Weltbürger Welteke wurde wach!

Es war einmal ein Mann, der absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker. Das war in den 60er Jahren. Dann fühlte er sich zu Höherem berufen und legte über den Zweiten Bildungsweg - einer segensreichen Einrichtung in den Zeiten der Bildungsnotstands und der aufkeimenden bürgerlichen Revolution - sein Abitur ab. Das obligatorische Studium der Volkswirtschaftslehre schloss er in diesen unruhigen Zeiten ab. Als politisch denkender Mensch wurde er Mitglied der SPD, buckelte sich über die Kommunalpolitk in den Hessischen Landtag. Dort war er Mitglied von 1972 bis 1995. Er gehörte der Ministeriege unter Hans Eichel, dem Hessischen Ministerpräsidenten, ab 1991 an. Eichel erkor ihn zum Wirtschaftsminister. Ab 1995 wurde jener Mann dann zum Präsidenten der Hessischen Landesbank ernannt. Als sein grosser Freund und Gönner dann 1998 selbst als Bundesfinazminister im Schröder - Kabinett fungierte, durfte dieser geteue Weggefährte nicht hinten anstehen - er wurde Präsident der Bundeszentralbank. Gleichzeit war er ständiges Mitglied im EZB-Rat in Brüssel. Eine stiler Aufstieg, eine Bilderbuch-Karriere, ein Paradebeispiel dafür, was Politik, Einfluss und Partei-Seilschaften s alles bewirken können. Er hatte es geschafft, der einfach Mechaniker; er hatte es Allen gezeigt, er, der Nobody aus der hessischen Provinz.

Nun hielten sie ihm die Türen auf. Die Mächtigen gaben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Er war wer, er war gefragt, er wurde geachtet. Ein schönes Leben, ein ausgefüllter Arbeitstag, auf der Sonnenseite der Gesellschaft. Nie wieder Schrauben drehen. Keine Mähdrescher warten, keine Traktoren reparieren, keine Ersatzteile einbauen! Was für ein Privileg! Mit dem Aufstieg auf der Karriereleiter begann aber auch der Realitätsverlust. Jetzt schlawenzelten nicht mehr angetrunkene, verarmte Landwirt aus dem Taunus um ihn herum, sondern Nadelstreifenanzuträger mit geschliffenen Manieren, mit weltmännischen Zügen und edler Herkunft. Die Creme de la´Creme der BRD-Wirtschaftselite war anwesend. Er war gefragt, seine Meinung, sein Rat galt in diesen höheren Kreisen etwas. Er wurde ernst genommen. Dieser Aufstieg, er verlief wohl zu rapide. Seinen Staalgeruch konnte er nicht ablegen. Er hatte die Grenzen zwischen Erlaubten und Verbotenen in seiner Position, die immerhin mit üppigen 300.00,-- € vergütet wurde, für sich nicht klar gezogen. Es wuchsen Begehrlichkeiten, wie das Unkraut auf dem Acker. Der Herr Bundesbankpräsident vergaß, die Moral als Unkrautbekämpfungsmittel einzusetzten.
Oder, um es mit den Worten von Bert Brecht zu formulieren:
" Das Fressen kommt vor der Moral. "

Der Karriereknick folgte auf dem Fuss. Als der Herr Präsident im Jahre 2003 zu einem Formel 1 - Rennen in Monaco von dem Autohersteller BMW eingeladen wurde, war sein Schicksal quasi schon besiegelt. Die anschliessende " Adlon - Affäre ", die DER SPIEGEL aufdeckte, war nur das Tüpfelchen auf dem I. So durfte der Herr Präsident nebst Gattin und Sohn auf Kosten der Dresdner Bank im Berliner Nobelhotel für ein Wochenende angemessen übernachten, speisen und das exquisite Ambiente geniessen. Er war ja schliesslich wer!
Die entstanden Kosten von 7.500,-- € für diesen Aufenthalt, sie stellen sich - im Vergleich zu seinem Jahressalär von 300.000,-- € - als peanuts dar. Er hätte sie aus der Portokasse begleichen können. Er hät diesen Betrag steuerlich absetzen dürfen und er musste jene Summe umgehend an den Veranstalter, den Sponsor, die Bank aus eigener Tasche erstatten.
Wegen eines Lapsus im Bereich der üblichen Zuwendungen, setzt niemand seine politischen Werdegang auf das Spiel. Der öffentliche Druck wurde grösser, die Medien, vorallem die Boulevard-Presse forderten seine Kopf. Es darf nicht sein, was sonst üblich ist. Ein Spitzen - Genosse, der ohnehin verhassten SPD, er hatte in seiner Amtsführung einige Fehler begangen. Er warangreifbar geworden, er hatte Vorteile durch seine Position erlangt, die dem einfachen Leser der Meinungsmaschinerie mit den vier Buchstaben, eben nicht vergönnt sind. Das darf nicht sein!

