Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich, der Zinnsoldat und der Deutsche Soldatensender auf einer C 60 Kassette von " Neckermann ".


 Als ich ab Mitte der 1960er Jahre mich nach und nach für Beatmusik zu interessieren begann, waren die Möglichkeiten jene einst hierzu aufspielenden Band im Radio hören zu können, sehr begrenzt. Allenfalls über die " BRAVO " - Hitparade von Radio Luxemburg oder den " Beat Club " im " Ersten Fernsehprogramm gab es diese Musik zu hören. Dann und wann streute auch der NDR einige Musiktitel aus jenem Genre in sein Programm ein. Später folgte dann die " Internationale Hitparade " bei NDR 2.

Dann gab es noch den " Deutschen Soldatensender ( DSS ) ", den ich regelmäßig über eine Mittelwellenfrequenz empfangen konnte. Dieser Sender wurde zu Propagandazwecken in der Nähe von Magdeburg aufgebaut und ließ sich deshalb auch im westlichen Teil Niedersachsens relativ gut auf der Skala des elterlichen Kofferradios einstellen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Soldatensender_935

Irgendwann ab den späten 196oer Jahren bekam ich dann auf der Frequenz 935 des damals sehr teuren Kofferradios der Marke " ITT Schaub Lorenz " jene, dumpf dröhnenden Paukenschläge um die Ohren gehauen:


Die Anzahl sowie die zeitliche Dauer der dabei empfangbaren Sendungen war sehr begrenzt. Es waren jeweils vier Sendeeinheiten, die das Propagandakonstrukt dem Hörer im feindlichen Westen täglich kredenzen durfte:

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Soldatensender_935#Programm

Die zeitliche Begrenzung des Programmeinheiten war - was ich damals nicht wissen konnte, denn im " Goldenen Westen " wurde hierzu nahezu nichts öffentlich verkündet - der " DSS " musste sich mit dem ebenfalls in Burg bei Magdeburg installierten Propagandasender " Deutscher Freiheitssender 904  ( DFS ) ", die technischen Anlagen und Gebäude hierzu teilen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Soldatensender_935#Geschichte

Letzterer zählte nicht zu meinen damaligen Favoriten. Hier waren nämlich zu viele Wortbeiträge in den Sendungen verankert, die mich nicht nur schon allein wegen ihrer propagandistischen, hetzerischen und damit desinformierenden Grundrichtung überhaupt nicht interessierten. 

Ich suchte nämlich nur nach hörbarer Musik. Und die gab es beim " DSS ", der sich einen poppigen, jugendlichen, modernen Mantel übergezogen hatte, um damit jene Altersgruppe anzusprechen, die beim " bösen " Klassenfeind ausgebeutet sowie damit auch systemisch unterjocht werde. Okay, die Propaganda war damit die eine, die unangenehme Seite jenes Senders, die andere aber, war für mich als " Musik - Junkie " ausschlaggebend, denn hier durfte ich - wenn auch in eher bescheidener Qualität, dazu nur in " Mono " - jene Musiktitel genießen, die mir von den Öffentlich - Rechtlichen in deren biederen Standardprogrammen verweigert wurden.

Tja, einen großen Teil meiner einstigen Musik - Favoriten durfte ich jedoch, wenn auch in stark eingeschränkter Weise bei dem Propaganda - Sender " DSS " hören. So saß ich zu den Mittags - und Abendsendungen an dem " ITT Schaum Lorenz " - Kofferradio der Eltern und lauschte verzückt den, selten störungsfreien Klängen, die von Burg bei Magdeburg über den Äther aus dem Mono - Radio quäkten. Die klangliche Qualität der Musikstücke der " Beatles ", der " Troggs ", der " Kinks " oder von Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich war äußerst bescheiden. Nur an jenen Tagen, an denen der DDR - Sender nahezu rausch - und knatterfrei zu empfangen war, wagte ich es mit dem tragbaren Kassettenrekorder, der über ein im Korpus integriertes Außenmikrophon verfügte, jene Lieder aufzunehmen. 

Das gelang mir tatsächlich, auch wenn der für 149 DM  Jahr 1967 oder 1968 von mir über den " Neckermann " - Versand erworbene Rekorder schon bald seine technischen Tücken offenbarte, konnte ich tatsächlich einige Pop - Titel auf die C 60 Kassette bannen.

 Weil mein finanzielles Budget für den Nachkauf von Kassetten äußerst begrenzt war, musste zunächst eine einzige C 60 Kassette für meine Bedürfnisse nach Beatmusik herhalten. Erst später kaufte ich mir bei Neckermann weitere C 90 Kassetten. Diese Tonträger waren einst teuer und zudem qualitativ nicht besonders verarbeitet. Die Technik war eigentlich aus den Kinderschuhen entwachsen, dennoch gab es ständige Probleme mit der Zuverlässigkeit der Kassetten. Vor allem die dünneren C 90 - Bänder wickelten sich regelmäßig um die Spindel der Vor - und Rücklaufeinheiten. Es gab alsdann den sattsam bekannten und verfluchten " Bandsalat ".

Die Kassetten mussten mühsam aus dem Gerät entfernt , dann händig aufgespult werden und die zerrissenen oder zusammen gedrückten Bandstücke heraus geschnitten, mittels eines Spezialklebebandes zusammengesetzt und dann wieder eingespult werden. Eine mühsame Arbeit, bei der ich so manches Mal wild fluchend versuchte, die zerknitterten Bändern einigermaßen wieder gangbar zu machen.

