Wenn Du denkst, Du denkst, dann denkst Du nur Du denkst, aber denken tust Du nie.
Das Leben ist eigentlich eine Lotterie. Der Mensch bestimmt häufig den Einsatz und hofft, dass am Ende ein Gewinn für ihn heraus springt. Setzt er vielleicht alles auf eine Karte, könnte er im Extremfall eine ordentliche Bruchlandung hinlegen.
Zu den Glücksspielen im Leben zählen allerdings nicht jene
Ereignisse, die sich mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit Jahr für Jahr
wiederholen und deren Sinnhaftigkeit sich so verhält, wie die Erde zur Sonne,
der Herbst zum Winter, der Frühling zum Sommer oder das öde Fernsehprogramm zu
den Zwangsgebühren.
Und um letzteres ging es an jenem Tag, der da der 2. Oktober 2013,
auch dieses Mal ein Mittwoch, war. Da trafen sich im Coloneum zu Köln, der alt
ehrwürdigen Domstadt, eine Horde von hungrigen Freischaffenden , um dem übrigen
Land, der Restbevölkerung, dem Plebs also, zu zeigen, wie toll sie sind.
Der Deutsche Fernsehpreis des Jahres 2013 sollte verliehen werden.
Ein billiger Abklatsch nach dem treu - doofen US - Muster " Award ".
Neben sonstigen, schwachsinnigen Veranstaltungen in der Unterhaltungsbranche,
hat dieses " Event " seit 1998, bereits eine gewisse Tradition. Es
ist ein Schaulaufen der aufgesetzten Verhaltensmuster, des selbst inszenierten
Glamours und der eitlen Selbstdarstellung. Die vier größten bundesdeutschen
Fernsehanstalten sind an dieser Show beteiligt: ARD, ZDF, RTL, Sat1.
Es durfte in diesem Jahr der Bunt – Blöd – Sender Sat1 den Klamauk aus Köln ausrichten. Und wie
es sich für eine Anstalt gehört, deren Zuschauer mehr auf Äußerlichkeiten, denn
auf Inhalte achten, moderierte das ewig junge Duo Cindy ( die dicke Ex –
HARTZerin aus Marzahn ) und Oliver Pocher ( der sich kürzlich ein mediales
Scharmützel mit „ Bum Bum „ – Boris Becker lieferte ).
„ Oli „ und Cindy aufgesetzt witzig, deshalb unter konsequenter
Vermeidung von allen sonstigen, die öde
Show aufpeppelnden Attitüden, wie Charme, Esprit oder Überraschungen,
arbeiteten folglich die Preisverleihung wie Punkte auf einem Parteitag der CDU
ab.
Ohne große Höhepunkte pläscherte der Abend so dahin, schließlich dem Ende nahe, kam denn doch noch
so etwas wie Action auf. Die Auswahl der angeblich besten
Nachrichtenmoderatoren wurde von einer quakenden Handpuppe vorgenommen. Ein
Schuss in den Ofen des alltäglichen TV – Nonsens wäre es auch ohne diesen Gag
unisono schon geworden.
Es folgten Bolzen, wie eine eher missglückte Laudation auf David
Precht, eine nicht gekonnte Parodie auf den „ Tatort „ aus Münster und dann gab
es noch die Peinlichkeit bei der Auszeichnung der „ besten Unterhaltungssendung
im Bereich Doku/Dokutainment „, die an den Spartensender ZDFneo ging. Die Jury,
die für die Produktion „ Auf der Flucht
– Das Experiment „ muss wohl Scheuklappen umgelegt, Tomaten auf den Augen und
Halluzigene geraucht haben, bevor sie jene Sendung auswählte. Dieses war denn
selbst den ZDF – Programmfürsten sehr peinlich; hatte diese
doch bereits während der Ausstrahlung den Protest von Hilfsorganisationen
hervorgerufen. Das vorgebliches Ziel der Reihe war es gewesen, auf die
Flüchtlingsproblematik in der Welt , insbesondere in Europa, aufmerksam zu
machen. Dasraus wurde nix, denn weil die Macher aber offenbar zu viel RTL-Dschungelcamp geschaut
hatten, erdreisteten sie sich, zwei Teams die Route von Asylsuchenden bereisen
zu lassen. Dem "Team Irak" gehörte ein einstiges Mitglied der dumpfen
Rechts-Rock-Band „ Böse Onkelz „ an, dem "Team Afrika" Mirja du
Mont, von hauptberuflich Ehefrau des Schauspielers Sky du Mont.
