Kirchenbesuch



Am Freitagabend war ich nach mehr als 28 Jahren wieder in einer Kirche. Den letzten - dann offiziellen - Besuch musste ich anlässlich der Taufe meiner Tochter über mich ergehen lassen. Danach waren es lediglich Stippvisiten, so wie der in der Dresdner Frauenkirche oder jenen, während unserer Darß - Urlaube.

Unsere älteste Enkeltochter hatte uns gebeten, doch an dem Weihnachtssingen in der Trinitatiskirchengemeinde in Oberschleißheim teilzunehmen.

Gesagt, geschrieben, getan.

Wir waren spät dran - zu spät, denn diese Veranstaltung begann bereits um 19.00 Uhr. Da hatte sich der Enkel um eine glatte Stunde vertan. So gab es in der bereits vollen Kirche nur noch Stehplätze und zudem ein halbes Programm.

Das Gymnasium in Unterschleißheim bot den Anwesenden - zumeist Angehörigen - ein Potpourri aus überwiegend englisch - sprachigen Liedern. Dazwischen war ein Bläser - Quartett der Schule zu hören.

Das eher schlicht gehaltene evangelische Kirchengebäude des Ortes bot hierzu das passende Ambiente. Und - was mich besonders erstaunt hat - es hat eine exzellente Akustik. das muss nicht immer und überall so sein. An jenem frühen Freitagabend indes, konnte selbst wir als Zuspätgekommene noch einige, der zuvor einstudierten Lieder, in der hinteren Ecke des Gebäudes gut verstehen.

Viel Fleiß, Mühe und Zeit waren zuvor von allen Beteiligten - besonders den drei Musiklehrern - dazu eingebracht worden, um dieses Konzert auf die Beine stellen zu können. Die Besucher dankten es mit kräftigen Applaus. Ihnen hatte es offensichtlich genauso gefallen, wie uns.

Vor einigen Tagen las ich auf der Seite irgendeiner Online - Zeitung, dass auch in diesem Jahr immer weniger Kirchenbesucher verzeichnet worden seien. Das mag viele Gründe haben. Für mich liegt es vornehmlich daran, dass die Amtskirchen sich von mittelalterlichen Ritualen und jenen Dogmen aus diesen Zeiten nie so richtig befreit haben. Zwar gibt es zwischen den beiden großen, christlichen Glaubensrichtungen immer noch erhebliche Unterschiede, doch jene negativen Aspekte aus dem klerikalen Umfeld, die längst in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert werden, von den Kirchenoberen nicht offensiv angegangen und aufgearbeitet werden, muss die christliche Kirche insgesamt mit einem weiteren Rückgang in der gesellschaftlichen Akzeptanz leben.

Dem entgegen können nur solche Veranstaltungen, wie diese am letzten Freitag stehen. Kirche und Glauben sind nicht Selbstzweck der sie angeblich vertretenen Menschen, die sich nach einem sehr langen Studium dazu berufen fühlen, sondern müssen Teil der Gesellschaft sein.

Da mögen die in beinahe sämtlichen Gremien irgendwelcher Institutionen sitzenden Kirchenvertreter ihren vorhandenen Einfluss geltend machen, um zu erreichen, dass die Öffentlichkeit Kirche als solche stärker wahr nimmt; da mögen so viele Wortbeiträge in den Radiostationen der der Öffentlich - Rechtlichen gesendet werden, da mögen Autobahnbrücken, Schulen oder andere öffentliche Bauwerke durch Kirchen gesegnet / eingesegnet werden, so oft und so lange es den Politikern beliebt, es bleibt hierbei lediglich ein Ritual, eine leere Hülle, die nur dann mit Inhalt gefüllt werden kann, wenn Menschen dahinter stehen.

Bei den kirchlichen Sendungen in den öffentlich - rechtlichen Kanälen schalte ich regelmäßig um oder drehe den Ton ab; das von politischer Seite mit inszenierte Brimborium rund um Schuleinsegnungen und ähnlichen Tinnef lehne ich kategorisch ab und die eine Kirche gehe ich nur, wenn es solche Anlässe gibt wie jenes Konzert am Freitagabend in Oberschleißheim.



WALLY - What To Do - 1974:







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