Sylter G´schichten
Über die einstige Insel der damaligen Reichen und Schönen, die Sylt heißt, und vor der nordfriesischen Küste liegt, blogge ich besonders gerne. Nicht, weil sie für mich einst als Ausgeburt der Dekadenz stand. Auch nicht, weil es dort kaum noch Insulaner gibt und schon lange nicht, weil sie durch den Massentourismus längst ihr Gesicht verloren hat. Es sind vielmehr die eher unbedeutenden Geschichten, die Schrullen, die Kuriositäten, die dann jene Lebenseinstellungen zu Tage bringen, die mit dem landschaftlich attraktiven Eiland in Verbindung stehen.
Da führte das Hamburger Nachrichtenmagazin " DER SPIEGEL " vor nicht allzu langer Zeit ein Gespräch mit einer Frau, die sich Pauli nennt. So, wie St. Pauli, der Kiez - Fußballverein vor der Haustür, mit "i ".
Mit Vornamen heißt die Dame Gabriele. Gabriele Pauli ist auch keine Einheimische. Sie ist zugezogen. Aus Bayern. Genauer gesagt aus Zirndorf, einer Stadt bei Nürnberg.
Geboren wurde die schöne Gabriele allerdings in Schweich, das liegt im Saarland.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gabriele_Pauli
Nun, die Dame aus Schweich, die Wahl - Bayerin feilte zielstrebig an ihrere politischen Karriere. Dazu bedarf es in Bayern nicht viel. Frau muss nur den Männern den Vortritt lassen, ansonsten über ein Quantum Restintelligenz verfügen, rechtzeitig der JU beitreten und auf die teilweise Umsetzung des Quotengequassels in der staatstragenden Partei warten.
" Passt scho!" oder dialektischer geschrieben: " Baßd scho! "
Aber die schöne Gabriele, damals noch im zarten Alter von 50 Jahren fühlte sich nicht nur als CSU - Landrätin berufen, sie hatte höhere Ambitionen. Sie gedachte, den Altherren - Klub um das dynamische Wichtelzwerg - Duo Huber / Beckstein und den Familienmenschen Seehofer gleich mit, öffentlich vorzuführen, indem sie sich für eine Kandidatur zum CSU - Vorsitzenden entschloss. Das war nicht gut, denn auch Madame Pauli konnte - mit Ausnahme einiger, dann auch noch sehr kruder - Denkansätze zum künftigen Weg der alpenländische Politik, nicht viel Substantielles einbringen. Mit Ausnahme ihres sportlich - properen Outfits und solcher masochistischen Neigungen, wie den Hang zur Lederbekleidung, dem Motorradfahren und dem nicht unüblichen Klamotten - Geschisse, jener Damen, die bereits das Alter einer Tochter einnehmen, gab es nicht viel Außergewöhnliches zu registrieren.
Doch die junge Damen im Greisen - Verein CSU hatte ihre Rechnung ohne die Weißbier - Wirte gemacht. Sie wurde, ob ihres unbotmäßigen Benehmens und jener Provokation - ungefragt - für die Parteispitze kandieren zu wollen, alsdann geschasst. Das Provinzstück lief bereits 2007 ab. Die Nachwehen waren jedoch bis heute noch spürbar. Der blau - weiße Freistaat und die Staatspartei CSU gerieten in heftige Turbulenzen und stürzten bei den Wahlen ab.
Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Die Schwarzen in München erreichen bei den Wahlen wieder Normalwerte um 60 % ( Ausnahme ist auch hier die Landeshauptstadt ), die CSU - Justiz funktioniert auch wieder und gab dem Steuerverbrecher Hoeneß sogar Strafrabatt, weil er sich nach seiner Brüllorgie beim Jauch, dem nicht erreichten Steueramnestiegesetz, dann selbst ans Messer lieferte, seine vielen Millionen irgendwie zusammen kratzte und die - für den FC Bayern - hinterzogenen Beträge zurück zahlte und auch sonst war sportlich wieder alles im Lot ( Höfl - Riesch, Friesinger holten Medaillen, der Bazi - Verein endlich die CL und die Meisterschaften nebst Pokale blieben überwiegend in der Stadt, dem Land, dem Freistaat, wo sie natürlich auch hin gehörten ).
Doch Frau Pauli hatte keinen Bock mehr auf Bayern. Sie hatte keine Lust mehr auf ihre einst noch mit einem CSU - Unternehmer eingegangene Ehe und sie war abgenervt von dem CSU - Sumpf, in dem dann das " Horschtl " als König von Bayern. das Zepter schwang, Karl - Theodor zu Guttenberg ( vulgo: Gutteplag ) zum Popstar hoch stilisiert wurde und CSU - Geistesgrößen, wie Aigner mit ihrem " Rolling R " dem Lobbyisten - Pack aus der Lebensmittelindustrie, der EU - Agrarsubventions-Abzockgemeinde vor der eigenen Haustür und den US - Food - Giganten regelmäßig die Füße und mehr küsste.