Zwei Jahre später, war längst Gras über die Sache gewachsen. In unserer schnelllebigen Zeit ist das nichts aussergewöhnliches. Die Hatz nach der aktuellen Nachricht, der Blick auf den Aufmacher, das schnelle, aber nicht tiefgründige Informieren, dieses Alles dient nur einem Ziel, die Auflage zu steigern, die Konkurrenz zu bekämpfen, den Rezipienten zu verdummen. Nur, wer in dieses Karussell einsteigt, wer die Gepflogenheiten akzeptiert, wer selbst zur Nachricht wird, der muss damit leben, dass die Meute diese Menschen jagt, dass sie jene Personen nicht in Ruhe lässt und zum Schluss zerfleischt oder zu Tode hetzt.
Wehe dem, der von den Untoten aus der Politik und Gesellschaft, die selbst wenn sie keine Nachricht mehr wert sind, selbst wenn sie abgetaucht und auf dem warmen Bauch von Vater Staat und Mutter Weltwirtschaft ein Vorruhestandsleben führen, in die Öffentlichkeit zurück kehren - dann zerreisst sich das Medienuntier erneut das Maul. So im Fall von Bundesbankpräsident a.D. Ernst Welteke geschehen.

Genosse Ernst Welteke, Weltbürger und Raffzahn, Ignorant und Intrigant, Karrierehengst und Busenfreund des ehemaligen Obersparers Hans Eichel, Figur im Macht - Schachbrett des Genossen Gerhrad Schröder. Er trat deshalb von seinem Amt zurück, weil er trotz eines mehr als üppigen monatlichen Salärs von 23.000 € den Hals nicht voll genug bekam. Weil er den Verlockungen des kapitalistischen Systems, das reiche Bürger immer reicher werden lässt und den Armen die Taschen leert, weil er der festen Überzeugung war, dass sein Amt und seine Bürde als Präsident der Bundeszentralbank, besondere Privilegien erschafft. So musste der gläubige Genosse sich eines Besseren belehren lassen. Er musste erkennen,dass die Hausmacht auch Grenzen hat, dass die Öffentlichkeit und die oft feindseelig gesinnten Medien - insbesondere die SPRINGER - Presse, für ihn kein Pordon kennt. Aber er kämpft. Nicht für eine bessere Gesellschaft, nicht für mehr soziale Gerechtigkeit, nicht für die moralischen Werte im menschlichen Zusammenleben. Nein, er kämpft für seine Versorgung als bundesdeutscher Vorruheständler. Eine ihm seit 2004 gewährte, monatliche Pension von 8.200,-- €, sie sind nicht genug. " Wer kann schon mit einem Drittel seiner einstmaligen Einkünfte auskommen? ", so fragte der Genosse Welteke scheinheilig. Ach ja, er vergass hinzu zu fügen, dass dieses auf einen Monat bezogen ist.

Lieber Genosse Welteke, das kann natürlich niemand! Da muss jeder Bundesbürger ja auf seine elementaren Bedürfnisse, wie nach einer warmen Mahlzeit, wie nach einer bezahlbaren Unterkunft, wie nach angemessener Kleidung, nach ärztlicher Versorgung, nach einem menschnewürdigen Umfeld und seine Wünsche, wie einem Durchschnittsstandard, wie Jahresurlaub, vollkommen verzichten. Genosse, dass geht sicherlich nicht. Der Staat darf die Versorgung nicht so knapp bemessen, dass die Existenz bedroht ist. Unsere BRD ist ein Gemeinwesen, dass sich dem Sozialstaatsgebot verschrieben hat. Das wäre grundgesetzwidrig, das verletzt die Grundrechte aus Art. 1, 2, 3 GG. Wem so etwas widerfährt, der muss sich wehren! Also schnell zum Gericht, in Deinem Fall ist das Verwaltungsgericht sachlich und das VG in Frankfurt am Main örtlich zuständig. Die Rechte werden von einem der 140.00 zugelassenen Rechtsanwälte wahrgenommen. Voi´la´, Monsieur Welteke, Du hattst so Recht im Unrecht! Deine Forderungen waren berechtigt, nun erhältst Du - selbstverständlich rückwirkend - 54 % der letzten Bezüge - immerhin 12.500 € - aber natürlich monatlich. Wo kämen wir denn da hin, wenn Unrecht erst zur Regel wird. Wir, das Land , der Staat, die Gesellschaft sie driften in die Anarchie ab. Das Recht des Stärkeren obsiegt, nicht das aus dem Gesetzestext. Das VG hat aber Deine Klage - gerade deshalb - gegen das Bundesland Hessen, wo Du einst Abgeordneter und Wirtschaftsminister warst - im vollen Umfang abgewiesen.
Ein Erfolg der Moral? Ein Sieg für die Anständigen? Ein Pyrrhussieg! Deine Raffgier in allen Ehren, aber soweit lassen sich die selbst formulierten Vorschriften der Damen und Herren Parlamentarier nun doch nicht auslegen. De lege lata, so heisst es bei uns Juristen, Genosse. Das bedeutet, das Dir im Nachhin kein Geld für etwas zusteht, dass zum Zeitpunkt Deines Ausscheidens aus dem Kreis der Äppelwoi-Trinker, gesetzlich nicht geregelt war.

