Auf Wiedersehen, Ostsee!



Am letzten Freitag war unser letzter Urlaubstag. Wir wollten bereits einen Tag früher aus Prerow abreisen. Nicht, weil es uns dort nicht gefallen hätte, nein, ganz im Gegenteil, es war ein überwiegend erholsamer Aufenthalt im Ostseebad. Sonne, Strand, Fahrradtouren, Regen, Wind, hungrige Möwen, leckerer Fisch, zwei Mal eine verstopfte Toilette. Für jeden Durchschnittsurlauber wäre auch etwas dabei gewesen.

So fuhren wir gegen 12.30 Uhr in Richtung der einstigen Heimat, um hier den abtrünnigen Mainkater abzuholen. Dr. Navi führte uns dabei auf einen anderen Rückweg. Nicht über Ahrenshoop, Wustrow und Dierhagen, dorthin, wo am nächsten Tag Tausende Fahrzeuge durchfahren werden, weil ihre Lenker sie entweder in Richtung der Unterkünfte führen wollen oder aber auch zurück zum eigenen Wohnort.

Eine wahre Völkerwanderung setzt dann ab 10.00 Uhr ein. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sind die gemieteten Unterkünfte zu verlassen, weil die nächsten Gäste sie bereits gebucht haben. Ein fliegender Wechsel. Der Mensch, somit auch der Urlauber, ist ein Gewohnheitstier. Er richtet sich sehr oft - leider viel zu oft - nach seinen Artgenossen. Was sie tun, tut er dann auch. Deshalb stauen sich Tausende Fahrzeuge an jedem Abreise, Samstags ab 10.00 Uhr bis zu dem Autobahnzubringer in Rostock. Eigentlich klingt es paradox, dass die Abreisenden nun just zum selben Zeitpunkt losfahren wollen, obwohl sie beinahe den gesamten Tag zur Abfahrt zur Verfügung stehen haben.

Dieses wurde jedoch in zweierlei Hinsicht an jenem Freitagmittag nicht unser Problem. Wir fuhren ja nicht am Samstag zurück und zu nutzen zudem eine andere Route, nämlich die über Barth. Deshalb kamen wir auch zügig voran. Doch auf dem östlich Berliner Ring, der A 10, wurde es am Nachmittag nicht nur voll, sondern es waren eine Vielzahl von Baustellen, die uns jede Menge Zeit kosteten.

Deshalb erreichten wir die Peripherie der " Alten Heimat " erst gegen 17.00 Uhr und verabschiedeten uns dort bei unseren Ex - Nachbarn, ohne den abtrünnigen Kater mitnehmen zu können, zirka 1 1/2 Stunden später. " Felix " wollte sich nicht einbayern lassen. So werden wir einen dritten Versuch starten, um den leidenden Kater doch nicht in die Transportbox hinein zu bekommen.

Einen Tag später, braun gebrannt, gut erholt und voller Schaffenskraft, ging es zur Tagesordnung über. Der Abfluss im Keller war immer noch verstopft, die vielen Grünpflanzen mussten wieder an ihren Platz, die beiden übrig gebliebenen Katzen hatten Nachholbedarf in Sachen Kraul - und Streicheleinheiten.
Es gab viel zu tun; packen wir es an!

Meine bessere Hälfte plante schon den nächsten Ostseeaufenthalt für 2020. Sie stellte bereits jetzt bei einigen Vermietern Anfragen für drei Wochen Urlaub. Wenn es möglich wäre, wieder im Juni. Der jetzige Vermieter antwortete ihr. Er hat die Verwaltung und technische Betreuung seiner Objekte an eine Firma in Prerow abgegeben. Er sei eben nicht jünger geworden und schaffe es nicht mehr. Dass nunmehr die Preise höher geworden sind, ist die logische Konsequenz aus diesen Umständen.
Mal sehen, ob wir wieder bei ihm mieten.

Es gibt ja mehrere Tausend Anbieter auf dem Darß und jährlich werden es mehr. Bei unseren Exkursionen konnten wir es sehen; es wird viel gebaut. Der Tourismus boomt auf der Halbinsel Fischland - Darß - Zingst. Das ist hier erfreulich. Schließlich gibt es außerhalb dieses Wirtschaftssektors nicht mehr sehr viele Alternativen, wo die Einheimischen ihre Brötchen verdienen können. Der regionale Fischfang ist nahezu weggefallen. Der Bootsbau auch. Der Grenzschutz  von damals, natürlich ebenso.
Was bleibt demnach noch?

Immerhin hat die einzigartige Landschaft, eine wunderbare Kombination aus Land, Meer, Dünen, Wald, spezieller Vegetation und Zivilisation, längst den Status des Weltkulturerbes erhalten. Wer je diesen Teil Deutschlands besucht hat, kann dieses nachvollziehen.

Bei der Rückfahrt erinnerte ich mich an die schwadronierende Einlage eines Sachsen, den wir zufällig am Strand von Dierhagen trafen. Im Adamskostüm, ´ne Flasche " Rotkäppchen " - Sekt in der rechten Hand und seine - mutmaßlich frisch - Angetraute an der linken Seite, gab er lauthals zum Besten, dass der Darß, das Sylt des Ostens sei und es gut wäre, dass der " Wessi " dieses noch nicht erkannt habe.

" Das Sylt des Ostens "?, dachte ich schon damals. Wenn der Piefke wüsste, was er damit für einen hinkenden Vergleich zieht. Die Insel Sylt ist zu einer Massentourismus - Kloake verkommen.
Deshalb: " Sylt des Ostens " - niemals!
Würde es so kommen, wäre unser Ruf:

" Auf Wiedersehen, Ostsee! "
 


 Sinead O´Connor  - " Nothing Compares 2 U " - 1990:






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