Alte Bekannte - Neuauflage Juni 2019




Die Welt kann ab und zu sehr klein sein. Nicht, weil irgendeine Kreuzfahrt auf irgendeinem der schwimmenden Kleinstädte den Menschen binnen weniger Tage von irgendeinem Hafen in die Karibik schippert, auch nicht deshalb, weil irgendeine Fluglinie von irgendeinem Flughafen den Flugpassagier binnen weniger Stunden bis zu dessen Antipoden fliegt und auch nicht deshalb, weil sich jeder x-bliebige Besitzer eines web - fähigen Geräts binnen weniger Sekunden mit einem Gesprächspartner rund um die ganze Welt verbinden lassen kann, nein, es gibt vielmehr Zufälle, die den Rückschluß zulassen, dass eben die Erdenbewohner näher zusammen gerückt sein könnten.

Als ich 1980 eine USA Ostküstentour startete, saß ich in einer der damals noch flugfähigen " Laker " - Maschinen, die - obwohl in die Jahre gekommen - mich immerhin heile von London - Heathrow nach New York brachte. In der " Laker " - Maschine befanden sich - wie sollte es einst auch anders sein - überwiegend englische Passagiere, die mir höflich zur Seite sprangen, wenn ich mit den Gepflogenheiten an Bord der uralten DC 10 nicht so richtig klar kam.

Einige Monate später fuhr ich mit meinem blauen R 4 nach Köln, wo ich in schöner Regelmäßigkeit bei " Saturn Hansa ", dem damals größten Plattenladen Europas ( der Welt ), für eigentlich viele Deutsche Mark gut ein Dutzend Vinylscheiben erwarb.  
Auf dem Fußweg zum Kölner Hansaring wurde ich plötzlich von einem Paar mit einem englischen " Hello " angesprochen. Ich sah zu den Beiden herüber und muss dabei wie ein kaputter Trecker ausgesehen haben.
Die Frau erklärte mir dann, dass sie mich im August in einer " Laker " - Maschine von London nach new York gesehen habe. Jetzt schoß mir ein Blatt und ich grinste breit zu dem Paar herüber. Im ungelenkten Englisch stellte ich ihnen die Frage, was sie nach Köln führt. Sie wohnten dort und waren nur wegen des billigen Flugs nach London gereist.

Später stellte ich für mich fest, dass die Welt doch klein sein muss, wenn ich zufällig zwei Flugpassagiere am selben Ort wieder treffe.

Als wir am Pfingssonnta in Richtung der Prerower Seebrücker schlenderte, hörten wir bereits am Anfang der dortigen Einkaufszeile bekannte Klänge. Es war der bärtige Straßenmusikant aus dem fernen Litauen, der - wie in jedem Jahr - auf seinem Akkordion oder auch Schifferklavier deutschsprachige Seemannslieder, auch Shantys genannt , zum Besten gab. Ab und zu setzte er dabei seine Trompete ein.  Auf den Bänken visavis hatten gut ein Dutzend graumelierte Damen und Herren Platz genommen und hörten dem Musikanten zu.

Der Litauer war dieses Mal nicht alleine. Er hatte eine Dame an seiner Seite, die ihn - dabei etwas ungelenk - durch das Schütteln zweier Rasseln zu begleiten versuchte.

Sein Potpourrie aus alten Melodien hörte sich ein wenig schräg an. Den älteren Damen schien es indes zu gefallen. Sie spendeten fleißig Applaus.

Der litauische Straßenmusikant ist uns bislang ein halben Dutzend Mal begegnet. Seine Lieder waren immer die gleichen; seine Begleiterin jedoch neu. Als alter Bekannter geht er dennoch glatt durch.

Einige Tage danach schlenderten wir nach einem Einkaufsbummel auf dem Gehstein der Hauptstraße des Ortes in Richtung Unterkunft, als meine bessere Hälfte plötzlich inne hielt. Sie sah zu der gegenüberliegenden Straßenseite und wollte dort die Ex - Frau ihres Cousins gesehen haben. Weil sie sich unsicher war, überlegte sie noch einen Moment. Dann erklärte sie mir, dass es tatsächlich die V. aus München war, die dort mit ihrem jetzigen Lebensgefährten ging. Welch ein Zufall?

Oder ist diese Welt einfach nur kleiner geworden?

Als ich Montagabend dieser Woche in einem nahe gelegenen Supermarkt einen Kurzeinkauf startete, fiel mir ein junger Mann mit einem Dress des FC Bayern München auf. Meine Gedanken dazu, lasse ich jetzt einfach weg. Beim näheren Hinsehen, erinnerte mich der Bazi - Fan an den einstigen Freund des Nachbarsohnes. Beim nochmaligen Betrachten des Bazi - Anhängers, war mir vollkommen klar: Er ist es. Es ist Max, der jetzt in Rostock medizin studiert und wohl einige Tage Urlaub in Prerow macht.

Ob er mich erkannt hatte, kann ich nicht genau sagen.

Auch hier trifft meine Vermutung zu: Die Welt scheint klein zu sein. Schließlich trifft man ab und zu alte Bekannte.



" Pink Floyd " - " Biding My Time " - " Relics " - 1971:







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