Regenwetter im Juli 1985


 


Morgen zeigt sich der siebte Monat des Jahres 2025 bereits wieder zweistellig. Die Zeit schreitet voran, der Sommer sollte jetzt im vollen Gange sein. Sollte? Ist er aber zurzeit nicht! Die Temperaturen steigen tagsüber gerade mal auf knapp um 20 ° C. Nachts fallen sie auf zirka 10 ° C. Zu kühl für die zweite Jahreszeit?

Vielleicht!

Wenn dann noch Regen hinzu kommt, sinkt die Laune so mancher Menschen in den berühmten Keller. Sinnbildlich dort hin, wo vielfach ausrangierte Gegenstände eingelagert werden. Wo manchmal Wäsche gewaschen, getrocknet oder gar gebügelt wird. Hier finden sich -je nach sozialen Status - aber auch Weinregale. Einige stammen von dem Selbstbedienungs - und Zusammenschraub - Discounter " IKEA ", andere aus Online - Angeboten deutscher Versandhändler aus chinesischer Herstellung, wenige zählen zu der Kategorie Eigenbau.

Die Weinindustrie von heute, die jährlich Millionen Hektoliter des veredelten Rebensaftes produziert, ist mit jener, wie sie in den vielen Überlieferungen vergangener Jahrhunderte beschrieben wird, nicht einmal ansatzweise vergleichbar. Das zumeist alkoholhaltige Getränk zählte einst zu den Luxusgütern, deren Verzehr nur einer kleinen, ansonsten schmarotzenden Bevölkerungsgruppe vorgehalten war.

Inzwischen kann nahezu jeder Hans und Franz das Gesöff kaufen. Wein gibt es in xfachen Sorten, abgefüllt in diversen Flaschen oder sonstigen Behältnissen, für beinahe jeden Geldbeutel zu kaufen.

So sah der Weltmarkt, der europäische und der vormals westdeutsche Markt denn auch entsprechend unübersichtlich aus. Das bekamen nicht nicht nur BRD - Winzer zu spüren. Ebenso kämpften die Berufskollegen in dem benachbarten Land Österreich ständig ums Überleben. Die ersonnen dann 1985 eine Methode, wie dem gegorenen Rebensaft eine zusätzliche Süße beigebracht werden kann. Einige Kriminelle aus der schrumpfenden, langsam verarmenden Zunft, mischten der in riesigen Kesseln vor sich hin gärenden Brühe das giftige und damit gesundheitsschädigende Diethylenglykol ( kurz: Glykol )  bei.

https://de.wikipedia.org/wiki/Glykolwein-Skandal#:~:text=In%20der%20direkten%20Folge%20führte,bevor%20sie%20verkauft%20werden%20darf.

Bereits im Februar 1985 mehrten sich Hinweise, dass in Österreich und der BRD gepanschte Weine in Umlauf gebracht wären, die bei häufigen Genuss zu Lähmungserscheinungen oder weitere Gesundheitsbeschwerden führen könnten.

Nachdem das in jenen Tagen noch bedeutende Nachrichtenmagazin " DER SPIEGEL " aus Hamburg sich in gewohnt akribischer Weise diesen  - zunächst nur - Gerüchten annahm und diese journalistisch aufarbeitete, mutierte der Versuch einer Reihe von Winzern aus Österreich und der BRD, der drohenden Pleite durch den massenhaften Kauf manipulierter Weinsorten zu entgeghen, zu einem handfesten Skandal.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/abfluss-verstopft-a-3045fed9-0002-0001-0000-000013519009

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https://www.spiegel.de/politik/frostschutz-auslese-in-deutschen-kellern-a-80bb6983-0002-0001-0000-000013514824

https://www.spiegel.de/wirtschaft/lug-und-trug-a-149370fd-0002-0001-0000-000013516159

Voller Häme hielt ein " SPIEGEL " - Mitarbeiter in einem Artikel vom 22. 12. 1985 in Heft 52 / 85 fest: 

Die österreichische Weinkönigin Corrina I. weiß nun, was deutscher Spott ist. »Es kam mir schon sehr freundlich vor, wenn ich in München oder Köln nur mit 'Lady Di' tituliert wurde«, erinnert sie sich an ihre jüngste Goodwill-Tour quer durch die Bundesrepublik. »Di« stand dabei für Diäthylenglykol. Als entschieden weniger freundlich empfand Corrina, 20, Anreden wie »Fräulein Frostschutzperle« und »Frau Glyksritterin von der Kellerstiege« ".

