Zwei Eintänzer im Werbemüll.



Joh, da haben wir es nun, das Neue Jahr 2015. So mancher wird den ersten Tag von weiteren 364 Tage wohl möglich mit einem erheblichen Restalkoholwert im Blut verbringen müssen. Selbst schuld. Warum müssen es denn immer gleich solche Mengen an Alkoholika sein?

Während die letzten Stunden des alten Jahres 2014 für viele im Jubel -, Trubel -, Heiterkeitswahn beinahe Trance artig verflogen, denn sie hatten sich dazu entschlossen, den Jahresübergang in kollektiver Vielsamkeit zu verbringen, musste der profane TV - Glotzer seine Wahl zwischen Charybdis und Skylla treffen, denn unsere Öffentlich Rechtlichen hatten es wieder einmal mehr mit einer perfiden Variante der Mutanten - Stadl, die sich - termingemäß - nun " Silvesterstadl " nannte und als Passe partout dazu sendet er Rentner - Kanal vom Lerchenberg die " ZDF - Hitparade ".
Hier gaben sich solch illustre Gäste, wie:

Boney M. feat. Liz Mitchell 
Nicole 
Heino
Andrea Berg
Lou Bega
Ireen Sheer
Jürgen Drews
Claudia Jung
DJ Bobo
Michelle
Semino Rossi
Rosanna Rocci
Ottawan
Patrick Lindner
Peggy March
Brings
Lena Valaitis
Norman Langen


die schmierige Klinke in die Hand. Auweia, nix wie weg. Nur, wohin?
Meine bessere Hälfte entschied sich für den Film - Konserven - Kanal aus der muffigen Kirch - Ära " Kabel1 - Eigenwerbung: " Die besten Filme aller Zeiten " und zerstreute sich die Zeit bis zum ultimativen Glockengeläut mit zwei ollen Kamellen aus dem Urschleim der 1970er und 1980er Disko - Zeit.
Ab 20.15 Uhr brachte das Filmbüchsen - Lager den Brüller " Saturday Night Fever " und im Anschluss daran, den zweiten Aufguss des Eintänzer - Dramas um Tony Manero " Stayin´Alive ".
Abgesehen davon, dass mir bei den kleinen Visiten im Wohnzimmer, zum ersten Mal so richtig auffiel, dass beide Schinken in der Tat einen sozial - kritischen Hintergrund besitzen, ging mir der Eunuchen - Gesang der Gebrüder Gibb immer noch gehörig auf den Zwirn.

Dass die Bee Gees einst wesentlich bessere Musik auf den Plattenteller hatten, dürfte wohl unstrittig sein. Aber, sie kamen eben just mit diesen beiden Tanz - Filmen wieder so richtig in das Geschäft. Tote lebten eben schon damals länger. Untote, wie die Bee Gees, für ewig. Machen wir uns nichts vor: Die 1960er und die Anfänge der 1970er Jahre waren für die Australier musikalisch betrachtet, die bessere Ära.
Und weil, dass so war, hatte ich einst keine große Ambitionen, mir die beiden Tanz - Streifen mit dem zunächst gegelten John Travolta anzusehen. Auch die zweite Episode aus dem Brot lose - Kunst - Leben des Italo - Amerikaners Manero war für mich kein Grund, nun 6,50 DM zu berappen, um mir die Dance - Schwarte auf Parkett - Ebene im " Residence " - Kino in Bückeburg zu Gemüte zu führen.

Zum x-ten Male wiederholt, verrenke sich Travolta nun seine Gummi artigen Gliedmasse, um eine Karriere im Land der unbegrenzten Verblödung zu starten. Das ein solcher Wunsch nicht sofort auf Gegenliebe stösst, wird in dem Film allerdings in schonungsloser Offenheit dargelegt. Wer nix ist, wird nix. Wer was werden will, muss eben besser sein, als all jene Traumtänzer, die es auch in den 1970ern und 1980ern schon zu hauf gab.

Manero schaffte es - dem Himmel sei dank - doch noch und durfte sein Tanz - Einlagen dem jubelnden Publikum ein um´s andere Mal wild kredenzen. Tanzen kann er ja nun wirklich, der John Travolta alias Tony Manero und ein Frauenschwarm für die Mob und Sauerkraut Frisierten aus jenen Zeiten, war er zweifelsohne. Hach, wie sie ihn anhimmelten.

Um ehrlich zu sein, mich haben diese Brathering - Frisuren nicht interessiert. Irgendwie sahen sie dann  alle gleich aus, die Damen der Schöpfung, mit ihren schuppigen, gekräuselten und kolorierten Haaren, die wie ein Ei dem anderen glichen, obwohl dann doch ein Farbunterschied von schwarz bis blond erkennbar war.

Tja, so waren die Jahre eben, zwischen Disko - Fieber und Akkordarbeit in den Fabriken. Wie kalauerte einst der CDU - Vasalle und NDR - Moderator Carlo von Tiedemann in einer öligen Vormittagssendung auf NDR2 zu jener Zeit?
" Gestern Abend war ich mal wieder in der Disko. An der Theke traf ich zur späten Stunde eine dieser gleich aussehenden Frauen mit Mobfrisur. Sagte die doch da zu mir: " Hallo, ich bin Tina aus Bienenbüttel, und die Pille nehme ich von Freitag bis Sonntag auch!"

Mit einem lauten Lacher wechselte ich dann das Programm, denn es kam " Stayin´ Alive " von den Brüdern Gibb aus Australien, dem Land der Kängurus, die große Sprünge mit vollem Beutel zeigen.
Ach, ja, boxen können die auch - und wie.

So zog sich die Zeit bis Mitternacht elendig lange hin; bei Kabel1 mit den zwei Eintänzer - Filmen im Werbemüllhaufen. Ich zog es vor, mir im Musikzimmer jene Zeit etwas anders zurück zu holen und legte das Doppel - Livealbum von " The Band " aus dem Jahr 1970/ 1971 auf:

" Stage Fright " - Schöööööööööööööööön:




Kommentare

Octapolis hat gesagt…
über die musik der bee gees hatten wir ja schon mal geredet... aber "saturday night fever" ist ja wohl der kracher, alleine des soundtracks wegen und natürlich weil mister travolta so unglaublich lässig durch die kulisse schwebt! klassiker! ;o)

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