Nein, die schöne Gaby aus Schweich im Saarland, sie hatte die Nase voll von dem bajuwarischen Verhältnissen und zog ganz in den Hohen Norden. Aber nicht als Milchbäuerin nach Dithmarschen, auch nicht als Krabbenpuhlerin nach Nordfriesland und auch nicht als Leiterin des Fremdenverkehrsbüros in Eckernförde. Nein, wenn, dann muss es schon Niveau haben. Und da bleibt unter dem Strich nicht mehr viel übrig. Kiel, vielleicht. Aber da war gerade die jute Susanne Gaschke aus dem Amt katapultiert worden. Lübeck eventuell, da gäbe es das weltberühmte Marzipan, dass dann mit blau-weißem Schokoladenüberzug und garniert mit markigen Sprüchen, wie " Die Maut für Ausländer kommt " oder " Nieder mit die Sau-Preiß´n: Mir san mir " oder in rot - weißem Überzug des FC Bayern ( Losung: Wenn die anderen Vereine zu blöd sind, kaufen wir alle Spieler ein " oder auch " Dortmund steigt ab, weil wir dafür Millionen bezahlt haben " ) tief im Süden umsatzträchtig verkauft werden könnte.
Doch, die schöne Gabriele wollte auf eine Insel. Nicht auf Föhr, Amrum oder schon gar nicht zum Vögelzählen nach Pellworm oder einer Hallig etwa, nein, Sylt musste es sein.
Und so ließ sich Gabriele, inzwischen erneut geschieden, liiert und wieder mit einem Geldmann liiert, auf Sylt nieder.
Sylt, dass ist inzwischen der überlaufene Prominententreff für jene Spießer, Geldkacker und blassierten Affen, die im Sommer ihre chrom - blitzenden und gewienerten PS - Protze auf die Insel karren lassen, um dort Einen raus hängen zu lassen. Sylt ist die manifestierte Inkarnation des dekadenten Konsumterroristen, der bis heute nicht bemerkt hat, dass der in seiner Hose mit sitzende Allerwerteste auch nur eine begrenzte Haltbarkeit auf dieser, unserer Erde hat.
Sylt ist aber auch Zugladungen mit Ein - Tages - Touristen bis Niebüll,, Busse und brechend volle Züge Autozüge der Nord - Ostseebahn, die sich Tag für Tag nach Westerland ergießen.
Sylt wird jährlich von über 850.000 Gästen und 6, 8 Millionen Übernachtungen heim gesucht.
Da ächzt die Infrastruktur unter der Last der Massen. Wären diese nicht vorhanden, wären die Kommunen auf Sylt längst pleite, denn von den Zweitwohnsitz - Einwohnern gibt es nur die hierauf lastenden Steuern ( Grundsteuer, Grunderwerbssteuer, Zweitwohnungssteuer ) und einige Tage im Jahr Besuche in der Nobel - Gastronomie.
Davon kann die Insel nicht leben. Und was einst Prominenz, wie Rudolf Augstein, der Gegenpart des links-liberalen Journalismus, Springer und andere Personen aus der Wirtschafts - und Medienwelt ( aktuell:
Günther Jauch
Dr. Michael Otto
Michael Stich
J. B. Kerner
Jürgen Klopp
Reinhard Mey
ausmachen, reduziert sich indes nur auf Kampen, dem so genannten Promi - Ort.
Der Rest der Gemeinden plagt sich mit Massentourismus ab. Weshalb die Übernachtungs - und Gastronomiepreise nicht in das Kraut schießen können.
Und so lebten denn einige Orte nur von der Masse ( Westerland, Sylt - Ost und Rantum ) und weniger von der Klasse ( Kampen ). Die sechs Gemeinden sind allerdings bemüht, aus Kostengründen eine einheitliche Verwaltung anzustreben. Das dürfte wohl in absehbarer Zeit auch umgesetzt werden, denn auch die Gemeindeverwaltung auf Sylt ist kostspielig.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sylt_(Gemeinde)
Und so wird die Exklusivität des Wohnens auf Sylt bald nur noch darin bestehen, dass es Sylt ist. Damit hat die Insel eigentlich ihr Flair, das Eiland der Schönen und Reichen zu sein, weitesgehend verloren.
Gabriele Pauli trat im September 2014 zur Bürgermeisterwahl auf Sylt an. Ihr gelang es, eine Stichwahl zu erreichen, die sie allerdings gegen den Kandidaten der Sylter Wählergemeinschaft Nikolaus Häckel verlor.
Immerhin gibt die fesche Gabriele nie auf. Und anders als die dümmliche Vorzeigeblondine der FDP Silvia Koch - Mehrin oder die langbeinige Hamburgerin Katja Suding, ist Pauli intelligent und politikerfahren genug, um zu erkennen, dass es auch auf Sylt nicht reicht, nur gut auszusehen.
Und so bleibt auch hier festzuhalten, dass der Mensch eine lernfähige Einheit ist und sich sehr schnell den wechselnden Bedingungen anpassen kann - Hauptsache es springt dabei ausreichend klinge Münze herüber.
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