Rotierende Roboter
Unser Nachbar hat sich vor einigen Tagen einen Rasen - Roboter zugelegt. Er werkelte und spielte mit dem High - Tech - Teil herum und ließ ihn dann bei Schönwetter ordentlich auf dem eigentlich noch kurzen Rasen rotieren. Gut, ja, gut, ich sach´ma´, ich glaube zu meinen und zu denken: Dat Ding überzeucht mich net! Aber: Dieses dürfte wiederum eine Glaubens - Einstellungs - und Feldfrage sein.
Vor vielen Jahren, so um 2004, meine Grün - Weißen hatten just ihre vierte Bundesligameisterschaft in Sack und Tüten gebracht, sah ich bei einem, aus der Freien und Hansestadt Bremen zugezogenen Neubaubewohner im Umfeld des elterlichen Hauses, zum ersten Mal so´n Gerät in Aktion. Der Neureiche aus Bremen hatte sich den Vor - Vor - Vorläufer des Mähers unseres Nachbarn, allerdings von " Husquana " für satte 3.500 Euronen zugelegt. Herr " Husquana " mähte, als ich mit dem Fahrrad zu meinem temporären Sozialdienstjob in der Seniorenresidenz " Hilaris " antrat, den Englischen Rasen des Grundstücks. Während der Vorbeifahrt drehte ich mich ein paar Mal um und beobachtete, dass der Roboter nur wenig Mühe hatte, das satte Grün des moderaten angelegten Hanggrundstücks zu beackern.
Da ich bereits zu diesem Zeitpunkt wusste, dass diese Haushaltshilfen des spielenden Mannes sündhaft teuer waren, überlegte ich, wie ein Neubauherr, neben der Finanzierung seines Lego - Klotzes, noch Geld für derlei Schnickschnack übrig haben kann. Diese Frage beschäftigte mich genauso, wie die einst quälende Ungewissheit, warum es diesen Bauherren auch möglich ist, sich nahezu parallel zu dem Groschengrab neugebautes Haus, ein voluminöse Blechschleuder zum Preis eines Jahresgehalts eines Durchschnittsproleten zulegen zu können? Die Antwort darauf fällt nicht schwer. Der bauwütige Knilch lässt sich eine sehr großzügige Kostenkalkulation erstellen, gibt ein Teil der dort enthaltenen Gewerbe " unter der Hand " ( vulgo: Schwarzarbeit ) weiter und finanziert somit den VW " Touareg " - " Turan " Phaeton " und den " Husquana " - Roboter,
Nun, gut, in der Nachbarschaft ist´s nur ein " Worx " - Mäher. Aber, er kostet ja auch Geld.
In Anlehnung an jene innovative, die Konjunktur flankierende Investition des Nachbarn, orderte meine bessere, technisch belesene Hälfte vor einigen Tagen einen Staubsauger. Nein, keinen Handstaubsauger und auch kein Monstrum aus dem Hause " Vorwerk ". Es ist ein " Housmile Ecan Vacuum Robotic Cleaner " made in China. Gut, ja, gut, ich schreib´mal: Unser " Hitachi CV 800 " ist längst in die Jahre ( nämlich ins Teenager-Alter ) gekommen, gilt inzwischen als abgeschrieben, mit abgestossenen Korpus und mindestens als Kriegsversehrter, denn im fehlt seit Monaten eine Rolle. Ich hatte versucht, diese irgendwie mit Sekundenkleber oder unter Zuhilfenahme einer Bohrmaschine wieder funktionstüchtiger zu machen. Doch die Operationen misslangen.
