht nur von der Ravensburger Steuerberater - Garde vertretene Firmen und Einzelpersonen.
Die Beihilfe zur Steuerhinterziehung liegt dann sehr nahe, wenn eine augenscheinliche Diskrepanz zwischen den Größe des Steuerbüros und dem gezeigten Lebensstandard nicht von der Hand zu weisen ist. So war es denn auch im Fall des inzwischen verstorbenen Steuerberaters aus Ravensburg. Nicht nur, dass er sich - wenn auch am Rande der Stadt - in den 1980er Jahren ein opulentes Anwesen mit mehr als 2.000 m² Fläche nebst einem Wohnhaus mit Schwimmbad, Sauna sowie großem Wohnbereich leisten konnte, nein, auch das besagte Schloss, eine Eigentumswohnung in München sowie jährliche 10.000 DM Geldzuwendung als Schenkung für seine drei Kindern standen dort auf der Agenda.
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