Der Kult um das wilde Ding.

Zu der deutschen Leit(d)kultur soll nach CDU/CSU - Lesart auch das deutsche Liedgut zählen. Es zu hegen und zu pflegen, ist die Aufgabe der ungezählten Sangeskünstler, die sich dann dem industriellen Leitgedanken des Profits hingeben und von dem Dargebrachten vielleicht ein künftig sorgenfreies Leben, abseits der HARTZ IV - Regelsätze führen möchten. Diesem, ewig währenden Menschheitstraum, verfielen auch in den bewegten 1960er Jahren jene Kehlkopfakrobaten der westdeutschen Schlagerszene, die über eine Platzierung des von ihnen besungenen Herz - Schmerz - Scherz - Liedes in den einseitigen Hitparaden der wenigen Rundfunkstationen, dann über einen Auftritt in jenen sattsam bekannten Fernseh - Unterhaltungsformaten, an die großen Fleischtöpfe heran geführt werden sollten.

Einige Jahre danach trat dann eine Reihe von jenen talentfreien Schlagerhanseln und im züchtigen Outfit daher kommenden Möchte - gern - Sängerinnen im der Heck´schen Spießer - Sendung " ZDF Hitparade " auf und ließ sich von dem großen Zampano mit der dicken AOK - Hornbrille, den maßgeschneiderten, hellen Dandy - Anzügen nebst japanischen Seidentuch in der oberen Jacketttasche und CDU - Parteibuch im Schreibtisch vollmundig als Star ankündigen, damit das kreuz - brave Publikum nach Ende der Play - Back - Darbietung seinen wohl temperierten Applaus abgeben konnte.

Weil aber die bundesdeutschen Texte und insbesondere die hierzu passenden Melodien eher gleichförmig sind, kamen bereits vor vielen Jahren findige Schlagerproduzenten auf den Trichter, die englischsprachigen Lieder einfach mit einem deutschen Text zu versehen und dann wieder zu käuen. Das funktionierte immer dann besonders gut, wenn das englische Original sehr erfolgreich war.

In die Grauzone dieser kommerziellen Masche fielen die so genannten " Blödel " - Songs, deren Nonsens - Texte nach einer gängigen Melodie zusammen geschustert wurden und mit dem Ursprungstext nichts mehr gemein haben. Eine Unterkategorie hiervon waren die mundartlichen Interpretation jener internationalen Popsongs.

Die aus Hessen stammende Beatgruppe " The King Beats " landete 1966 unter dem Pseudonym " Marlepatus II " mit einer in hessischem Dialekt verfassten Interpretation des " Troggs " - Stücks " Wild Thing " einen beachtenswerten Erfolg im Inland.

 http://www.krautrockseite.de/kblnzbands-knb.htm

" The King Beats " waren einst:

Bernd Hoffstedt (lead)Hansi Schmidt (b)Bernd "Moses" (voc)Dieter Uersfeld (g) Ewald Ramroth (dr)

Weil das " Troggs " - Stück später noch von weiteren Musikern, wie Jimi Hendrix, den britischen Bands " Fancy " und " Goodies " sowie auch von der Kölner Band " BAP  " ( " Wahnsinn " ), der ostfriesischen Truppe " Torfrock " ( " Wildsau " ) oder auch von dem Blödel - Barden " Otto " ( " Wild Zink " ), Frank Zander ( " Erna " ) oder den " Insistern " ( " Helmut " ) sowie weiteren Künstlern gecovert wurde, verschwand die Version von " Manupartus II " alsbald in der Versenkung.


http://de.wikipedia.org/wiki/Wild_Thing_%28Lied%29



Auch die Beatband " The King Beats ", später dann " Kingbeats " löste sich bald darauf, nämlich im Frühjahr 1967, auf:



http://www.club-e-marburg.de/33_kingbeats.htm

Nun, um es aus meiner Erinnerung heraus zu bewerten: Ich fand die hessische Version des " Troggs " - Stücks " Wild Thing " einst zum Kotzen. Wer es wagte, die Musikstücke der Beat - Generation, zu der ich mich auch ein wenig zu gehörig fühlte, einzudeutschen und dann auch noch derart durch den Kakao zu ziehen, hatte in meiner einstigen Werteskala keinen Platz. Es reichte schon damals, dass die blöden Erwachsenen, die Alt-Faschisten und sonstige Spießer " unsere " Beatmusik in den Dreck zogen. Also: Es war für mich eine Art von Nestbeschmutzung.

Nicht ganz 5o Jahre später sehe ich das Ganze sehr locker. Längst sind sämtliche Grenzen der medialen Dauerverblödung durch die neuen Kommunikationstechnologien überwunden worden. Auch in der bundesdeutschen Gesellschaft gibt es kaum noch Tabu - Zonen, wie die schwachsinnige " PEGIDA " - Bewegung in unserer schönen Stadt es aktuell zeigt. Da las ich denn heute Morgen in der probeweise abonnierten " SZ ", dass Madame Oertel, die vorläufige " Chefin " der Bewegung nur aufgrund erheblicher Twistigkeiten innerhalb der Vereinsführung, die Brocken hingeschmiessen haben soll.

Während mein heißer Kaffee aus der Maschine in einem Becher aus Bunzlauer Porzellan vor sich hin dampfte, kam mir plötzlich die " Lisbeth ", wie ein heiterer Blitz bei Sch.., in den Sinn. Lisbeth und Bett oder auch Brett; vielleicht so gar Brett vor ´m Kopf?
Reimt sich doch? Oder?
Und dazu noch die B - Seite: Anti - Pegidist, wat will´ste mehr?






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