Hungrig durch Stockholm
Im vorletzten " SPIEGEL" des bald dahin scheidenden Jahres 2019 findet sich auf der Seite 109 ein retrospektivischer Beitrag von Elke Schmitter, die sich hierin zu der offiziellen Nobel - Preis - Verleihung in der schwedischen Stadt Stockholm äußert. In ihrem typischen, angenehm zu lesenden Stil beschreibt die Journalistin, wie die handverlesenen Anwesenden sich bei dem Verleihungszinnober, so ganz nebenbei, einigen edlen lukullischen Genüssen hin geben durften. Dem Leser des Beitrags könnte mit jedem Wort das Wasser im Munde zusammenlaufen:
- Kabeljau mit Advocado Zehen und Finger
- Kalixrogen von einem Gurkenbeet
Da kann der Außenstehende nur große Augen machen. Und deshalb erinnerte ich mich beim Lesen des Beitrags an jene Erlebnisse, die meine bessere Hälfte während der EU - Jahrestagung 2009 in Stockholm mit nach Hause brachte. Das Gastgeberland Schweden bat im herbstlichen Stockholm zu Tisch, besser ausgedrückt: In einem Betonbau wurde für 900 angemeldete Personen bei Dauerbeschallung in Form von " ABBA " - Oldies zum " Gala - Dinner " gebeten.
Die musikalische Untermalung war als " ABBA " - Endlosschleife bereits eine Zumutung. Doch dieses wurde noch von dem groß angekündigten " Gala - Dinner " getoppt. Es bestand aus Berge weise furztrockenen Seelachs, garniert mit einigen, eher uninspiriert hin legten Blättern von einst grünem, jedoch dann leicht angegilbten Salat und lieblos abgetrennten und zudem Beton harten Weißbrotscheibchen.
Summa summarum bewertet: Die absolute Zumutung.
Nachdem sich das geladene Fußvolk an dem kargen Büfett nicht satt essen konnte, kam - den eigentlichen Skandal verschärfend - noch dazu, dass jeder Anwesende nur drei Talons für dann insgesamt drei Getränke der eigenen Wahl verzehren durfte; danach war Feierabend.
So strömten Massen zu dem Mc Donald´s Fraßtempel an der Kungsgatan 4, wo es zu horrenden Preisen ( Ein Big Mäc kostete umgerechnet etwa 8 Euro ) zumindest Fast Food zum Sattwerden gab.
Die Geladenen waren zwar von den Preisen nicht erbaut, doch die Alternative hieß sodann hungrig durch die schwedische Großstadt zu tingeln und sich die endlosen Vorträge bei den diversen Treffen mit knurrenden Magen anzuhören.
Da hatten es die eitlen Selbstdarsteller bei der Preisverleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises an den umstrittenen Schriftsteller Handke einfacher. Sie bekamen im noblen Ambiente eine luxoriösere Variante der schwedischen Gastfreundschaft kredenzt. Den vor der Eingangstür verweilenden, teilweise sehr weit angereisten Protestierenden erging es indes noch schlechter als jenen EU - Freunden von einst; also vor 10 Jahren, damit auch meiner besseren Hälfte: Sie bekamen überhaupt nichts in die Kiemen. Keinen brettharten und staubtrockenen Lachs, schon gar keinen Kabeljau und auch Kalixrogen wurde denen draußen vor der Tür, im kalten, dunklen Stockholm angeboten.
Selbst die " ABBA " - Dudelei blieb in diesem Fall stumm.
Letztes Jahr verweigerte sich Bob Dylan zunächst dem Nobel - Zirkus. Er erschien dann doch und hielt mutmaßlich eine abgekupferte Rede. Aber selbst er musste garantiert nicht hungrig durch die stock - dunkle, kalte Großstadt in Schweden gehen.
UFO ÖVER LAPPLAND - Lemmy On The Beach - 2016:
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