30 Kilo Zucker

 



Heute ist es wieder soweit: Der " Black Friday ", der angeblich billigst Tag des Jahres 2022 ist angebrochen. Bereits Wochen vorher hat die Werbe - Mafia mit unsäglich dämlichen Spots in einer Form von Trommelfeuer den potentiellen Kunde auf den letzten Tag des Novembers eingeschossen. Zum größten Teil wurden hierzu alte Pop - und schrottige Schlager herangezogen, deren Melodie durch umtexten auf irgendwelche Artikel, die - so wird es dort behauptet - sonders günstig verkauft werden.

Diese Masche ist nun so neu nicht, verfängt aber angesichts der seit mehr als einem halben durch die Decke gegangener Preise, dann doch wieder. Ob nun Lebensmittel, Elektronik - und Elektroartikel oder Bekleidung, von überall aus sämtlich Reklame - Geschützen werden auf das ahnungs -  sowie wehrlose Opfer Salven von angepriesenen Billig - Artikel abgefeuert.

Vor einigen Dekaden, als zunächst nur im kapitalistischen Westen die Print - Werbung in Form von ungefragt in die Briefkästen hinein gestopfter Reklameblättchen so richtig Fahrt aufnahm, durfte der Kaufwillige sich über so viele zu Markt getragener Billigartikel vielleicht noch freuen und deshalb die Gratis - Heftchen im handlichen DIN A4 - Format und hauchdünn, doppelseitig bedruckten Papier sogar als Informationsgrundlage für die kommenden Einkäufe verwenden. Zudem gab es darin sogar und dieses umsonst Nonsens - Beiträge, wie Klatsch über  genannte " Stars " oder " Promis ", das unvermeidliche Horoskop und Mini - Artikel über dem Leser zu vermittelnde Trends.

Inzwischen agiert die Reklame - Industrie umweltschonender. Getrieben vom Wandel bei den elektronischen Medien, müllt sie dem Nutzer eines Email - Kontos, dem Besucher x - beliebiger  Internetseiten oder dem Leser von Artikel im Netz, die Augen mit Schundwerbung zu.

Sinnlose Lobpreisung zu und über dem beworbenen Artikel, die angebotene Dienstleistung und / oder den damit gekoppelten Preis sollen bei dem Rezipienten den Eindruck ermitteln, dass er sich in dem Bereich von Gut und Günstig befindet.

Nun kam mit Wucht die Inflation in die Leben der Bewohner der Industrieländer dieser Erde zurück. Das von Ökonomen seit vielen Jahren eher tot geschwiege Ereignis, dass der Preis für Güter und Dienstleistungen schleichend höher wird, brach durch den Ukraine - Krieg angefacht, wie ein riesiger Flächenbrand über diese Nationen herein. Preissprünge von 10 -, 15 - bis zu 20 % sind längst keine Seltenheit mehr. 

Die Inflation, die Geldentwertung, einst als sich müde in Schrittgeschwindigkeit bewegender Gaul gesehen, hat dieses nun trabendende Nutztier bei vielen Bewohnern der wohl habenden Länder auf der Erdkugel, zu eher unangenehmen Begleiterscheinung geführt. Nicht wenige Menschen haben jetzt das Gefühl durch das Tempo aus dem Sattel geworfen zu werden.

Zu jenen Betroffenen zählen sich mehrheitlich auch die Bewohner unseres Nachbarlandes Tschechien.

Nach der so genannten " Wende " galt jener, damals noch nicht zur EU zählende Staat, schon bald als El Dorado für Billig - Einkaufsmöglichkeiten der grenznah wohnenden Sachsen, Thüringer und sogar Bayern. Dank erheblich geringerer Steuersätze waren in den tschechischen Grenzgebieten viele Waren um 25 bis zu 50 % günstiger. Da bewegten sich denn ab Mitte der 1990er Jahre - besonders an den Wochenenden - Karawanen aus Deutschland kommend über die später kontrollfreie Grenze.            

" De Randfichten " musizierten dazu:


Es war einmal!

Mittlerweile -  Gasputin Putin sei gedankt? - ist eine umgekehrte Fahrtbewegung zu verzeichnen. Weil in Tschechien Teuerungsraten von 16,3 % im Jahresdurchschnitt prognostiziert werden, karren grenznah wohnende Tschechien Kilo - weise Lebensmittel aus Deutschland nach Hause.

Dazu hörte ich heute in der Frühsendung der " ARD Infonacht " einen Beitrag zu diesem sich abzeichnenden Phänomen. Eine Tschechien berichtete darin, dass sie für das in 29 Tagen anstehende Weihnachtsfest das traditionell kredenzte Weihnachtsgebäck für die Familie zubereiten möchte und deshalb in den Lebensmittelmärkten in Deutschland allerlei Zutaten, darunter 30 Kilogramm Backzucker, eingekauft habe, denn sie aus Platzmangel nunmehr bei der Mutter, in einem Regal eines Schuppens sowie in ihrer kleinen Wohnung deponiert habe.
Boah, ey, wie war das noch gleich mit dem Hinweis zu der " Abgabe nur in handelsüblichen Mengen "?

" Steig ein.... "?

  
TONY JOE WHITE  -  The Train I´ m On  -  1972:



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