Paint it black!



Gestern schrieben wir Freitag, Freitag den 13., Freitag, den 13. April 2018. Die Wetter - Vorhersage - Industrie hatte für den späten Abend Gewitter mit örtlichen Starkregen angesagt. Der Regen kam, wenn auch erst am frühen Morgen des heutigen Sonnabends. Er prasselte auf den trockenen Boden hernieder, pläscherten in die Regentonne und verschwand mit einem glucksenenden Geräusch in den Wasserabläufen.

Durch den Starkregen wurde ich wach. Einer der Kater hatte es sich, völlig durchnässt an meinen Quanten bequemt gemacht und putzte sich durch ausgiebig. Ich stand auf, schwankte ins Bad, dann in die Küche, versorgte die immer hungrigen leisen Pfoten mit Futter und gelangte - fast im Blindflug - über das Treppenhaus wieder in das wärmende Bett.

Einschlafen konnte ich danach nicht mehr. Ich döste so vor mich hin. Vernahm das pläschernde Geräusch des abfließenden Regenwassers und später die ersten zarten Vogelstimmen. Der neue Tag nahte heran. Langsam wurde es draußen hell. Ich stand wieder auf,  wankte erneut ins Bad und danach in die Küche. Dort stellte ich den Kaffeeautomaten an. Als ich aus dem Küchenfenster sah, erkannte ich, dass in einem der Nachbarhäuser auch Licht brannte. Ein Frühaufsteher?

Ich trank meinen Kaffee und vernahm aus den Nachrichten bei MDR aktuell, dass Trump seine Airforce in Damaskus hat Bomben abwerfen lassen. May und Macron waren mit ihren Zinnsoldaten dabei. Wieder Tote, Millionen, die dort versenkt wurden: statt nach einer Friedenslösung zu suchen, wird lieber gebombt.

Da sieht die Lage in Turkmenistan, dem einstigen Satellitenstaat der untergegangenen UDSSR doch eigentlich freundlicher aus. Kein Krieg, kein Toten, Verletzten und keine Flüchtlinge. Doch dafür las ich in einer älteren " SPIEGEL " - Ausgabe, dass der dort herrschende Autokrat Gurbanguly Berdymuchammedow einen Spleen für die Farbe Weiß hat.
Der Präsident Turmenistans hat nicht nur für seinen Vogel, die Hauptstadt des Landes Aschgabad samt und sonders in weißen Marmor bauen zu lassen, einen Eintrag in das " Guinnessbuch der Rekorde " eingeheimst, nein, jetzt hat er zudem ein Dekret erlassen, wonach alle Fahrzeuge weiß zu sein haben. Wer andersfarbige Kraftfahrzeuge nutzen möchte, ist verpflichtet, diese umzulackieren.

Eine recht eigenwillige Interpretation des materiellen Kollektivismus. Schließlich tanzt das gesamte turkmenische Volk seit 2007 nach der Pfeife des Autokraten. Und die ertönt dann und wann auf eine äußerst seltsame Weise. So verhindert der Staatspräsident höchstpersönlich, dass eine Reihe von Frauen eine Führerscheinprüfung nicht ablegen dürfen, weil sie nachweislich die Prüfer bestochen hätten. Eine Farce, wenn ein neutraler Betrachter zur Kenntnis nimmt, dass in dem Wüstenstaat beinahe jeder Einwohner Schmiergeld für Dienstleistungen bezahlt.

Der Präsident des Landes ignoriert dieses jedoch, denn er ist ja nach seinem Amtsantritt 2007 dazu übergegangen, die Vetternwirtschaft seines Vorgängers abzubauen. Gelungen scheint ihm dieser Plan indes kaum. Deshalb stürzt er sich auf andere politische und gesellschaftliche Themen. Hierzu zählen die vielen Marmor - Neubauten und die Verpflichtung, nur weiße Autos zulassen zu wollen.

Einen Spleen hat ja so mancher Diktator, Autokrat oder von der Bevölkerung gewählte Präsident aus Staaten der Erde, deren tatsächliche Bedeutung eher gen Null gehen.
Die Witwe des einstigen philippinischen Staatspräsidenten Marcos besaß viele Hundert Paar Schuhe, denn sie sammelte diese wie andere Menschen eben Briefmarken. Andere Staatsoberhäupter plündern ihr Land schamlos aus und lassen dabei die eigenen Familien partizipieren. " Warum also, soll ein Turkmene nicht einen Faible für die Farbe Weiß entwickeln? ", dachte ich, als ich die " SPIEGEL " - Meldung las.

Noch skurriler wäre es gewesen, wenn der Präsident Berdymuchammedow sich für Schwatz entschieden hätte. Dann hätte sich das gesamte Land und die Hauptstadt verdunkelt. Dabei stellte ich mir die Frage, ob es dort aber überhaupt schwarzen Marmor gibt? Sonst müsste das Land diesen aus der Türkei oder Griechenland importieren.

Langsam wurde es hell. Der Regen hatte aufgehört. Die Vögel zwitscherten und ich holte mir einen zweiten Pott Kaffee.
Wie hieß der turkmenische Staatspräsident noch gleich? Berdymuchammedow! Komischer Name. So, wie einst jene Tamilen hießen, die ich vor mehr als 30 Jahren in den Asylverfahren vertrat. Da gab es Kanuragajaran oder ähnliche Zungenbrecher. Na,ja, immerhin standen die nicht auf weiße Häuser, Autos und Kleider, die waren eher bunt gekleidet. Aber auch nicht schwarz, so wie in einigen arabischen Ländern.

" Rolling Stones " - " Paint It Black ":





 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?