Warum ich einen Blog eingerichtet habe?

Dienstag, 05. Dezember 2006.

Ich habe gerade in einer nicht vollständig durchgelesenen Ausgabe des SPIEGEL über die Blogger in aller Welt einen Artikel gelesen. Interessant, was dort alles machbar ist. Also, dann aufgerafft und an den Computer, eine eigene Seite bei Google einrichten und los schreiben. Es wird an mir selbst liegen, ob ich das Vorhaben weiter verfolge.

Für die Einrichtung eines Blogs könnte ich viele Gründe nennen. Die Bereitschaft, sich anderen Menschen mit zu teilen, über sich und andere Leute etwas zu schreiben und natürlich den Horizont auf dem Gebiet der Datentechnik zu erweitern.
Es gibt hierfür sicherlich auch andere Wege. Aber, warum sollen Gedanken und deren Umsetzung in Wort und sogar Bild, nicht der Öffentlichkeit zugänglich sein?
Die Literaten, die Autoren,die Redakteure,die Journalisten, arbeiten schon von berufswegen mit der Öffentlichkeit. Deshalb halte ich die Blogs für eine Art Gegenmedium. Sie sollten dazu dienen, der staatlichen oder faktischen zensur entgegen zu treten. Sie ausser Kraft zu setzen, damit freie Gedanken, auch frei bleiben, indem sie veröffentlicht werden.

Es gibt viele Länder auf unserer Erde, in denen die Gedanken zwar frei, deren Verbreitung, aber nicht möglich oder sogar verboten ist. Einige Staaten dieser Welt stellen Zuwiderhandlungen soga unter Strafe. Deren repressive Staatsorgane verfolgen die eigenen Bürger und lassen sie inhaftieren. Das ist kriminell, es ist nicht nur undemokratisch, sondern auch wider dem Völkerrecht. Ich möchte hierzu keine Namen nennen, denn es gibt eine Vielzahl von Staaten, auf die dieses zutrifft. Also werde ich keines dieser Länder explizit benennen.

Meinungseinschränkung oder sogar ein Ansatz von Zensur kann aber auch in anderer Form statt finden. Dazu möchte ich ein Beispiel nennen:

In den 60er Jahren, genauer gesagt 1962 / 1963 verfolgte die Öffentlichkeit in den Alten Bundesländern der BRD einen Pharma-Skandal aller erster Güte. Er wurde unter dem Schlagwort " Contergan " bekannt. Die Firma Grünenthal hatte ein Schlafmittel in den Verkehr gebracht, dass schädigende Nebenwirkungen verursachte und - nachweislich -zu Missbildungen von Kindern geführt hat. Viele tausend Säuglinge kamen - neben unzähligen weiteren Körperschäden - mit einer sichtbaren Anomalie der Extremente zur Welt. Sie wurden als "Krüppel " stigmatisiert. Das Wort vom " Contergan-Krüppel " mache in der Gesellschaft und auch in der Schule, in meinem Freundeskreis die Runde. Schnell enstand ein neues Schimpfwort " Du Contergan - Kind " oder " Du Contergan - Krüppel " hieß es.
Ich war damals 9 oder 10 Jahre alt und kann mich nur daran erinnern, dass weder in der Schule, noch in meinem Elternhaus oder der Nachbarschaft der wahre Zusammenhang zwischen den missgebildeten Kindern und dem Schlafmittel " Contergan " aufgezeigt wurde. Auch die Presse hielt sich zurück, wie ich später feststellen konnte.

Der damalige Adenauer-Staat nahm es eh mit der Informations - und Meinungsfreiheit nicht so genau. Was die wahre, die richtige Meinung zu einem öffentlichen Thema ist, dass diktierten Adenauer´s Vasallen und die ihnen willfährigen Presseorgane, das einseitig berichtende Fernsehen und der nicht objektiv berichtende Rundfunk. Die restaurative Politk und eine bürgerlich - miefige Gesellschaft taten dazu ihr übriges. In dieser Zeit standen die Betroffenen des " Contergan " - Skandals allein in dem Land. Nach über 10 Jahren hat dann der Pharmakonzern Grünenthal sein Verschulden eingeräumt und die mißgebildeten Kinder sowie deren Eltern teilweise entschädigt. Mit lächerlichen Summen von einigen tausend Mark.
Der Skandal war längst tot geschwiegen, das Schlafmittel wurde über ein Jahr, nach der Geburt der ersten mißgebildeten Kinder, vom Markt genommen. Was für eine noble Geste der Geschäftsführung, die inzwischen einige Millionen Deutsche Mark damit verdient hatte!

