Wolfgang Ambros im Wolkenbruch

 



Als ich gestern Abend die Rückfahrt zu meinem freiwillig eingerichteten Zweitwohnsitz antraf, sah der Himmel erneut dunkel aus. Dabei hätte es noch mindestens 2 1/2 Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit gedauert. Doch an diesem Freitag wurde es bereits kurz nach 19.00 Uhr finster.  Vom Westen her kommend, kündigte sich wieder eine der untypischen Sommergewitter an. 

Einige Meter hinter dem Verkehrskreisel in Richtung Oberschleißheim regnete es bereits. Eigentlich nichts außergewöhnliches in dieser Jahreszeit. Doch dann schüttete es aus Kübeln. Der regen platschte gegen alles, was sich ihm in den Weg stellte. Die Sensorik des Scheibenwischers signalisierte höchste Alarmstufe; die beiden Wischerarme tanzten auf der Frontscheibe Rock `N `Roll.

Dann meldete sich der Sprachdienst des Verkehrsaudiopiloten. Der erklärte mir, dass es auf der  befahrenen Bundesstraße 471 wegen hohen Verkehrsaufkommens zu einer zeitlichen Verzögerung von 12 Minuten käme. Wie? Zu dieser zeit? In Oberschleißheim?

Und tatsächlich: Wenige 100 Meter später leuchteten rote Bremslichter vor mir auf. Danach war nur noch ein schrittweises  Fahren möglich. Was ist da denn los.

Kurz hinter der Kurve und der Fußgängerampel erkannte ich im strömenden Regen Menschen mit Schirmen und festen Jacken stehen. Eine Veranstaltung im Schleißheimer Schloss? 


Später kannte ich den Grund für das lokale Verkehrschaos: Der österreichische Musiker Wolfgang Ambros hatte sich zu einem Auftritt angesagt. Wolfgang Ambros? Ja, der Name sagte mir was. Er wurde in den 80ern bis 90ern bekannt. Er zählte zu der Garde des so genannten Austropops.

Austropop, das waren vormals Georg Danzer, Rainhard Fendrich, STS, EAV und - natürlich - der längst verstorbene Falco, aber auch Marianne Mendt, Ludwig Hirsch, Stefanie Werger, Peter Cornelius sowie die Gruppe  Opus zählt zu den - vermeintlich - eigenständigen Genre.

https://de.wikipedia.org/wiki/Austropop

Die oft seichten Stücke wurden in dieser Zeit in den öffentlich - rechtlichen Rundfunkstationen beinahe täglich rauf und runter gespielt.

Dann wurde es still um die oben genannten Protagonisten. Es hatte sich ausgepopt. In den Nullerjahren hängten sich die österreichischen Künstler in den Hype der groß aufgepimpten Live - Auftritten. So gaben Fendrich, Danzer sowie Abros 1997 unter dem Apronym " Austria 3 "  ein viel beachtetes Konzert für Obdachlose.

https://de.wikipedia.org/wiki/Austria_3

Das ist nun bereits schlappe 28 Jahre her. Eine halbe Ewigkeit. Weshalb der Österreicher nicht jünger geworden sein dürfte. Seine sow die Lieder der Kollegen schlummern längst irgendwo in den Archiven der Radiosender oder verstauben auf LP und CD in Regalen diverser Musikliebhaber. 

Der Regen wurde schwächer, das Verkehrschaos blieb . Ich entschloss mich eine Tour durch Unterschleißheim zu fahren. Besser als noch weiter auf der Straße im Stau zu stehen. Nach einigen Kilometern eines erzwungenen Umwegs kam ich dort wieder an, wo ich vor knapp einer halben Stunden mich befunden hatte. Allerdings waren die Hunderte PKW, die mir den Weg verwehrt hatten, nicht mehr zu sehen. Beim Abbiegen in die Nebenstraße fragte ich mich, ob die Besucher der Musikveranstaltung im " Lustschloss "  von Schleißheim inzwischen wieder trocken geworden sein könnten. 


Wolfgang Ambros im Regen; im Wolkenbruch. Ein Genuss?


BIXO DA SEDA  -  7 De Puro  -  1976:













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