Ist der klammheimliche Unterstützer einer Sozialinitiative bereits ein Linksextremer?

Eine Meldung und ihre Folgen. Im beschaulichen Thüringen, genauer gesagt in der Landeshauptstadt Erfurt, sorgte ein Flyer für Furore. Die Fachminister des Landesfürsten Althaus, sie sorgten sich einmal mehr, dass ihre Bürger/Innen zu radikalen Parteien und Gruppierung konvertieren könnten. So gab denn eine moderne Landesregierung, mit ihren innovativen Politikerköpfen, flugs eine Studie in Auftrag. Diese sollte erforschen, wie es um des Thüringer´s Einstellung, zu Gott, Volk und Vaterland bestellt ist. Es wurde in der Folgezeit viel gefragt, geantwortet und dokumentiert. Die Wissenschaftler der Universität Jena, sie legten sich ordentlich ins Zeug. Als dann Ende 2004 die Ergebnisse der repräsentativen Befragung veröffentlicht wurden, war der Politiker zufrieden. Keine Spur von Radikalität, von Extremismus, von Revolution gegen die Althaus-Garde, den Staat, die Gesellschaft. Alles im Lot!

Na, aber da waren doch so einige Umstürzler am Werk, deren sich Landesvater Althaus erinnerte, und von denen er sich nun doch die Butter nicht vom Brot nehmen lassen wollte. Die Bürgerinitiativen. Sie, die nach HARTZ IV und mehr, an die Öffentlichkeit gingen, um den Skandal des Skandalbruders Peter Hartz aus dem westlichen Wolfsburg, an das Tageslicht zu fördern. Die Engagierten aus dem vielfältigen Kreis der Betroffenen, sie bildeten den Bodensatz für jene Nimmermüden, die sich zu dem Sozialstaat auch noch den richtigen Politiker wünschten. Jene Unzufriedenen, die sich nicht bei Peter Escher als Fall medial verwursten lassen wollten, die sich nicht damit zufrieden geben, an dem Informationsstand der CDU Thüringen, jene uniformierten Fragen stellen zu dürfen, auf die sie die ewig gleichförmigen Antworten erhielten. Nun dann, frisch ran!

Es wurden Bürger initiativ, die Jahre zuvor noch den CDU-Lumpensack gewählt hätten, weil er nun einmal in der richtigen Partei ist. Das Land lebt seine bedrohliche Nähe zum Barzi-Staat frei aus. Eine Verquickung von unterschiedlichen Interessen zur Gehalts - und Besoldungmaximierung ist seit der Wende signifikant. Diese steht aber diametral zu der übrigen wirtschaftlichen Entwicklung, zu der Gefahr, die von der Bevölkerungstatistik ausgeht, zu dem Realzustand des Landes. Althaus lebt in einem anderen Sektor. Er propagiert die Modernität, die Einzug in Feld und Wald, Wiese und Ackerkrume, in Dorf, Flecken,Stadt und Minimetropole halten soll. Weg mit den alten Zöpfen! Hin zu dem amerikanisierten Traum des Tellerwäscher - Märchens. Wir wollen wer sein! Aja!

So sind denn jene Nörgler, Querulanten und Beckmesser unerwünscht, die zum Daueraspiranten für sozialstaatliche Leistungen herangewachsen, die Finger in die Wunde der einkommensstatistischen Verwerfungen legen.
Der Nachbar, der grosse Süd-West-Bruder, der gemeine Bayer, er lebt auf hohem Niveau, er zeigt, wie´s geht. Warum sollen wir da zurück stecken. Althaus hat diesen Ruf zwar verstanden, aber mißgedeutet. Nicht bayrische, sondern thüringische Verhältnisse wünscht sich der Plebs. So ließ denn der Fachminister eiligst eine weitere Informationbroschüre fertigen, in Hochglanz, bitte schön! Hierin wird nicht nur vor dem rechten Rand, jenen braunen Sumpf, der von Verblendeten und Geblendeten gebildet wird, die das BILD-Abitur nicht einfach so erreichen. Nein, ist wird - der Proporz muss auch hier stimmen - vor Initiativen gewarnt, die sich franko frei, zu aktuellen Themen der neuen Sozialen Frage melden.

Es sind - so Altvordere aus der CDU - in Wahrheit von Kommunisten unterwanderte Gruppierungen, Vereine, BI´s, die den Staat ins Verderben treiben, ja ihn umstürzen wollen. CDU-Althaus nebst CDU-Minister lässt nun ausdrücklich vor diesen Elementen, jenen Infiltranten, den Revolutionären, öffentlich - auf Staatskosten - warnen. Der Flyer ist so informativ, wie die Ergüsse des Ministerpräsidenten im Thüringer Gespräch. Medial reglementiert, dünn und floskelhaft. Deshalb musste er ja auch die PDS-Fraktionsvorsitzende im Sächsischen Landtag, mit unqualifizierten Bemerkungen und eruptiven Wortwechseln, ab kanzeln. Die Hausmacht fordert ihren Tribut. Wer über die Äcker, Wälder und Felder des Landes nicht hinaus kommt, wer sich arrogant bis in den modischen Kurzhaarschnitt gibt, der verliert die Bodenhaftung, der leidet schnell unter Realitätverlust.
Althaus ist der Prototyp jener Landesfürstenriege, die sich selbst zu wichtig nehmen und deshalb nicht zu hören können.

Wer Bürgerwillen mit Extremismus verwechselt, wer Kritik mit Umstürzlertum gleichsetzt, wer Fragen nach sozialer Gerechtigkeit, als Indoktrination deutet, der muss sich nicht wundern, dass er Prügel bezieht. Dieses Mal von der Führung er eigenen Landespolizei. Die fühlte sich von Althaus´Minister inkriminiert, da aus den eigenen Reihen eine erklägliche Anzahl von Aktivisten eben in jenen Bürgerkreisen tätig sind.

Pein, peinlich, Fürst Althaus!

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