Ham kummst - Alte Musik aus Österreich.

Eigentlich wollte ich über die Tante Google, die staatlich lizenzierte Datenkrake, zu einem Begriff Bilder suchen und fand statt ihrer, längst vergilbte und abgenutzte Plattencover aus einer Zeit, die selbst mir nur unvollständig, aber dafür nachhaltig, in Erinnerung geblieben ist. Es waren Hüllen von Vinylscheiben aus den 1950er bis 1970er Jahren. Aus einer fernen Zeit vor dem smartphone, dem PC und all den elektronischen Musikwiedergabegeräten, die beinahe jeder Besitzer eines dieser Wunderdinge im Westentaschenformat überall und nirgends abnudelt kann, sofern er dafür bezahlt.

Als ich mir die abgebildeten Schallplattenhüllen etwas genauer betrachtete, erkannte ich dann, dass es sich nicht um einheimische, anglo - amerikanische oder gar niederländische Interpreten handeln kann. Dafür waren deren Namen zum Teil zu deutsch. Aber als geborener Westdeutscher konnte ich mit den dort benannten Interpreten auch nichts anfangen. Dann schoss mir ein Gedanke durch das Hirn: Es muss sich um Künstler aus der benachbarten Republik Österreich handeln, die dort in der, für die damaligen Zeit üblichen Weise dargestellt wurden. Wenngleich einige der Musiker mit englischen Künstlernamen und solchen Titeln aufwarten. Auch diese Werbemasche war einst üblich.

Bieder sehen sie aus, die Damen und Herren aus dem Nachbarland, dass zwar für den so genannten Austria - Pop zeitweilig heiß geliebt wurde, wegen anderer Dinge aber eher gehasst und für seinen damals zelebrierten Operetten - Fußball von uns Teutonen nur müde belächelt werden konnte. Aber, die piefigen Männer und Frau auf den Plattenhüllen sagten mir selbst dann noch nichts, als ich sie über Tante Google suchte.

Nun, auch in dem deutscher Teil Europas gab es vor mehr als 50 bis 60 Jahren im Musikgeschäft heftige Bestrebungen, es nach Machart des anglo - amerikanischen Big - Business im Show - Geschäft nachzuäffen. Und - siehe da - es funktionierte. Wenngleich auch nur auf regionalem oder lokalen Terrain. Kohle lässt sich aber dort auch machen. Dieses war zu jener Zeit auch nicht so viel anders. Jedoch wurden Gagen, Tantiemen und Umsatzbeteiligungen noch in der Landeswährung, dem österreichischen Schilling ausgekehrt. Mit einem prall befüllten Konto allerdings dürften nur die wenigsten der aufgefundenen Sangesakrobaten aufwarten. Die Kunst jener Musiker bestand wohl eher darin, unauffällig auffällig - sprich: Nur auf Österreich bezogen einen gewissen Bekanntheitsgrad gehabt zu haben. Will heißen: Nicht jedem der den Mut aufbringt, sich vor fremden Leuten musikalisch ins Zeug zu legen, muss damit auch ein Talent sein.

Unser aller Dieter " Didi " Bohlen brachte es in seiner längs abgetakelten Show " DSDS " dazu kurz und bündig auf den Punkt:

"Das klingt, als wenn sie dir den Arsch zugenäht haben und die Scheiße oben raus kommt"

Tja, so gibt´s der Herr den Einen im Schlaf, den Andren aber nicht. In die letztgenannte Kategorie müssen deshalb diese Interpreten aus Austria eingeordnet werden:

Da gab es einst eine Truppe, die sich - wohl in Anlehnung an das große Vorbild " The Rolling Stones " - " Rangers, Strolling Bones " nannte und aus der österreichischen Landeshauptstadt Wien stammten. Sie waren eine so genannte " Coverband " und versuchten sich mit Titeln, wie " Everybody needs somebody to love ", " Hold me " oder " Pain in my heart ". Leider habe ich keinen Nachweis ihrer Sangeskunst im Netz gefunden, dafür aber ein fesches Bild. Es wird wohl in den 60ern geknipst worden sein.



http://www.rocknroll-schallplatten-forum.de/viewtopic.php?p=92597&sid=748fd24d180aa1bd68dde836236479d1

Naja, wir waren auch irgendwann einmal so richtig jung.

