Oskar hat Freigang
Vor 10 Tagen hat meine bessere Hälfte von einem Tierschutzverein einen zweiten Kater geholt. Naja, ich war da eher skeptisch, denn zwei Katzen sind vielleicht doch genug. Frau und Mann werden auch nicht jünger. Doch der Kater zeigte sich in den Tagen danach als sehr, sehr umgänglich. Was bedeute: Er ist pflegeleicht, hat einen gesunden Appetit und damit auch kein Mäkler. Meine zu Beginn vorhandene Grundskepsis verflog mit jedem Tag, an dem " Felix ", der bei uns jetzt aber " Oskar " heißt, sich als vollends sozialisiert zeigte. Und dieses, obwohl er sich zunächst an die Gepflogenheiten der beiden " Oldies " in unsrem Haushalt anpassen musste.
Die zeigten sich nämlich von dem Neuzugang äußerst genervt. Immer wenn " Oskar " auftauchte, traten unseren beiden älteren Katzen den Rückzug an. Störte er sie gar beim Fressen, Schlafen oder Putzen, wurde der Neue erstmal durch ein wildes Fauchen angegangen. Nein, beide Altkatzen waren " not amused " über den Zugang aus dem Bundesland Baden - Württemberg.
Nach einigen Tagen beruhigte sich die Szenerie ein wenig. " Oskar " war bereits als Mitglied der Familie mit Einschränkungen angenommen worden. Wenngleich die Rangfolge stets klar erkennbar blieb. Der Neue hatte sich den beiden Älteren unterzuordnen. " Oskar " kuschte, obwohl er bereits mindestens um die Hälfte größer war als diese.
" Oskar " buhlte um die Gunst der beiden andren Katzen. Er antichambrierte bei " Diego ", indem er fast jämmerlich klingende Laute von sich gab und sich vor dem älteren Kater abduckte. Er schlich jeweils hinter einer der Katzen her, um auf sich aufmerksam zu machen. Doch all seine Bemühungen blieben zunächst ohne Erfolg. Irgendwie tat er uns leid. Aber, da Katzen ja Rudeltiere sind und sich beim Freigang regelmäßig treffen, waren wir davon überzeugt, dass der junge Kater nach einiger Zeit in die Gemeinschaft aufgenommen wird.
Das Zusammenleben funktionierte von Tag zu Tag besser.
Gestern Abend nun, stand " Oskar " vor der Balkontür und jammerte leise vor sich hin. " Oskar " wollte nach draußen, dorthin, wo die Freiheit, das Abenteuer lockte, wo er etwas erleben konnte. Ich öffnete die Tür und ließ " Oskar " nach draußen.
Er verließ den Balkonbereich. Dann untersuchte zunächst unseren Garten. Schnuppernd bewegte er sich vom Kellerbereich zum Zaun und von dort in Richtung Gartenausgang. Dann verschwand " Oskar " bei den Nachbarn. Als ich die kleine Taschenlampe geholt hatte, konnte ich ihn nicht mehr entdecken. " Oskar " war verschwunden. Er hatte sich seinen Freigang genommen.
Ein wenig besorgt unterhielten wir uns am Abend noch darüber, wie es uns mit den anderen Katzen damals ergangen war. Auch sie wurden schnell zu Freigängern. Und auch sie waren längere Zeit nicht mehr zu sehen, ehe der Hunger sie zurück in ihr Heim trieb.
Heute Morgen gegen acht Uhr ging ich wieder zur Balkontür. " Oscat " stand davor und wunderte sich ein wenig, dass diese jetzt verschlossen war. Die Nacht war kalt, so um die - 4 ° C; der Morgen begann sehr laut, denn ab sieben Uhr fuhren auf dem benachbarten Bauplatz schwere Fahrzeuge hin und her. Kein gutes Umfeld, um sich auch weiterhin draußen aufzuhalten.
" Oskar " kam vom Freigang zurück. Er hatte vorerst genug erlebt. Bis heute Abend, dann hat " Oskar " wieder Freigang.
BLAND BLADEN - Pa° Grön Kvist - I Grevens Tid - 2003:
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