Blogger auf Norderney gesucht.



Vor einigen Tagen berichtete die FR über eine eher kuriose Stellenanzeige, die von der Verwaltung der Nordseeinsel Norderney aus geschaltete wurde. Die ausgelobte Stelle ist - betrachtet der Leser die rein finanzielle Seite - nicht besonders attraktiv. Es werden lediglich 450 Euro pro Monat, bei freier Unterkunft gezahlt. Der NDR schreibt hierzu:


https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Norderney-sucht-einen-Inselblogger,norderney606.html


Das hört sich doch eigentlich gar nicht so schlecht an: Oder?

Spaßeshalber diskutierten wir beim Essen über dieses Stellenangebot. Ich malte mir dabei aus, wie es wäre, wenn ich ab Mitte September 2019 nach einem abendlichen Spaziergang am Strand, die blutrot untergehende Sonne vor den Augen, das Meeresrausch in den Ohren und die Leichtigkeit des Seins im Sinn, mich anschließend in ein Kabuff ähnliches Zimmer begebe, den mit gebrachten Laptop hochfahren lasse und dann ordentlich in die Tasten haue; ein Gläschen leicht gekühlten Weißwein auf der Kommode stehend. Ich ertappt mich dabei, wie sich meine Gedanken alsbald verdunkelten. Wie sich meine eigenen Erinnerungen einstellten und ich jenes Eiland beschrieb, dass ich aus der Mitte der 1960er Jahre her kannte.

Inzwischen hat sich das Aussehen der Insel jedoch gewandelt. So, wie es bei unserem Klima, dem Weltklima, konstatiert wird. Statt der beschaulichen, Baracken ähnlichen Holzbauten, der eher einfachen Klinkerhäuser und den etwas altmodisch daher kommenden Bootsanlagen, hat die Insel Norderney inzwischen einen völlig anderen Charakter erhalten.
Beton herrscht an den Strand nahen Bereichen vor. Hotelbauten herrschen und beherrschen das Bild. Die Insel ist zu einem Massentourismus - Objekt verkommen.

Ein Kommentator auf der NDR - Seite beschreibt es so:


Mir kommt es so vor als wenn ein unkritischer "Blogger" zu Werbezwecken von bestimmten Menschen auf der Insel Norderney
gesucht wird damit ein möglichst positives Bild entsteht!?

Mit realistischer Darstellung des so genannten Insellebens hat das wohl eher nichts zu tun.

Was ist den mit den ausufernden Massentourismus und der Masse an rübergekarten Autos die nicht mehr verträglich ist mit der Natur?

Was ist mit den immer höheren Mietkosten für die hier lebenden Insulaner, die kaum noch zu bezahlen sind und der Wohnungsnot die mittlerweile viele Einheimische zwingt ihre Heimat zu verlassen?

Was ist mit der Verknappung von Wohnraum durch Immobilienhaie die Wohnraum in Eigentumswohnungen für gutbetuchte Nichtinsulaner umwandeln und damit hohe Gewinne erzielen?

Die meisten Insulaner haben das Nachsehen,
und Norderney
wird immer mehr aus Profitgründen verschandelt und das einst bestehende Inselleben weicht einer komerzialisierten Ausbeutung
zum Wohle des Profits weniger.

"Mit offenen Augen" ja ja  "

Zitatende, aus: 

 https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Norderney-sucht-einen-Inselblogger,norderney606.html


Soll der Inselblogger nur als billiger Jakob fungieren, der zudem das wieder käut, was ihm der vor Ort existierende Tourismusorganisation vorgibt? Es könnte so aussehen?


https://www.spiegel.de/karriere/norderney-inselblogger-dieke-guenther-hat-den-entspanntesten-job-der-welt-a-1274113.html



https://www.diekesnorderney.de/über-mich/



https://www.facebook.com/norderney/


Ach, wie romantisch. Ich nehme meine oder die vom Auftraggeber gestellte Kamera in die Hand und schieße einfach einige dieser Fotos, stelle sie dann ins Netz, schreibe dazu ein paar Sätzchen - Fertig, Aus, Schluss?

Nee, dann bleibe ich doch lieber hier. Einen blutroten Sonnenuntergang kann ich auch hier erleben. Gentrifizierung gibt es ebenfalls, teure Fressbuden, Boutiquen und Abzocke bei Eintrittsgelder / Kurtaxe ebenso.

Und zudem müsste ich bei diesen Job befürchten, dass mir lieber die Finger an meinen beiden, bald 66 Jahre alten Flossen, abfaulen, ehe ich diesen Lobhudel - Quatsch, den ich auch noch mit meinem Namen versehen muss, für immer ins Netz stelle.

Kein Sonnenuntergang ab Mitte September auf Norderney, also.
Ich bin da lieber Ostseebesucher!


" Mountain " - " Blood Of The Sun " - 1970:






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?