Der Mensch ist vergesslich. Ist er es wirklich?

Vor einigen Wochen verstarb der Ex-Diktator Chiles, ein gewisser Augusto Pinochet. Er wurde 91 Jahre alt. Zu alt! Wenn ich dessen Biographie nach vollziehe, komme ich zu dem Entschluss, dass er bereits vor 15 Jahren hätte sterben müssen. Nicht durch einen widernatürlichen Tod, durch Exikution, so wie er es während seines über 17 jährigen Regimentes, an unzähligen seiner Landsleute hat praktizieren lassen. Nein, er hätte einsam und gebrochen in einem der " Dreckslöcher " in Santiago de Chile oder sonstwo - vielleicht in Patagonien -langsam dahin siechen müssen.
Augosto Pinochet, der am Ende seiner Herrschaft immer noch uneinsichtbar war und seine mehr als 3.000 verübten Morde an Menschen, die zum Teil nicht einmal Chilenen waren, war der Tyrann in Person. Er war der Hitler Südamerikas, er war einer der ungezählten Zwerge aus dem Dunstkreis der amerikanischen Multis hervor geholt, zu einem willfährigen Werkzeug amerikanischer Hegemonial-Interessen und kapitalistischem Machtstrebens auserkoren.

Wenn ich die Tyrannei in dem Land ab 1973, dem Jahr seiner Machtergreifung, zurück verfolge, bleiben fast schon in Vergessenheit geratene Ereignisse. Ich habe sie für mich nach und nach revue passieren lassen. Es begann mit dem Putsch des damals demokratisch gewählten chilenischen Präsidenten Salvadore Allende am 11. September 1973. Pinochet, der zuvor zum Kommandeur des chilenischen Heeres von Präsident Allende benannt worden war, er setzte sich an die Spitze der Putschisten, er liess den Präsidentensit bombadieren und erstürmte wichtige Einrichtungen in Santiago de Chile. Die Nachricht vom Umsturz erreicht die westliche Welt unvorbereitet - obwohl die USA ihre Finger mit im Spiel hatten. Die Angst vor einem sozialistischen Staat an der Peripherie des eigenen Einflussbereiches, liess die US-Regierung handeln. Die damals noch unversöhnlich gegenüber stehenden Machtblöcke aus NATO und Warschauer Pakt, schlachteten in den Folgejahren den Putsch in Chile für ihre eigene Propaganda leidlich aus.

In der DDR wurden Solidariätskundgebungen abgehalten, es wurden diverse Symbole von staatlicher Seite den Bürger oktroyiert, die an den Präsidenten Allende erinnerten. Es entstand ein Kult um diesen Mann, der nahezu mystisch in den Massenmedien hoch stilisiert wurde. Auch die damals " linken " Splitterpartien in der BRD, weite Teile der Studentenschaft, der kritischen Jugend und selbst bürgerliche Parteien, nahmen sich dem Thema an. Im Verlaufe der Jahre verblasste der Kult und mit ihm die Erinnerung an den vormaligen Staatspräsidenten. Chile geriet dennoch in das Kreuzfeuer der internationalen Kritik. Die Menschenrechte wurden nach der Machtergreifung Pinochets mit Militärstiefeln getreten. Es enstanden Gefägnisse und Konzentrationslager, in denen Tag und Nacht gefoltert und gemordet wurde. Das barbarische System des Pinochet ließ alle Oppositionellen einkerkern, foltern und einen Teil von ihnen ohne rechtstaatliches Verfahren hinrichtn. Ihre Leichen wurden teilweise bis heute nicht gefunden.

Pinochet hat in den 17 Jahren seiner, mit Unterstützung des Westns und vorallem der USA, aus diesem Land ein riesiges Lager gemacht. Deshaln flüchteten über 700.000 Menschen im Verlaufe seiner Diktatorenzeit. Unzählige wurden später auch im Ausland verfolgt und von seinen Schergen ermordet. Er ist hierfür nie zur Rechenschaft gezogen worden. Die mühseligen Versuche, ihn über einen internationalen Haftbefehl einzusperren, um ihm den Prozess zu machen, sie scheiterten allesamt. Pinochet war aber auch sonst ein Herrscher mit unbeschreiblich krimineller Energie. Er ließ staatliches Vermögen in ausländische Banken transferieren, bei denen er Privatkonten unterhielt. Er initiierte Rüstungsgeschäfte und Waffenschiebereien, von denen er in erheblicher Weise profitierte. Er ließ Firmen aufkaufen, die an den Chilenischen Staat keine Steuern zahlen mussten. Kurzum: Er stellte den Prototyp des Schwerverbrechers dar.

Nun, der Westen tat nichts, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Der Osten aber blieb ebenso untätig. Im Gegenteil: Nach der Wende reiste der vormalige Staatsratsvorsitzende und Generalsekretär des ZK der SED, der werte Genosse Erich Honecker nach Chile aus. Ihm wurde auf seine letzten Tage dort politisches Asyl gewährt. Welche Verlogenheit dahinter steckte, wurde bei der Aufarbeitung der DDR-Historie sukzessive offenbart. Pinochet und Honecker waren zwar de facto Feinde, de jure betrachtet jedoch gleichgestellte Partner.
Beide waren während ihrer viel zu langen Herrschaft, eine Abart eines Unmenschen.Sie sind für mich Verbrecher geblieben, auch wenn einige Genossen oder Zeitgenossen dieses etwas anders sehen.

Der Mensch, vorallem der Durchschnittsmensch, er ist und bleibt nur allzu oft vergesslich. Nämlich dann, wenn esgilt seine eigenen Pfründe, seine Privilegien und seine Hausmacht zu erhalten. Dann wird eine Ära, ein Zeitabschnitt, eine Periode, durch verbrämte Schilderungen zu einer wunderbaren Episode im eigenen Leben umfunktioniert. Wie formulierte es einaml Hannes Wader, jener zeitkritische Liedermacher, anlässlich seines 60. Geburtstagskonzertes:
" Die Erinnerung ist eine barmherzige Einrichtung unserer Seele, die es einem ermöglicht, im Nachhinein vieles rosarot zu betrachten und auf ein erfülltes Leben zurück zu blicken, auch wenn sen Leben lang nur Scheisse gebaut hat". Wie wahr!

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