Winterherz - Ein Fernsehfilm, der die Lebenswirklichkeit zeigt.



Wenn die beiden Dickschiffe auf dem TV - Sektor zu ihren " Film der Woche " oder dem " Fernsehfilm am Mittwoch " einladen, sehen die Quoten von ZDF und ARD sehr passabel aus. Schließlich gibt es hier so eine Art von Vertrauensvorschuss auf eine qualitativ akzeptable

Dieses Attribut darf sich der ZDF - Fernsehfilm " Winterherz " alle Male ans Revers heften. Er zeigt in vielen Passagen nahezu ungeschminkt die Lebenswirklichkeit in diesem, unserem, ach so zersplitterten " Vaterland ".

Mit erfrischend jungen Gesichtern und eher unverbrauchten, weil nicht ständig über den Flat Screen hoppelnden Schauspielern, gibt diese Produktion nimmt - vielleicht sogar alltäglichen - Fall zum Anlass, um nicht nur nebenbei, in das Seelenleben der gezeigten Menschen hinein zu blicken.

Es geschieht in einer frostigen Winternacht, eher an einem kalten Wintermorgen, als ein aus einer nahe gelegenen Diskothek kommender, stark betrunkener, junger Mann von einem PKW angefahren wird. Am Steuer des Fahrzeugs befindet sich ein Richter, der mit seiner Frau zusammen von seinen Eltern kommt. Auch der PKW - Fahrer ist alkoholisiert. Er hatte zuvor mehrere Glas Rotwein getrunken. Auch die Beifahrerin ist nicht nüchtern.

Es war ein " Anstandsbesuch ". Beide Eltern wohnen abgelegen von der nächst größeren Stadt Augsburg, auf dem platten Lande. In der Pampa also, wo sich Fuchs und Hase nach dem Dunkel werden Gute Nacht sagen. Hier existiert zwar eine Buslinie, die ihren Betrieb allerdings in den Abendstunden einstellt und erst morgens wieder aufnimmt. Hier ist der berühmte Hund begraben.
Und außer einer Großraum - Diskothek scheint es wenig Freizeitmöglichkeiten für die dort lebende Jugend und die jüngeren Einwohner zu geben.

Der Bruder des Unfallopfers ist Polizist. Er verabschiedet sich von dem 17jährigen in der Disco, weil er bei seiner Freundin übernachten möchte. Er lässt ihn quasi im betrunkenen Zustand allein.     

Der betrunkene Richter versucht den Unfall herunter zu spielen. Er fährt den 17jährigen zu einer Bushaltestelle und setzt ihn dort aus. Der Junge verstirbt später. Zunächst wird angenommen, er sei erfroren. Der Gerichtsmediziner stellt indes später fest, dass ein Leberriss und massive innere Blutungen in Folge dessen, die Todesursache waren.
Was danach filmisch abgearbeitet wird, muss der Zuschauer in die Kategorie zwischenmenschlicher Interaktion einfügen. Die Eltern des Verstorbenen,die an dem Tod ihres Kindes zu zerbrechen drohen; die sich mit Selbstvorwürfen belasten. Auch der Bruder gerät zusehends aus der Spur. Selbst die weitläufigen Nachbarn, in deren Garten der junge Mann bei seinem Weg aus der Diskothek randalierte, machen sich Vorwürfe.
Der Bruder nimmt nach der Beerdigung selbst Ermittlungen auf, um den Unfallfahrer dingfest zu machen und ihn einer Bestrafung zuzuführen.

Über die immer mehr verunsicherte und voller Schuldgefühle stehende Ehefrau des Richters, die er zufällig am Grab seines Bruders trifft, gelingt es dem Polizisten bald, den Unfallfahrer zu ermitteln.
Was zunächst wie ein Rachefeldzug aussieht, schwächt sich dann bei dem hinterbliebenen Bruder sukzessive wieder ab. Dabei spielt die kurze Affäre mit der Ehefrau des verantwortlichen Todesfahrers auch eine gewisse Rolle.

Der Film gibt das Gefühlsleben aller Beteiligten ohne damit klischeehaft zu werden, gut wieder.
Er zeigt aber auch auf, dass eigentlich jeder Autofahrer zu einem unbestimmten Zeitpunkt in eine ähnliche Lage kommen könnte. Niemand von der Vielzahl an Fahrzeuglenker kann eine solche Situation kategorisch ausschließen.
Das macht den Fernsehfilm " Winterherz " gerade interessant.



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