Lost Places - Das GST - Lager in Prerow; Eine Schade für das Seebad!

Eher zufällig führte mich mein ungebrochener Trieb, ein wenig DDR - Geschichte zelebriert zu bekommen, heute Nachmittag zu einem Ort, den ich zuvor nur durch einen längeren Strandspaziergang in Erinnerung hatte. Es waren einige Holzbauten, die nur beim näheren Hinsehen vom Darßer Strand aus sichtbar werden.

Irgendwie zwischen den schützenden Dünen, deren Betreten - völlig richtig - verboten ist, einem der
vielen Strandaufgängen und den dahinter liegenden Häusern, lagen sie, die verlassenen, vergessenen und leider, leider, verwahrlosten Bauten aus DDR - Zeiten.

So 30 Jahre nach der so genannten Wende, könnte ein unbedarft denkender Wessi, der von dem anderen Teil Deutschlands, der sich Deutsche Demokratische Republik nannte, nicht viel - zumeist aber überhaupt nichts - wusste, die durchaus nachvollziehbare Meinung haben, dass aus der vormals maroden DDR ein längst erblühter Teil Deutschlands geworden sein muss. Schließlich sind seit der Wiedervereinigung von vor bald 29 Jahren mehr als 2 Billionen Euro ( in Zahlen: 2.000.000.000.000 ) hinein geflossen. Ob nun immer sinnvoll, weniger erforderlich oder gar in den Sand gesetzt, kommt jeweils auf die Sichtweise des Betrachters an.

Die Schwarzen um den Oggersheimer Bundeskanzler klopften sich dennoch permanent auf die Schultern. Die Kohle, die der hierzu in die Steuerwelt eingeführte Solidaritätszuschlag in die Kassen des Fiskus eingesammelt wurde, erbrachte zumindest auch vielen Westdeutschen erhebliche Vorteile. Auch wenn der einfach denkende Ruhrpöttler das nicht unbedingt so sehen möchte und nach wie vor die irrige Meinung vertritt, der damals ungeliebte " Birne " habe nur ihm, also dem Westdeutschen, die Knete für den versprochenen Aufbau Ost, mittels " Soli " aus dem Geldbeutel gestohlen, während der - mutmaßlich - Alimentierte Bruder jenseits der einstigen Zonengrenze, die jetzt in die Westwelt los reisende Schwester aus Sachsen, jene Zwangsabgaben nicht ablöhnen muss. Ein gepamperter Bevölkerungsteil kann ja wohl nicht selbst dafür Geld abgeknöpft bekommen, dass er von den Wohltaten des Kapitalismus ab sofort partizipieren darf?

Diese und weitere Unwissenheiten, gepaart mit immer wieder aufgewärmten Vorurteilen über die, zudem auch noch undankbaren Ostdeutschen, führen auch heutzutage noch zu einem Zerrbild über die östlichen Bundesländer. Die zum Beitrittsgebiet erklärte DDR war nicht nur ein absoluter Sanierungsfall. Vielmehr kamen sehr viele, durchaus als angenehm zu bezeichnende Dinge, bei der Wiedervereinigung auch dem Durchschnitts - Wessi zugute. Ob mit seinem Geld, dem " Soli ", bezahlt oder nicht, spielt eigentlich keine so große Rolle.

Doch für viele - längst ernüchterte - Deutsche ist das " Beitrittsgebiet " inzwischen zu einem Fass ohne Boden, einem ewig währenden Pflegefall, zu einer Dauerbelastung für den westdeutschen Wohlstandsbürger geworden. Deshalb haben sich immer noch viele Wessis einen Besuch oder
er gar einen Urlaub erspart. Mit Deutschen , die sich vielleicht selbst in die zweite Klasse eingeordnet haben, möchte der unwissende Westdeutsche nicht unbedingt etwas zu tun haben?

Wie dem auch sei, einige Errungenschaften des sozialistischen Vaterlandes konnten die in der DDR Geborenen sich erhalten, ohne dabei gleich in Ostalgie zu verfallen. Dazu zählen allerdings nicht die vormals staatlicherseits unterhaltenen Gebäude, deren Billigbauweise zwar zweckdienlich war, die heutzutage jedoch dem üblichen Standards nicht einmal mehr ansatzweise entsprechen.