Dabei ging natürlich die ohnehin schon eher mäßige Aufnahmequalität weiter in den Keller, denn die knitterigen Bandabschnitte waren beim erneuten Abspielen deutlich zu erkennen. Die Musik klang hier anders, sie leierte dann häufig oder es fehlten zudem ganze Passagen eines Titels. Meinem Enthusiasmus taten solche Erlebnisse indes keinen Abbruch. Ich saß auch weiterhin vor dem Radiogerät und hatte sogar ein Überspielkabel besorgt, was die Mikrofonaufnahme ersetzten.

Nur bei den Aufnahmeversuchen zu der gespielten Musik im DSS zog ich das eingebaute Mikro wieder aus dem Chassis des Kassettenrekorders.

So gelang es mir dann tatsächlich eine Reihe der aktuellen Hits aufzunehmen. Darunter waren:


Dave Dee, Dozy, Mick & Tich mit " Zabadak "  ( 1967 )



The Troggs  und " Love Is All Around  " ( 1967 ) :

 



The Small Faces - Tin Soldier  - ( 1967 ) :




The Rolling Stones  -  Let Spend The Night Together  (  1967 ):



Procol Harum  -  A Whiter Shade Of Pale  - ( 1967 ):



The Monkees  -  Day Dream Believer  -  ( 1968 ) :





The Move mit  Flowers In The Rain  (  1968 ):



 
Nancy Sinatra & Lee Hazelwood  -  Jackson  ( 1967 ) :





The Creation  -  Painterman  -  ( 1967 ):






 John Fred & His Playboyband  -  Judy In The Sky  ( with Glasses ) aus dem Jahr 1968:





The Crazy World Of Arthur Brown  -  Fire, ebenfalls aus 1968:







 Nach exakt einer halben Stunde Musik war das Band jedoch zu Ende, die Kassettenseite bespielt. Ich musste, wollte ich weiter aufnehmen, die Kassette aus dem Rekorder heraus nehmen und umdrehen. Schwierig wurde dieses Prozedere dann, wenn das Tonband während der Aufnahme endete. Das Musikstück wurde dadurch kastriert.

Es gab aber auch weitere technische Probleme. Die Plaste - Kassetten waren nicht Hitze beständig und konnten sich deshalb, so zum Beispiel bei direkter Sonneneinwirkung verformen. An ihrer Rückseite befanden sich zwei Einsparungen im Korpus, die beim Eindrücken abbrachen und dazu führten, dass die Kassette nicht mehr bespielt oder überspielt werden konnte ( Aufnahme - und Löschstopp ). Diese - eher sinnvolle Einrichtung - ließ sich jedoch leicht überbrücken, in dem über die Lücke ein Stück " TESA " - Film geklebt wurde.

Der absolute " Super - Gau " war aber der " Bandsalat ".

Auch das Gerät selbst hatte technische Mängel. Der Aufnahme - sowie Abspieltonkopf verschmutzte nach einiger Zeit. Die Aufnahmen klangen deswegen dumpf und meistens zu leise. Auch die mechanischen Teile des Kassettenabspielgerätes waren nicht auf Dauerbetrieb eingerichtet. Die Transportrollen nutzten sich ab. Damit war das gleichmäßige Abspielen des Bandes nicht mehr gewährleistet. Die aufgenommenen Musikstücke klangen alsbald grauenhaft, denn beim Abspielen leierte das Band. Dementsprechend hörten sich auch die Aufnahmen an.
Leiern, eiern, verschmutzt ... usw.

Zum Schluss seines nur kurzen, irdischen Daseins, streikte dann der kleine Motor des tragbaren Kassettenrekorders endgültig. Eine Reparatur sollte zirka 50 DM kosten. Zuviel für mich!

Nach zirka 2 Jahren entsorgte ich das relativ teure Gerät in den Müll. 
 
Einen Großteil der C 90 - Kassetten flogen gleich hinter her, denn sie waren vielfach geflickt, wiesen zerknitterte Bandabschnitte auf oder waren von mir mit " TESA " - Film geklebt worden.
Doch die erste C 60 - Kassette erwies sich als robuster. Sie blieb unrepariert in ihrem Ursprungszustand und auf dem Band waren eben solche Musikstücke, wie sie oben zu hören sind, aufgenommen. Deutschsprachige Lieder nahm ich natürlich nicht auf. Die gesamte Garde der Schmalz - Sänger und Schlager - Trullas hatten für mich toxische Nebenwirkungen und sie verhunzten meine Beatmusik.
 

  


Irgendwann in den 1980er Jahren fand ich die alte " Neckermann " - C 60  - Tonbandkassette bei meinen Habseligkeiten wieder. Ich hatte mir längst ein technisch hochwertigeres Kassettendeck eines japanischen Herstellers zugelegt. Beim Abspielen des Bands klangen die Beat - Songs nicht nur von der Aufnahmequalität aus besehen, grauenhaft. Mein Musikgeschmack hatte sich längst verändert. Ich entsorgte die se Kassette zwar nicht, aber überspielte die einst aufgenommenen Lieder einfach.
" Black Sabbath " statt Dave Dee und Co.: " Zabadak "!

Der Deutsche Soldatensender 935 überlebte die Nach Beat - Ära ebenfalls nicht. Er wurde 1972 im Zuge der sich abzeichnenden " Entspannungspolitik " zwischen West und Ost abgeschaltet. Doch 50 Jahre danach lebt der DSS weiter. Im WWW eben.


 









 

       





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