Tja, so erhältst Du nun ab April 2004 etwa 4.300,--€ mehr an Pensionen. Beachtlich, Genosse, beachtlich. Du wolltest aber von Deinem ehemaligen Brötchengeber, dem Bundesland Hessen die gesamten 23.300,--€ als Versorgung kassieren, und zwar für 24 Monate. Hmmmh, Genosse, das wird teuer.. Vorallem deshalb, weil Du die Anwalts-und Gerichtskosten zum überwiegenden Teil zu zahlen hast. Der Differenzbetrag zwischen der gewährten und der geforderten und der gerichtlich zu erkannten Pension. er wird von diesen Kosten aufgefressen.
War es das wert? Ich sage, nein, es hat sich nicht gelohnt, da die öffentlich verkaufte Meinung gegen Dich läuft. Der Welteke ist ein Geldgeier, so heisst es doch!

Und so falsch liegt der Plebs damit nicht. Wer sich jenseits des eigenen Horizonts in der Welt, in Europa, in der BRD so umschaut, der bekommt die knallharte Realität vorgeführt.
Es verhundern täglich Hundertausende, es sterben Millionen wöchentlich an diversen Armutkrankheiten, weil den unterentwickelten Ländern, das Geld fehlt, um eine Versorgung der eigenen Bevölkerung sicher zu stellen. Genosse Welteke, was hast Du während Deiner Amtszeit, mit Deinem Einfluss und dem Geld, was Du als Banker verwalten durftest, dassdie Banken-Mafia hier und anderswo den Kunden, insbesondere dem " kleinen Mann " mit ihren Verträgen und Geschäften, mit den unzähligen Spekulationen und Beteiligungen abgepresst haben, eigentlich gemacht? Hast Du nicht für einen Eklat gesorgt, als Jürgen Trittin, als die Genossin Heidemarie Wieczorek - Zeul, mit Dir über die Erhöhung der Entwicklungshilfe diskutiert haben und Du es abgelehnt hast, jene Gelder frei zu geben. Genosse Welteke, das war schäbig, das war unredlich, das war inhuman. Nun, wo es um Deine eigene Haut geht, fährst Du ein grosses Geschütz auf, in dem Du von einer nicht enden wollenden Neiddebatte sprichst, die Dich tangiert, mit der Du konfrontiert wirst. Ja, damit musst Du jetzt leben. Die Mitmenschen in den armen Ländern, se haben diese Debatte nicht auszustehen, weil es dort nichts gibt, worauf sie neidisch sein könnten. Ausser, dass der eine oder andere Bürger dort früher oder später stirbt.

So tröstest Du Dich damit, dass Du einen Teilerfolg verbuchen kannst, weil Du ja - wie ein Jeder auf dieser Welt - nicht nur mit einem Drittel seines früheren Einkommens weiter leben kann, ohne sich einzuschränken, seine Bedürfnisse zu reduzieren. Du bist ein Zyniker, Genosse Welteke. Weil ein Drittel von Nichts, bleibt eben Nichts. Oder mathematisch betarchtet: 0 minus 1/3 bleibt 0! So einfach, so lkalt sind diese Erkenntnisse. Du sitzt aber jetzt, nach Deinem Abgang wieder im Warmen. In Russland, in Charkow am Don. Du bist Mitglied desboards of directors einer namhaften russischen Bank. Das Land , seine Reichen, sie haben viel Geld, dass sie durch das Ausplündern der Öl - und Gasvorkommen verdienen. Du wirst sicherlich fürstlich entlohnt, für Deine Tätigkeit. Wasbrauchst Du hier noch eine um 4. 300,-- € höhere Pension, Genosse? Das Geld, was Du dort verdienst, reicht doch, um in dem ansonsten armen Russland nicht verhungern und erfrieren zu müssen, so wie es in diesem Winter wieder Unzählige erleben und erleiden werden.
Genosse Welteke, wir sind in derselben Partei. Aber wir haben nicht die selbigen poltischen Ansichten. Deshalb schäme ich mich für Dich und Deinesgleichen, denn solche Menschen wie Du, sie haben es nicht verdient, dass sie geliebt werden. Arme SPD!

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?