Zu den Eigengewächsen des Alpenlandes zählte wohl auch die Band " Blind Petition ", doe 1974 von den Musikern Hannes " Fusel " Bartsch und Georg Martikan gegründet wurde. Eine LP konnte die Band zwar einspielen, sie wurde jedoch wegen finanzieller Probleme nicht veröffentlicht. Auch sonst war die Truppe kommerziell eher erfolglos. In den 1980ern wechselte die Band zum Underground - Bereich. Damit stieg der Bekanntheitsgrad. Ab den 1990ern waren die Österreicher als Vorgruppe von " Motörhead ", " Black Sabbath " oder " Krokus " und " Blue Oyster Kult " gebucht. Nach einer Auflösung der Gruppe erfolgte 2007 eine Wiedervereinigung in der Urbesetzung.


https://de.wikipedia.org/wiki/Blind_Petition




Aus dem 1988er - Album " Perversum Maximum " - " Cat Games ":





Eine weitere österreichische Band aus den 60ern waren " Expiration " aus Wien. Die Gruppe wurde als " Cream " von Wien hoch gejubelt. Na, es kann auch etwas kliener gehen. Aber: Die Wiener zelebrierten durchaus passablen Hardrock.

http://musikvondaham.blogspot.de/2015/11/rare-singles-expiration-and-world-will.html




" Expiration " mit dem Titel " It Wasn´t Right " - 1968:




Klingt wahrhaftig so, wie es in den späten 60ern auch auf dem internationalen Parkett klang: Psychedelisch! Aber, gut!


Noch länger im Musikgeschäft sind die " Hubbubs " dabei. Die Band formierte sich bereits 1964 und veröffentlichte in diesem Jahr die Single " Nachts in Chicago / Leis´rauscht das Meer ". Es folgten in schöner Regelmäßigkeit und dieses beinahe in jedem Jahr eine weitere Single. Das die Mehrzahl der Stücke in deutscher Sprache produziert wurden, macht in diesem Fall nichts, denn die Grenze zwischen Beatmusik der 1960er und Schlagern dürfte auch in Österreich nahezu fließend sein.  Ein entsprechendes Singlecover aus jenen Jahren ist dieses:








Und, weil´s so schön ist, hier die B - Seite der ersten 45er - Scheibe:





Aus jenen frühen 60er Jahren stammt auch die Musik der Formation " The Sunset Combo ", die - so meine Recherche - von Horst Chmela aus Wien gegründet wurde und eine Reihe an Hits in Österreich landen konnte.





Insider der österreichischen Musikszene bewerten diese Musik als " schnulzig ".



Wer sich einen dieser Titel zu Gemüte führt, muss solchen Bewertungen vollends beipflichten. Okay, es war eine andere Zeit; damals, so vor mehr als 50 Jahren. Und Österreich hielt auch musikalisch mit. Hier ein Beispiel aus diesen Jahren:

" The Sunset Combo " ( man beachte den üblichen, in englischer Sprache geführten Namen ) mit:
" Die Zeit mit dir " - natürlich mit einem deutschsprachigen Text versehen:





Eine völlig andere Musikrichtung vertrat die Gruppe oder besser, das Projekt des gebürtigen Wieners Kurt  Hauenstein ( https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Hauenstein#Die_Band_Supermax ) Der 1949 geborene Musiker gründete " Supermax " 1978 in Frankfurt am Main und ließ in den Folgejahren dabei namhafte Musiker aus der westdeutschen Musikszene mitwirken. Der Österreicher versteifte sich später auf die aufkommende Disco - Musik und hatte damit prompt Erfolg.
In den 1980er Jahren erfolgte, wie auch eine Dekade später, eine musikalische Neuorientierung. Hauenstein versuchte sich dabei auf dem Parkett der so genannten Weltmusik. 

Der Österreicher war vor allem in der 80er Dekade häufig in den Ländern Osteuropas sowie auch in der DDR zu Gast. Seiner Affinität zum Osten Europas blieb er auch später treu. Von 2004 an verblieb der Künstler, Musiker und Produzent in seiner Geburtsstadt Wien ,von wo er weiterhin  Musikveranstaltungen plante und koordinierte und dieses bis zu seinem Tod 2011.

Aus dem Fundus zu österreichischen Musikgrößen ( oder auch nicht ) fand ich dieses Singlecover:




Und dieses hört sich dann so an:





Da sach´ma´Eener, die Ösis können nur Jodeln, Ski fahren und rechtsradikale Sprüche kloppen.



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?