Die
dankte nun mit nicht ganz nachzuvollziehender Ergriffenheit ihrer Familie und dem
ZDF. Und – als wäre des Pathos noch nicht genug - widmete sie den ergatterten
Preis jenen "45 Millionen Menschen, die in diesem Moment auf der Flucht
sind, ich werde euch nie vergessen". Noch verstörender als die Frage, ob
Frau du Mont tatsächlich so vielen Flüchtlingen begegnet ist oder ob sie dieses
nur geträumt hat und ob jene Menschen das Aufeinandertreffen mit ihr ebenso
wenig vergessen können, waren dann die Dankesworte eines weiteren Teilnehmers
der Flüchtlingsdokumentation, des ehemals im fernen Afghanistan stationierten
Bundeswehrsoldaten Johannes Clair. Er erinnerte zunächst an "die Menschen,
die heute nicht mehr hier sein können", namentlich an den jüngst
verstorbenen „ Literaturkritiker „ MRR „. Wobei der sicherlich tausend
Dinge lieber getan hätte als noch einmal einer Fernsehpreisverleihung
beizuwohnen. Er war der einzige Verstorbene, der den noch Überlebenden unserer
Verblödungsmediengesellschaft gezeigt hatte, was eine Harke ist: Marcel Reich –
Ranicki nahm den ihm angedachten TV – Preis nicht an, weil er der – völlig
richtigen – Auffassung war, dass der Unterhaltungsmüll auch dann noch solcher
bleibt, wenn die dafür Verantwortlichen und ihre hoch bezahlten Komparsen sich
all jährlich dazu treffen, dem nahe stehenden Mitparasiten den vergoldeten
Futtertrog temporär zu überlassen, um ihn im Folgejahr wieder selbst in
Beschlag nehmen zu können.
Dann
gab es noch was aus der Kategorie Traurigkeit, Schmerz und gefaktes Mitgefühl:
Der an
Parkinson erkrankte Ottfried Fischer wurde geehrt. Nicht für seine Erkrankung
und das Leben mit ihr, sondern gleich für sein Lebenswerk. Amen!
Ein
Hauch von Kritik gab´s dann doch noch: Der all seits geliebte, der oft gesehene
und inzwischen verschlissene Matthias Brandt rang sich die Feststellung ab,
dass es so was, wie den „ besten Schauspieler „ erst gar nicht geben dürfe,
weil es vielleicht noch bessere, wie den mit nominierten Robert Atzorn und Lars
Erdinger geben könnte. Hallelujah!
Auch die
Gäste der abgenudelten „ After-Show-Party „ waren da eher gespalten. Die einen vertraten
die Meinung, gerade der lieblosesten Verleihung des Deutschen Fernsehpreises
seit der Moderation von Marco Schreyl und Nazan Eckes beigewohnt zu haben. Die
anderen waren sicher, die unwürdigste Darbietung seit der ersten Gala 1998
gesehen zu haben. Immerhin wurde dabei mal – ausnahmsweise – nach gedacht.
Einen
guten Rat konnte sich der TV - Verblendete bei Regisseur Dieter Wedel abholen, der es
sich bei der Party an einem Altherrentisch neben Peter Weck und Robert Atzorn
gemütlich gemacht hatte: Er wähle bei solchen Verleihungen immer einen Platz am
Rand, um schnell fliehen zu können.
Dem hätte der Glotzer auch schleunigst nach eifern müssen,. um dem
sinnlosen Verplempern wertvoller Minuten
seines eigenen Lebens entgegen zu wirken.
Wenn Du
denkst, Du denkst, dann denkst Du nur Du denkst, aber denken tust Du nie.
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