Es wäre damals wohl besser gewesen, der " Pieflke " aus der BRD hätte sein Schandmaul nicht so weit aufgerissen, denn einige aus seiner Winzerzunft waren ebenfalls in dem verbrecherischen Glykol - Gepansche involviert.

- Zitatende - aus:  https://www.spiegel.de/politik/dieses-lackerl-a-fa55c85b-0002-0001-0000-000013516953

Doch die versuchten auf jedwede nur erdenkliche Art ihr schmierigen Pfoten reinzuwaschen. Dabei scheiterte der Versuch, die Pflichtübung des Kohl - Ministers Heiner Geissler, der wohl von Ignaz Kiechle ( CSU ) gebrieft, die Öffentlichkeit vor dem Verzehr von bestimmten Weinen zu warnen, juristisch bis zum Bundesverfassungsgericht unterbinden zu wollen.

https://jura-online.de/blog/2018/02/27/glykol-fall/#:~:text=A.,und%20als%20chemisches%20Lösungsmittel%20eingesetzt.

Dabei hatten sie in dem Bazi - Minister Kiechle bereits einen willfährigen Helfer, auch dabei die eigenen Interessen gegenüber denen der Allgemeinheit auf umfassende Aufklärung als absolut vorrangig anzusehen. Der dümmliche Geissler im Bundesministerium ließ die Öffentlichkeit nämlich viel zu spät über die Folgen des Verzehrs von glykolvereuchter Weine informieren. 

So stellte der einstige BRD - Propagandasender " Deutschlandfunk " in einem Feature 30 Jahre danach kleinlaut fest: 

Tatsächlich gab es in jenen Wochen immer wieder abwiegelnde Äußerungen zum „Di-Glykol“, so etwa von Ferdinand Stark, Staatssekretär im Bonner Landwirtschaftsministerium: „Wenn der so gefährlich wäre, müsste der ja unter den Giftstoffen eingereiht sein – das ist er aber nicht.“ Erst am 9. Juli 1985 warnte das Bundesgesundheitsministerium von Heiner Geißler die Öffentlichkeit vor dem Genuss österreichischer Weine. Die Opposition zeigte sich empört, allen voran der SPD-Landtagsfraktionsvorsitzende in Rheinland-Pfalz Rudolf Scharping: 

„Wir ziehen daraus den Schluss, dass es erhebliche Schlampereien gegeben hat zu Lasten einer Gesundheitsgefährdung, und schließlich halten wir an der Forderung fest, dass der Staatsekretär Stark entlassen werden muss, denn er hat zu einem Zeitpunkt, in dem das Ausmaß des Skandals vollständig bekannt war, gesagt, man könne nicht wegen eines ungewissen Verdachtes eine ganze Branche lahmlegen.“

-  Zitatende - aus:

https://www.deutschlandfunk.de/vor-30-jahren-bundesregierung-warnte-spaet-vor-gepanschtem-100.html#:~:text=Vor%2030%20Jahren-,Bundesregierung%20warnte%20spät%20vor%20gepanschtem%20Wein,Weine%20wurden%20daraufhin%20weltweit%20geächtet.

Dass das schwarze Duo Geissler / Kiechle erst am 09. Juli 1985 die Westdeutschen vor dem Gift - Wein warnten wurde , wie auch das gesamte Ausmaß der " Tschernobyl - Reaktorkatastrophe ", die sich in wenigen Monaten zum 40. Mal jährt, durch Lügen und Vertuschungen zu verharmlosen, hatte bei Kohl und Konsorten Methode. 

Ich erinnere mich noch genau an die Berichterstattung zu dem " Glykol - Skandal " in einer " bunten un´binnen " - Sendung von " Radio Bremen Fernsehen " an jenem 09. 07. 1985, die ich nach einem nur mäßig warmen Sommertag mit leichtem Regen, mir ab 19.30 Uhr in meiner Betonwabe im " Mensa - Studentenwohnheim " auf meinem alten Dioden - Fernseher von " Saba " anschaute:

https://www.bremeneins.de/audios/stichtag-das-boot-102.html

Was danach an verbrecherischen Manipulationen in der Landwirtschafts - und Nahrungsbranche folgte war indes nicht weniger Skandal behaftet. Heute Regenwetter im Juli, gestern Regen bei 20 ° C, vor 4 Dekaden Regen im Juli und giftiger Wein bei " Aldi " und Co - wie sich die Bilder gleichen?


 

KANOI  -  Naeco II  -  Buru Haze  -  2015:




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