Palermo oder Wolfsburg? Freital oder Pforzheim? Arm oder Reich?



Als ich nur halb so alt war wie im Jahr 2018, wurde ein Kinofilm veröffentlicht, der sich mit den Problemen von so genannten italienischen Gastarbeitern beschäftigt. Der Streifen heißt auch heute noch: " Palermo oder Wolfsburg " und hat an Aktualität nicht verloren. Wenn sich der bereits 2010 verstorbene, aus dem thüringischen Georgenthal stammende Regisseur  Werner Schroeter 1980 mit dem fortwährenden Integrationsproblem der einstigen Gastarbeiter beschäftigte, dann nicht ohne Grund.

Einst stellten die Italiener, zusammen mit Griechen und Türken die stärkste Einwanderungsgruppe. Das änderte sich im Verlauf der letzten Dekaden. Was blieb sind die Erkenntnisse, dass Sizilien immer noch als arme Insel zählt, auch wenn diese von mehreren Millionen Touristen besucht wird. Es gibt dort kam Industrie und somit auch keine Arbeitsplätze.

1980 waren die Verhältnisse indes noch dramatischer. Neben einer extrem hohen Arbeitslosigkeit, herrschten auf der italienischen Insel Mafia - Clans. Somit musste die Jugend zwangsläufig in die Perspektivlosigkeit geraten.

Die jungen Leute zogen weg. Es blieben Alte, Kranke und die Mafia.
" Wolfsburg oder Palermo " zeigt diese Entwicklung deutlich auf. Der Film gibt zudem einen Einblick in die gesellschaftlichen Unterschiede und sozialen Verwerfung zu jener Zeit.
 
https://de.wikipedia.org/wiki/Palermo_oder_Wolfsburg

Nun, 38 Jahre später, hat sich die Welt zwar radikal gewandelt, die sozio - kulturellen Verwerfungen sind indes geblieben. Und dieses selbst in dem eigenen Land, in Deutschland.

Für die Italiener, die arm wie Kirchenmäuse, einst ihr Heimatland verließen, stehen heute andere Randgruppen. Es sind Alte, Flüchtlinge oder Abgehängte, für die kein Platz in dieser Gesellschaft ist.

Da las ich in einer älteren " SPIEGEL " - Ausgabe, dass sich in der benachbarten Stadt Freital die Zahl der ständigen Besucher oder Kunden der " Freitaler Tafel " von vor knapp 3, 5 Jahren 40 registrierten Bewohner auf aktuell 1.000 Bürgern erhöht hat. 20 % davon sollen Asylbewerber sein. Also wären demnach 800 Menschen deutsche Staatsangehörige.
Wobei dieses auch nur eine vage Angabe sein kann, denn es könnten sich darunter auch einige Bedürftige mit Migrationshintergrund befinden.

Dann las ich in der " SPIEGEL " - Ausgabe, dass in der baden - württembergischen Stadt Pforzheim bei der letzten Landtagswahl in 2016 im Stadtteil Buckenberg die AfD auf satte 43 % kam. Hier wohnen besonders viele Spätaussiedler aus Russland oder den einstigen sowjetischen Republiken, die bekanntlich nach 1991 " übergesiedelt " sind.

https://www.pz-news.de/pforzheim_artikel,-So-waehlten-die-Stadtteile-Buckenberg-mit-432-fuer-AfD-_arid,1085094.html

Dass hier inzwischen sozialer Sprengstoff entstanden sein dürfte, heben die Verantwortlichen wohl erkannt, aber dennoch ignoriert. Hinzu kommen die Arbeiter aus dem EU - Ausland, wie aus Rumänien oder Bulgarien, die ihre eigenen kulturellen Gepflogenheiten mitgebracht haben.

So kommt es zu sozialen Spannungen, weil Arme sich von noch Ärmeren bedroht fühlen und angepasste Arme die vermeintlich nicht Angepassten stigmatisieren. Weil die Populisten aus den Reihen der AfD dieses als ihre Chance betrachten, um Minderheiten gegeneinander ausspielen zu können, werden solche Wahlergebnisse erklärlich.

Fazit: Palermo ist nicht Wolfsburg, aber diskriminiert bleibt diskriminiert und arme Menschen werden dadurch nicht reicher, dass sie auf noch ärmeren Mitbürgern herum trampeln.


" Bland Bladen " - " I Gravens Tid " - 2007:




Glück oder Unglück, das ist auch hier die Frage.

Gut´s Nächtle in der unglücklichen Zeit?


http://www.zeit.de/1980/13/zum-andenken-eines-engels

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