Häufig gammeln jene Bauten aus der DDR - Vergangenheit vor sich hin. Sie sind verfallen, verkommen, verlassen. Oft stellen diese Gebäude ein unansehnliches Relikt aus jenen Tagen dar, in denen sie noch regelmäßig und mindestens saisonal von Menschen genutzt oder bewohnt waren.

Dazu zählen wohl auch die Erholungsanlagen diverser DDR -
Organisationen.
Die eingerichteten Pionierlager, genauer gesagt: das Zentrale Pionierlager ( ZPL ) sind solche Einrichtungen, die vormals in der DDR eine durchaus bedeutende Rolle besaßen. Nimmt der neutrale Betrachter das ideologisch, para - militärische Brimborium mal beiseite,so kommt diesen Einrichtungen ein gewisser Erholungswert und ein, den Gemeinschaftssinn fördernder Charakter zu.

Solche Anlagen waren auf dem gesamten Staatsgebiet der DDR verteilt. Da der gemeine Ostdeutsche in seinen Reisemöglichkeiten stark eingeschränkt wurde, war der Besuch eines dieser Pionierlager ein sehr willkommene Abwechselung für Kinder und Jugendliche.



.https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrales_Pionierlager


Zirka 30 Jahre nach dem Untergang, der DDR, nachdem das ideologische Fundament sich binnen weniger Monate in Wohlgefallen auflöste, der Ausverkauf beinahe sämtlicher Betriebe eingeläutet war, wurden auch jene - durchaus sinnvollen - Einrichtungen abgewickelt. Wohl ausgehend davon, dass eine erzwungene Schulung des Nachwuchses im Umgang mit und gegen den einstigen Klassenfeind obsolet geworden war, erkannten die - alsdann zuständigen Landesregierungen - die Erforderlichkeit derartiger Einrichtungen nicht mehr.

Die Tore, Türen und Pforten dieser Lager schlossen sich sodann; und zwar für immer. Zurückblieben sukzessiv verfallene Gebäude, Anlagen und Plätze, auf sowie an denen sich die Natur jenen Freiraum zurück holt, der ihr zuvor von dem Menschen abgeknöpft worden war.

Lost Places, eben!

Als ich mich langsam dem verlassenen Gelände, den verfallenen Bauten und mit allerlei Grünzeug überwucherten Anlagen näherte, schoss ein schwarzer, mittelgroßer Hund um die Ecke. Er schaute mich eher misstrauisch an, weil er sofort spürte, dass ich vor ihm weder Angst hatte, noch für ihn selbst eine Bedrohung war. Sekunden später erschien eine dunkelhaarige Frau. Es war die Halterin und forderte von dem Rüden, dass er zurück kommen möge.

" Ach, lassen `se mal! Ich hatte selbst einen großen Hund! " Die Dame lächelte freundlich. Wir kamen sofort ins Gespräch.
" Wissen Sie, was das hier früher einmal war? ", stellte ich ihr die mich brennend interessierende Frage.
" Ja, ein Schulungslager für Kinder. ", antwortete sie mir.
" Es sieht hier furchtbar aus. Seit 10 Jahren, seit dem wir hier her kommen, ist das so.", fügte sie hinzu.
Danach waren wir uns beide einig, dass diese Gebäude abgerissen werden sollten und der Platz irgendwie anders genutzt werden kann.

Doch die Gemeinde Prerow, der Landkreis Vorpommern - Rügen, das Bundesland Mecklenburg - Vorpommern ist finanziell klamm. Geld dafür wird wohl deshalb nicht vorhanden sein. So gammelt die Anlage vor sich hin. Verfallene Gebäude, vergessene Orte - Lost Places!

Ein absoluter Schandfleck auf dem wunderschönen Darß! Muss das sein? Ich rezitiere den verstorbenen Bimbes - Kanzler Kohl hier immer wieder sehr gerne, der " blühende Landschaften " versprach. Ja, gut, ich sach`ma` : Es trifft wohl auch zu einem gewissen Teil zu. Immerhin sind 2 Billionen Euro in 29 Jahren kein Pappenstiel.

Doch, es gibt eben immer noch solche Plätze.



" Grand Funk Railroad " - " I´m Your Captain " - " Closer To Home " - 1970:

















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