Jetzt soll es also der " Housmile " aus dem fernen China erledigen. Er ist beauftragt, sämtliche Katzenhaare, Krümel, Hinterlassenschaften beim Befeuern der beiden Kaminöfen sowie sonstiges Heruntergefallenes vom Boden aufzunehmen. Zuvor aber, war eine Kurzmontage erforderlich. Die Anleitung ist zwar schön illustriert und für einen nur durchschnittlich, technisch Begabten, überschaubar gefertigt, jedoch in englischer Sprache verfasst. Daran scheitern bereits mehr als die Hälfte der Bundesdeutschen. Ich nicht. Deshalb muss ich dann auch keine dämlichen " Rezis " bei " Amazon " ablassen, die eh keiner der Leser wirklich versteht. Der Zusammenbau besteht nämlich nur aus dem Einsetzen des - nicht aufgeladenen - Akkus und des Anschraubens der beiden Rotorbürsten mittels einliegenden Schraubenziehers und zweier Kreuzschlitzschrauben, die - zugegebenermaßen - recht winzig sind. Dann heißt es Batterie aufladen und Knopf drücken.
Nach zirka 1 Stunde war der Roboter einsatzbereit und " workte " los. Er bekam zunächst das Wohnzimmer unter seine Bürsten, weil dort auch unser Katzen - Quartett wohnt und haart. Just in der Vorsommerzeit zeigen sich besonders viele kleine Fellbüschel. Und: Sie verschwanden nach einer halben Stunde Dienstreise des " Housmile " auf Nimmerwiedersehen in dessen Bauch.
Danach sagte Sir Robot ": Ich haben fertig! Akku seien leer! "
Ich entpflichtete ihn von seinem Tagesgeschäft und ließ ihn zur Regenration etwas mehr als zwei Stunden an der Steckdose. Dann durfte er sich am und im Treppenhaus probieren. Hier lag noch etwas Blumenerde von dem " Stacheltier " mit Namen Feigenkaktus, das ich zuvor mittels Sackkarre und unter Anwendung der noch zur Verfügung stehenden Körperkräfte eines Vor - Vorruheständlers auf die Terrasse gewuchtet hatte.
Der Staubsaugerroboter erledigte auch diese Aufgabe zu meiner vollsten Zufriedenheit. Nein, er hat sich nicht nur bemüht und, nein, es ist auch kein Spinnerei eines Technik - und Elektronik - Junkies. Robot kann´s und zeigte mir, dass ich meine Vorurteile nicht immer, aber immer öfter, beiseite legen sollte.
Bei einem Telefonat beriet der Familienrat die Namensgebung des schwarzen, leicht ovalen Wunderdings. Gut, ja, gut, die Nachbarschaft hatte den Rasen - Roboter nun einmal " Finn " getaucht. So in Erinnerung an unseren überfahrenen Kater aus der Lausitz, weshalb dieser Name vergeben war. Hmh, er würde auch nicht so richtig zu einem Staubsauger passen. Ich kam dann auch " James " ( also spanisch ausgesprochen " Hames ", so als Wertschätzung für den bei Real Madrid bislang gescheiterten " James " Rodriguez, den ich gerne bei meinen Grün - Weißen spielen gesehen hätte.
" James " ging wieder an die Steckdose, um seine nächst Aufgabe erfüllen zu können. " Well done ", James! "
Beim Einstöpseln des Netzteilsteckers erinnerte ich mich an jeden Sonntagmittag als wir zu irgendeinem Kaff im niedersächsischen Vorharzgebiet fuhren, um dort den über " Ebay " erstandenen Rückprojektionsfernseher abzuholen. Der Verkäufer hatte sich in seinem durchaus opulenten Anwesen in der tiefsten Pampa des niedersächsischen Vorharzgebiets, einen Fitnessraum im Keller eingerichtet. Und hier stand der Großbildfernseher an eine großzügig bemessene " Dolby Surround " - Anlage angeschlossen. Der Neureiche spielte uns eine DVD des Films " Kampf der Maschinen " vor. Beeindruckend, in Bild und Klang!
Mir schwebte sodann die Vision vor, dass der gesamte Haushalt von Robotern erledigt werden könnte, die sich dabei sogar bekämpfen, ja, einen Kleinkrieg darum führen, wer welche lästigen Haus - und Gartenarbeiten für den inzwischen längst faul gewordenen Menschen erledigt.
Eine Fiktion?
Nö, aber doch wohl eher Wunschgebilde.
Der Klassiker des maschinellen Robot - Albtraums:
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