Das Vergessenmachen an ein solches Halunken-Stück, die Impertinenz, die die Verantwortlichen an den Tag legten, in dem sie durch das einseitige Aufarbeiten dieses Skandals, in Form von bewusst gestreuten Falschinformationen, die Öffentlichkeit und die öffentliche Meinung beeinflussten, war unbeschreiblich. Es gab offiziell keinen " Contergan " - Skandal, es gab nur verkrüppelte Kinder und später erwachsene Krüppel, die selbst und auf sich selbst gestellt, das Leben meistern mussten. Allein gelassen von der übrigen Gesellschaft und von ihr später, nämlich im Berufsleben ausgegrenzt, hatten es die Krüppel aus den so glorreichen Wirtschaftswunderjahren mehr als schwer, überhaupt Fuß zu fassen.

Nun, die Zeit heilt sicherlich viele Wunden, viele Ereignisse aus der Vergangenheit werden später eher rosiger beschrieben, als sie es tatsächlich waren. So auch der " Contergan " - Skandal und seine Folgen. Es gab danach sicherlich Begebenheiten, die sich einschneidender auf die historische Entwicklung - der damals noch jungen Bundesrepublik - ausgewirkt haben.
Wer erinnert sich deshalb heute noch daran?

Über 40 Jahre später hat nun der Regisseur Adolf Winkelmann einen Zweit-Teiler über den " Contergan " - Fall abgedreht und wollte in der ARD - zur besten Sendezeit - ausstrahlen lassen. Das wussten die damaligen Betroffenen, die einstigen Kontrahenten, nämlich der Pharmaproduzent Grünenthal und ein bevollmächtigter Rechtsanwalt und Vater eines verkrüppelten Sohnes, der sich gegen den Hersteller des Schlafmittels über Jahre ins Zeug legte, in einmütiger Allianz zu verhindern. Es hagelte eine Einstweilige Verfügung gegen die ARD, da das Drehbuch respektive der Film angeblich 15 Unrichtigkeiten enthielten, die den Ruf des Pharmakonzerns in der Öffentlichkeit nachhaltig, negativ beeinträchtigen könnten.

Aja, so einfach ist das eben, wenn die finanziellen Dinge in den Vordergrund rücken, wird auf die Wahrheit und die Moral keinen Wert mehr gelegt. Da werden schnell Feinde zu Verbündeten und Gegner zu Freunden. Ihr Unmoralischen! Hauptsache die eigene Kasse stimmt, nicht wahr Herr Kollege Schulte - Hillen, Herr Kollege Wartensleben - Sie haben ja prima abkassiert und später noch Karriere gemacht. Alles auf Kosten der Betroffenen. Und - was seid ihr nur für Frevler - bislang wussten Sie und Ihre unheileige Allianz es zu verhindern, dass die breite Öffentlichkeit über die wahren Umstände dieses Skandals informiert wird. Das ist zwar rechtlich zulässig, aber moralisch im höchsten Maße verwerflich.
Wen interessiert es schon, ob der Grünenthal-Konzern das "Gift"-Mittel 12 oder 13 Monate nach den ersten "Contergan "-geschädigt, geborenen Säuglingen, vom Markt genommen hat?
Niemanden, denn die Wahrheit liegt nicht in solchen Nebensächlichkeiten, sondern darin, dass es möglich war, eine tickende " Zeitbombe " verkaufen zu dürfen und die Geschädigten über Jahre mit ihrem Leid und Elend allein zu lassen.

Ihr Verhalten ist ehrenrührig, es ist unmoralisch und gemein. Und zwar gegenüber allen " Contergan " - Geschädigten und der Allgemeinheit, die einen Anspruch haben, über 40 Jahre nach dem Skandal richtig und umfassend informiert zu werden. Dieses ist für mich eine Abart von Zensur, die sie hier ausüben - wenn es auch - bewusst - juristisch nicht korrekt formuliert ist! Darauf kommt es aber nicht an, denn die Gier nach dem schnöden Mammon wird von Ihnen höher bewertet.
Leider!

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